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Titelthema :: Seite 17
aus verschiedensten Regionen anders organisiert,
um den Entwicklungsaufgaben gerecht zu werden.
Das Hauptproblem besteht aber in der Hemmung
des Stirnhirns. ADHS-Betroffene haben also große
Probleme, diesen Teil ihres Gehirns selbstbestimmt
zu aktivieren. Ausgerechnet dieser Teil ist aber für
die Kontrolle über das Denken und Handeln in
unserem Gehirn zuständig – hier wird bewertet,
gefiltert, animiert oder gebremst, es werden Ideen
gegeben oder Kritik geübt. Hier wird die Arbeit des
Gehirns strukturiert. Im Stirnhirn wird zwar nur
ein Tausendstel unserer Hirnaktivitäten gleistet,
aber es ist genau der Teil, den gesunde Menschen
bewusst erleben – und den wir deshalb auch als
Bewusstsein bezeichnen. Das Stirnhirn schützt die
Arbeit im Gehirn also vor störenden Informationen
und kontrolliert die Verarbeitung der Reize. Wenn
dieser Bereich gestört ist, kann das immense Aus-
wirkungen haben. Zum einen kann eine Flut an
äußeren und inneren Reizen nicht in die richtigen
Bahnen gelenkt werden und so ungefiltert auf die
jeweiligen Hirnbereiche einstürmen und dort
Seit Jahren ist das Thema ADHS ein Dau-
erbrenner in den Medien. Dennoch ist
erstaunlich, wie wenig sowohl betroffene
als auch nicht betroffene Eltern darüber wissen –
und wie viele Vorurteile zu dieser Krankheit trotz
oder gerade wegen dieser Medienpräsenz exis-
tieren. Heute sitzt – zumindest statistisch gese-
hen – in jeder Schulklasse ein Kind mit ADHS. Da
diese Kinder auf die Hilfe ihres gesamten Umfelds
angewiesen sind, wäre eine sachliche und öffent-
lich umfangreiche Aufklärung notwendig. Auf den
folgenden Seiten wollen wir zu diesem Thema, das
wirklich alle engagierten Eltern angeht, einen Bei-
trag dazu leisten.
Was ist ADHS?
ADHS betrifft – wie in der Definition erläutert
– Auffälligkeiten durch Störungen in den drei Ver-
haltensbereichen Aufmerksamkeit, Hyperaktivität
und Impulsivität. Eine eindeutige Erklärung für die
Entstehung dieser Auffälligkeiten gibt es bis heu-
te nicht. Wissenschaftler gehen jedoch von einer
überwiegend genetisch bedingten – also vererbten
– Fehlentwicklung im Gehirn aus und suchen die
Ursachen in Veränderungen der Funktionsweise
des Gehirns. ADHS betrifft vor allem die Hirnfunk-
tionsbereiche, die von den Botenstoffen Dopamin
und Noradrenalin beeinflusst werden. Es handelt
sich in erster Linie um das Stirnhirn mit Zuständig-
keiten für die komplexe Steuerung höherer Hirn-
funktionen, die sensomotorische Hirnrinde mit
Funktionskompetenzen für das Körperempfinden
und Körperreaktionsverhalten, das Scheitelhirn
mit seinem Netzwerk zur Aufmerksamkeitsorien-
tierung, die tief im Gehirn liegenden Nervenzellan-
sammlungen der Basalganglien mit Zuständigkei-
ten für kognitive und motorische Verhaltensweisen
sowie das Kleinhirn mit weiteren, vielfältigen Auf-
gaben. Kurzum: ADHS bedeutet für Kinder, dass
nicht nur eine bestimmte Hirnregion anders ar-
beitet als bei gleichaltrigen Kindern, sondern dass
sich ein komplexes Netzwerk von Nervenzellen
Redaktion: Jens Taschenberger (zwei helden)
»
Zappelsuse & Traumphillip
Eine ausführliche Betrachtung zum Thema ADHS
Definition:
Bei der Aufmerksamkeitsdefizit-Hy-
peraktivitätsstörung (ADHS) handelt es sich um
ein situationsübergreifendes Muster an Auffällig-
keiten in drei Verhaltensbereichen. Diese soge-
nannten Kernsymptome der ADHS sind Unauf-
merksamkeit (eingeschränkte Konzentrationsfä-
higkeit, eingeschränkte Daueraufmerksamkeit,
erhöhte Ablenkbarkeit), Hyperaktivität (allgemei-
ne motorische Unruhe) und Impulsivität (man-
gelnde emotionale bzw. kognitive Impulskontrol-
le). ADS hingegen ist eine Unterart dieses Krank-
heitsbilds, bei der die Hyperaktivität nicht bzw.
nicht erkennbar ausgeprägt ist. Wissenschaft und
Medizin haben Klassifikationsschemata zur Diag-
nose entwickelt, umADHS von anderen entwick-
lungs-, alters- oder krankheitsbedingten Auffäl-
ligkeiten zu unterscheiden.
Wir danken dem ADHS Deutschland e.V. und insbesondere
Herrn Dr. Johannes Streif für die Hilfe und insbesondere
die sachliche Prüfung bei der Erstellung dieses Artikels.