lausebande-02-2022

Aktuelles ‹ 39 Darum geht’s Das hier betrachtete Programm „Aufholen nach Corona“ ist vereinfacht gesagt dazu da, dass Eltern und Schulen den Einsatz von Nachhilfelehrern und -lehrerinnen sowie pädagogisch wertvollen Freizeitangeboten nicht selbst bezahlen müssen. Stattdessen übernimmt das Land Brandenburg die Kosten. Gefördert werden: • Angebote zur Förderung fachlicher und methodischer Kompetenzen (sprich: Nachhilfe) • Angebote zur Entwicklung personaler und sozialer Kompetenzen (beispielsweise Teambuilding, Konflikttraining, Filmdrehs oder auch Zirkusprojekte) Das Programm resultiert aus einer Bund-LänderVereinbarung, bei der der Bund Vorgaben macht, während die Länder zur Umsetzung verpflichtet sind. Wir blicken nun im Speziellen darauf, wie Brandenburg seiner Verpflichtung nachkommt, die angefallenen Defizite in fachlicher und sozialer Hinsicht auszugleichen. 23,4 Mio. Euro stehen dafür allein in Brandenburg zur Verfügung. Schritt 1: 3.000 Euro für Wandertage Im ersten Schritt erhielten alle Brandenburger Schulen pauschal 3.000 Euro, um damit Flöße zu bauen. Moment mal, wie bitte? Ja, tatsächlich ging es beim Aufholprogramm bis zum Herbst 2021 erst einmal um das soziale Miteinander aller Schülerinnen und Schüler. Schulen erhielten das Geld für Ausflüge oder Workshops, die die soziale Kompetenzentwicklung fördern sollen. Zu den Projekten zählten zum Beispiel „ein gemeinsamer Floßbau, der Besuch eines Gewaltpräventionstheaters, Teamtage oder ein Erlebniswandertag“, wie Brandenburgs Bildungsministerin Britta Ernst mitteilte. Das kann durchaus wertvoll sein – doch was kann mit 3.000 Euro im Maßstabb einer ganzen Schule schon Großartiges finanziert werden? An Schulen mit 150 Schülerinnen und Schülern entspricht das einem Budget von 20 Euro pro Kind, viele Schulen zählen mehr als 300 Schülerinnen und Schüler – hier könnte der Erlebniswandertag allenfalls aus einem Museumsbesuch oder kleinen Workshop vor Ort bestehen. Umso größer die Schule, desto kleiner die Möglichkeiten für jeden Einzelnen. Bei zwei- oder dreizügigen Schulen mit mehreren Hundert Kindern konnte so kein akzeptables Erlebnisangebot für alle finanziert werden. Entweder mussten die Eltern Geld zuschießen und/oder es konnten nicht alle Schülerinnen und Schüler beteiligt werden. 30 Prozent gingen leer aus! Das war womöglich Anlass dafür, dass das Budget nicht von jeder Schule genutzt wurde, sondern nur von gut 70 Prozent aller Einrichtungen. Leider durften die Schulen von diesemGeld nicht selbst Projekte durchführen und umsetzen. Es war lediglich die Beauftragung externer Anbieter möglich. Für Schulen mit einem besonderen Konzept war durch diese Einschränkung möglicherweise kein geeignetes Angebot dabei. Die Ursache für diese Bedingung liegt darin, dass die Schulen keine Unternehmen im Sinne des Umsatzsteuergesetzes sind und daher keine Rechnungen stellen können. Alles in allem wirken 3.000 Euro für jede Schule nett, doch aufgrund der pauschalen Aufteilung pro Schule profitieren kleine Schulen mehr als jene, die aufgrund hoher Schülerzahlen tendenziell stärker mit sozialen Defiziten zu kämpfen haben. Immerhin: Es konnte für einige Klassen schnell etwas bewirkt und ein gemeinsamer Ausflug finanziert werden. Schritt 2: „Individuelle“ Förderung Im Dezember 2021 begann die zweite Stufe des Nachholprogramms. Jetzt geht es nicht mehr um das gemeinsame Erleben im Klassenverbund, sondern um die Förderung von Schülerinnen und Schülern in kleinen Lerngruppen. Nun bezahlt das Land auch keine pauschalen Summen mehr an alle Schulen. Stattdessen dienen die Lernstandserhebungen vom Schuljahresbeginn als Das Erlebnistagbudget des Landes dürfte an mancher Schule nur für einenMini-Floßbau gereicht haben. Foto: EvgeniiAnd, istock.

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