Seite 46 - lausebande-02-2012

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Kolumne :: Seite 46
kordversuch im mexikanischen Toluca nur 70.000
gewaschene Kleidungsstücke an Wäscheleinen über
40 Kilometer geklammert wurden, hatte ich nach
viermaligem Umhängen (Männer müssen ja immer
nachjustieren) zusammen mit den kleinen Wäsche-
ständern voller Socken mindestens einmal die Welt
umrundet. Erschöpft sank ich abends aufs Sofa und
war stolz wie Bolle auf meine einmalige Leistung.
Das wirkliche Ausmaß meines freiwilligen
Haushalts-Jahresstarts ereilte mich erst am Folgetag.
Wäsche abnehmen und wegräumen – pah, für Super-
daddy doch kein Problem, dachte ich. Bei den Shirts
& Hosen fühlte ich mich ja noch bestätigt. Aber dann
kamen die Socken. Socken von sechs verschiedenen
Haushaltsinsassen, von denen vier über ähnliche For-
mate und Größen verfügen (zumindest beim Betrach-
ten eines nur Teilzeithaushaltsbeschäftigen wie mir).
Alles durcheinander! Da braucht olle Sisiphos mit sei-
ner Steinkullerei nicht mehr anzugeben. Mühsam sor-
tierte ich Socken und fühlte mich bei der Identifikati-
on zueinander gehöriger Paare wie Horatio Caine bei
CSI Miami. Das gesamte Wohnzimmer-Sofa war nach
einem halben Nachmittag mit Paaren oder Noch-Ein-
zelgängern übersät, als ich bei einem Kaffee nebenan
verschnaufen musste. Als ich zurück kam, spielten
meine beiden Kleinen – gerade in einer spielerischen
Verniedlichungsphase befindlich – „Socki Springi“.
Dieses Spiel bestand daraus, Anlauf zu nehmen und
mit Padautz mitten in die Socken-Armee auf das Sofa
zu springen. Freudestrahlend führten sie mir das ex-
tra noch einmal vor – aus meiner kriminalistisch zu-
sammengesetzten Sockenanordnung war längst eine
bunte Socken-Soljanka geworden. Es gibt Situatio-
nen, in denen ein Vater wirklich sehr viel Liebe auf-
bringen muss. Dies war eine solche. Verständnislos
sahen mich die Kleinen an, warum „Socki Springi“
so traurig macht. Ich ergab mich in mein Schicksal
und sagte nur, dass Papa jetzt wieder „Socki Sortie-
ri“ darf und mir dieses Spiel gar keinen Spaß macht.
Zumindest habe ich dazu gelernt und weiß jetzt, dass
ich eine Arbeit im Haushalt vor der Pause erstmal
beenden sollte. Und ich weiß auch genau, dass jede
lesende Mutter genau an dieser Stelle wissend mit
dem Kopf genickt hat – und sich genau den gleichen
Erkenntnisprozess für ihren Teilzeithaushaltshelfer
wünscht! Euer lausitzDADDY
Als Vater fühlt man sich im Haushalt meist
wie ein Legastheniker vor einer Buchstaben-
suppe. Es kommt einem zwar alles bekannt
vor, aber die Zuordnung von Aufgaben und Inhalten
des heimischen Haushalts trifft bei uns doch meist
auf die Unbeholfenheit eines 5-jährigen, der nach
vier Jahren Klettverschluss seine neuen Schuhe per
Schleife binden soll. Ein Beispiel für diese Überforde-
rung brachte gleich der Start ins neue Jahr mit sich.
Weihnachten und Jahreswechsel sorgen in unserer
kleinen Großfamilie, die dazu noch Patchwork ist,
immer für mächtigen Trubel. Kinder werden ein- und
ausgeparkt, Verwandte besucht, zwischendurch will
man auch noch entspannen. Pünktlich zu Neujahr ist
dann alles wieder eingeflogen – und sorgte im Bad für
einen unüberwindlichen Wäscheberg, in dem eine
Hundertschaft Waschbären ein Tunnelsystem hätte
errichten können. Ich beschloss spontan, künftig nur
noch Wendeshirts und kürzlich entdeckte Socken
mit Silberfäden und Ventilationsstrick zu tragen, die
auch nach mehreren Tagen Tragezeit nicht riechen
sollen. Während ich auch noch meine frischen Sa-
chen mit Angstschweiß durchnässte, nahm meine
bessere Hälfte unbeeindruckt den Kampf auf. Neben-
bei machte sie auch Essen, die Kinderzimmer, schrieb
drei Konzepte und räumte den Keller auf. Pfffft. Ich
musste erstmal Durchatmen. Voller guter Vorsätze
hatte ich die Aufgabe übernommen, die Wäsche auf
dem Boden aufzuhängen und am kommenden Tag
zusammen zu legen und einzusortieren. Jede Stun-
de stiefelte ich mit einem Korb auf den Dachboden.
Am Abend bereute ich, das vorher nicht als Guiness-
Rekord angemeldet zu haben. Während beim Re-
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
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