Her mit der Kohle

Datum: Dienstag, 01. September 2015 11:50

Taschengeld ist also durchaus sinnvoll und wichtig. Experten sagen: Je früher die Kleinen eigenes Geld bekommen, desto besser. Spätestens mit dem Schuleintritt sollte es regelmäßige Beträge geben. Wer es seinem Kind zutraut, kann auch schon in der Vorschule oder nach dem 4. Geburtstag damit beginnen. Das ist ganz individuell und hängt auch davon ab, wie selbständig das Kind schon ist und ob es schon ein gewisses Verständnis für Zahlen, Mengen und Geld hat.

Im Vorschul- und Grundschulalter gilt: Das Taschengeld sollte wöchentlich ausgezahlt werden. Einen ganzen Monat können die Kleinen noch nicht überblicken und unter Umständen ist das Geld schon am Tag der Auszahlung ausgegeben. Dann müsste der Nachwuchs vier Wochen ohne eigenes Budget auskommen. Insofern ist die wöchentliche Auszahlung besser geeignet. Je nach Entwicklung des Kindes kann man zwischen 10 und 12 Jahren mit der monatlichen Auszahlung beginnen.
Das Taschengeld sollte immer an einem festen Tag ausgezahlt werden, beispielsweise immer am Sonntag oder am 1. eines Monats. Das bietet Eltern und Kindern Verlässlichkeit und Regelmäßigkeit. Kleinere Kinder bekommen das Geld in bar. Idealerweise sollten sie spätestens jetzt ein Sparschwein und/oder einen eigenen Geldbeutel bekommen. Wird der Begriff „Taschengeld“ wörtlich genommen und die Münzen verschwinden in der Hosentasche, besteht die Gefahr, dass sie bei der nächsten Wäsche in der Maschine verschwinden. Mit älteren Kindern ab etwa 12 oder 14 Jahren kann man auch vereinbaren, dass das Geld überwiesen wird. Dazu sollte man ihnen ein eigenes Girokonto einrichten.
Bleibt die wichtigste Frage: Wie viel Taschengeld ist angemessen? Das Deutsche Jugendinstitut hat eine Taschengeldtabelle mit Richtwerten veröffentlicht:

Empfehlungen zur Taschengeldhöhe
Quelle: Deutsches Jugendinstitut

tabelleneu1Wie das jede Familie tatsächlich handhabt, hängt von vielen Faktoren ab: Wie viel verdienen die Eltern? Wie viele Kinder hat die Familie? Sollen Kinder eher zu Sparsamkeit erzogen werden oder freie Hand haben? Was bekommen die Freunde der Kinder? Was muss das Kind von dem Taschengeld bezahlen? Für Jugendliche ab 16 Jahren spielt auch eine Rolle, ob sie beispielsweise durch eine Ausbildung bereits selbst Geld verdienen. Das Taschengeld sollte jährlich erhöht werden, der Geburtstag des Kindes bietet sich dazu an. Stellt sich mit der Zeit heraus, dass das Taschengeld nicht reicht, dann sollte sich die Familie zusammensetzen und neu verhandeln: Sollten die Eltern mehr zahlen? Kann sich der Junior vielleicht schon selbst etwas dazu verdienen? Was wird bisher vom Taschengeld bezahlt, worauf könnte man verzichten?

Es gibt ein paar goldene Regeln, an die sich alle Familienmitglieder beim Thema Taschengeld halten sollten:

  • Taschengeld wird pünktlich und regelmäßig gezahlt.
  • Taschengeld wird an einem festen Termin ausgezahlt.
  • Einigen Sie sich gemeinsam auf einen festen Betrag, der ggf. ein Mal jährlich erhöht wird.
  • Man sollte nicht zu viel und nicht zu wenig Taschengeld zahlen.
  • Taschengeld wird an einem festen Ort aufbewahrt (Sparschwein, Geldbeutel).
  • Vereinbaren Sie, was das (ältere) Kind vom Taschengeld bezahlen muss.
  • Das Kind entscheidet selbst, ob es das Geld ausgibt oder spart.
  • Das Kind entscheidet selbst, wofür es das Geld ausgibt.
  • Bewerten Sie die Einkäufe der Kleinen nicht.
  • Vermeiden Sie Nachzahlungen oder Vorschüsse, wenn der Sprössling schon frühzeitig alles ausgegeben hat.
  • Taschengeld wird nicht an Bedingungen wie Zimmeraufräumen geknüpft.
  • Taschengeld sollte weder als Belohnung (gute Noten) noch als Bestrafung (schlechtes Benehmen) eingesetzt werden.

Diese Regeln sind wichtiger als die Höhe des Taschengeldes. So wissen Eltern und Kinder, woran sie sind, Zoff ums Geld stellt sich gar nicht erst ein. Durch die Regelmäßigkeit wissen die Kinder: Ich kann mich darauf verlassen, ohne Nachfragen und Drängeln. Was Pädagogen immer wieder anmahnen: Taschengeld ist kein Hilfsmittel bei der Erziehung. Weder sollten Eltern mit Taschengeldkürzung oder gar -entzug drohen, wenn das Kind nicht hört oder in der Schule Mist gebaut hat. Umstritten sind Belohnungen für gutes Verhalten, wie gute Schulnoten oder Mithilfe im Haushalt. Letztere sollte bei Alltagsdingen wie Müll rausbringen, Geschirrspüler einräumen, Wäsche aufhängen selbstverständlich sein und nicht entlohnt werden. Geht es um größere Aufgaben wie Autowaschen oder Rasenmähen, können die Eltern durchaus über einen kleinen „Lohn“ nachdenken. Das Thema Noten und Taschengeld ist schwierig. Einige Eltern zahlen eine kleine Extra-Prämie, wenn der Nachwuchs sehr gute Noten mit nach Hause bringt. Das Problem dabei: Kinder, die sich in der Schule schwer tun, werden doppelt bestraft: mit schlechten Noten und der ausbleibenden Prämie. Gerade bei Geschwistern kann das schwierig werden. Eine schöne Alternative kann ein gemeinsamer Besuch im Eiscafé zum Ferienstart sein – unabhängig davon, ob auf dem Zeugnis mehr Einsen oder mehr Vieren stehen.

Ebenso wichtig, wenn auch manchmal nur mit tiefem Durchatmen zu akzeptieren: Die Kinder dürfen sich von dem Geld kaufen, was sie möchten. Ganz gleich ob es der Lolli, die Sammelkarte oder das zwanzigste Fillypferd ist: Eltern sollten sich nicht einmischen und sich gutgemeinte Ratschläge verkneifen. Taschengeld ist Haushalten für Anfänger. Die Kleinen müssen den Umgang mit Geld also erst üben, dazu gehören auch Fehlkäufe. Solche Erfahrungen müssen die Kinder selbst machen, wenn sie lernen sollen mit Geld umzugehen. Wenn die Kinder das wünschen, können die Eltern ihren Rat anbieten und Tipps geben. Bei älteren Kindern sollte man absprechen, was vom Taschengeld bezahlt werden muss: Nur Süßigkeiten, Zeitschriften, Spiele oder auch Schulzeug und Klamotten? Dann sollte das Taschengeld aber entsprechend höher ausfallen.