Kolumne :: Seite 62
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
gegen meiner besseren Hälfte – der Meinung ist, dass
Kinder nicht früh genug an die technischen Errungen-
schaften im Bereich digitaler Endgeräte herangeführt
werden können. Also durfte Töchterchen ihre Entde-
ckungsreise auf dem Smartphone gemeinsam mit Siri
fortsetzen. So gab Siri auf ihre Frage, was Null durch
Null sei, folgende Antwort: „Stell dir vor, du hast null
Kekse und verteilst die gleichmäßig auf null Freunde.
Wie viele Kekse bekommt jeder? Siehst du, das macht
keinen Sinn. Und das Krümelmonster ist traurig, weil
es keine Kekse mehr gibt und du bist traurig, weil du
keine Freunde hast.“ Boah, sagte ich zu meiner bes-
seren Hälfte, siehst du – da lernt sie doch richtig was!
Leider trifft bei meinem Töchterchen die kindliche
Neugier aber auch auf einen gesunden, trockenen
Humor, den sie wohl von meiner besseren Hälfte ge-
erbt hat. Das bekam ich am Folgetag dann unverhofft,
aber umso intensiver zu spüren.
Als ich das Büro betrat, schauten mich ALLE belustigt
an. Ich rannte gleich auf die Toilette und sah nach,
ob mir ein Popel aus der Nase hängt oder ob mich je-
mand mit einem lustigen Aufkleber versehen hat, wo
ich es nicht sehen kann. Nach zehn Minuten gab ich
auf, es gab an mir nichts Ungewöhnliches zu entde-
cken. Zurück im Büro steckte dann auch dieser und
jener aus den Nachbarbüros seinen Kopf bei uns rein
und winkte belustigt in meine Richtung. Ich schaute
in die Zeitung, inmeine Mails – ja sogar auf Facebook.
Aber nirgends konnte ich einen Grund ausmachen,
warum ich offensichtlich der Depp des Tages war.
Also rief ich meine bessere Hälfte an. Wie jeder Mann,
wenn er nicht mehr ein noch aus weiß. Und was soll
ich sagen: Natürlich wusste sie, woran es lag. „Der
Herr Medienpädagoge solle doch mal seine gesende-
ten SMS checken.“ Das tat ich. Meine Kleine hatte mit
Siris Hilfe tatsächlich eine Nachricht an ALLE meine
Kontakte – und das sind über 700(!) – geschickt. Mit
einer Funktion, die ich mal wieder nicht kannte. Der
Text: „Jeden Sonntag tanze ich mit freiem Oberkör-
per, in rosa Röckchen und roten Lackschuhen, vor
dem Spiegel. Wer macht mit?“ Sogar die Kommaset-
zung war korrekt. Dieses Bild bekommt sicher keiner
meiner Geschäftspartner so schnell aus dem Kopf.
Und ich weiß nicht einmal, wie ich an alle Kontakte
auf einmal eine Nachricht schreiben kann – und Siri
ist auch nicht da. Verdammt!
Euer lausitzDADDY
Gehören Sie auch zu den digitalen Dinosau-
riern? Wir Eltern bilden uns ja manchmal
ein, mit unserem gefährlichen Halbwissen
in Sachen Facebook oder Smartphone & Co. voll auf
dem Laufenden zu sein. In Wirklichkeit haben wir da
aber den Horizont einer knieenden Ameise, während
sich unsere Kids in diesen Bereichen so intuitiv und
selbstbewusst bewegen, wie wir früher im analogen
Garten hinterm Haus. Manchmal führt das auch zu
recht ungewollten Ergebnissen, besonders bei Vätern
wie unsereinem, die gern mit wertvoller Pädagogik
in der Erziehung auftrumpfen wollen, wenn diese
eigentlich fehl am Platz ist – wie beim „Smartphone-
Workshop“ meiner Kleinen im vergangenen Monat.
Ich habe als Status-Symbol natürlich ein Smartphone
mit einem Apfel drauf. Immer das neueste Gerät, ob-
wohl ich damit auch nur telefoniere und Nachrichten
verschicke. Was das Hochleistungsteil noch so alles
kann, davon habe ich nicht den Dunst einer Ahnung
und eigentlich auch keine Zeit, das zu erforschen.
Aber es sieht toll aus und ich gehöre zur Gemeinde!
Meine Kleine ist mit ihren neun Lenzen da ganz an-
ders unterwegs. Für ein Kuscheltier mit digitaler Ani-
mation hat sie schon vor Jahren wie von Zauberhand
eine App auf meinem Smartphone installiert. In ihrer
Klasse sind schon fast alle Freundinnen mit Smart-
phones versorgt und kennen Funktionen, die ich bis
zu meinem Lebensende wohl nicht entdecken werde.
Nun war meine Kleine wieder einmal am Herumspie-
len mit meinem Taschencomputer. Sie hatte gerade
„Siri“ entdeckt, die Sprachsteuerung auf meinem
Handy – und plauderte einfach drauf los. Meine bes-
sere Hälfte sagte, dass sie Papas Handy zur Seite legen
und gefälligst fragen soll, bevor sie es benutzt. Sofort
meldete sich der Medienpädagoge in mir, der ja – ent-
Noch nicht genug gelacht?
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