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ADHS – eine Modekrankheit?
Durch die vermehrte unsachliche Berichter-
stattung – im Februar selbst in einer vermeintli-
chen Qualitätstageszeitung wie der FAZ – wird
oft diskutiert, dass ADHS eine Mode-Diagnose ist
und nur der Pharma-Industrie zum Absatz ihrer
Medikamente dient. Tatsächlich hat ADHS mit
seinen Ausprägungen schon immer existiert. Im
Volksmund bekannte Figuren wie Struwwelpeter,
Zappelphillip oder Hans Guck in die Luft entstam-
men allesamt den ca. 150 Jahre alten Geschichten
des Frankfurter Arztes Heinrich Hoffmann – und
beschreiben recht genau die Symptome der Krank-
heiten ADHS und ADS. Auch in der Fachliteratur
wurden Kinder und Jugendliche mit Aufmerksam-
keitsproblemen, allgemeiner motorischer Unruhe
und mangelnder Impulskontrolle schon vor über
100 Jahren beschrieben. Den engeren Zusammen-
hang der drei Verhaltensdimensionen hat man
allerdings erst in jüngster Zeit durch systemische
Untersuchungen bei Kindern und Jugendlichen
festgestellt. Gleichzeitig wurde erkannt, dass ab
einer gewissen Beeinträchtigung eine Behandlung
erfolgen sollte. So bewirkt die verbesserte Diag-
nostik, durch die ADHS-Kinder heute überhaupt
erst als solche und zudem auch schneller erkannt
werden, eine gefühlte Zunahme der Krankheitsfäl-
le. Allerdings wird davon ausgegangen, dass ver-
schiedene Umwelteinflüsse die Ausprägung von
ADHS begünstigen, dazu zählen z.B.:
• die moderne Mediengesellschaft: Reizüberflu-
tung durch den vervielfachten Medienkonsum
mit TV, Computer, Videospielen etc.
• zunehmende Leistungsorientierung: Leistungs-
druck in der Schule, Erwartungsdruck der Eltern
• fehlende familiäre Bindungen: Fehlen von
peraktivität vorliegt, das sogenannte „ADS-Träu-
merchen“. Es könnte aber auch sein, dass es sich
bei Jungen und Mädchen um ein ausgeglichenes
Verhältnis handeln könnte – und lediglich viele
ADS-„Traumsusen“ einfach nicht diagnostiziert
werden. Jungen werden im Vergleich zu Mädchen
auch häufiger diagnostiziert, weil sie durch ihr
Verhalten schneller auffallen. Auch wenn statis-
tisch gesehen in jeder deutschen Schulklasse ein
ADHS-Kind sitzt und vielfältige medizinische Er-
kenntnisse vorliegen, steckt der Transfer dieser Er-
kenntnisse in alle notwendigen Bereiche wie eine
flächendeckende, kompetente Versorgung über
Ärzte und Experten sowie in erzieherische Institu-
tionen von Eltern bis zur Lehrerschaft noch in den
Kinderschuhen.
Das ist gerade vor dem Hintergrund der An-
zahl betroffener Kinder – immerhin leiden um die
500.000 Schulkinder in Deutschland an ADHS –
und der möglichen immensen Folgeerkrankungen
bei falscher oder unzureichender Behandlung un-
verständlich. Denn ADHS ist nicht heilbar, auch
wenn Betroffene mit der Entwicklung des Gehirns
und entsprechender Behandlung unter Umstän-
den ein vollkommen normales, unbeeinträchtig-
tes Leben führen können. Nach Schätzungen der
Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psycho-
therapie und Nervenheilkunde (DGPPN) sind noch
zwischen 2,5 bis 4 Prozent der Erwachsenen in
Deutschland von ADHS betroffen. Auch das macht
deutlich, dass uns diese Krankheit im Alltag und in
unserem persönlichen Umgang vielleicht öfter be-
gegnet, als wir es vermuten.
• Bobaththerapeutin
• für Kinder & Erwachsene
• Hirnleistungstraining am PC
• im Hausbesuch nach ärztl. VO
• Einsatz eines Therapiebegleithundes
Bianca Heuer
Bahnhofstraße 54, 03046 Cottbus
Tel. (0355) 49 46 088
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