lausebande-03-2024

64 › Titelthema auch hier überdurchschnittlich gut ab, während die Ergebnisse aus Brandenburg und NordrheinWestfalen besonders alarmierend sind. Im Abschlussbericht zum IQB-Bildungstrend 2022 heißt es: „Auch wenn die Erwartung unrealistisch ist, dass ein Bildungssystem ungleiche Eingangsvoraussetzungen vollständig ausgleicht, so gilt es doch als allgemein akzeptiertes bildungspolitisches Ziel, mit Hintergrundmerkmalen der Schüler:innen verbundene Disparitäten so weit wie möglich zu reduzieren.“ Bildungsgerechtigkeit in Deutschland: Schule Durch die Bildungsinstitutionen sollen alle Kinder also möglichst gleiche Chancen auf einen guten Schulabschluss und die Möglichkeit eines Studiums haben – unabhängig davon, ob ihre Eltern die Schule nach der 10. Klasse verlassen oder studiert haben, ob sie von einem Elternteil großgezogen werden oder von beiden, ob sie reich oder arm sind, ob zu Hause deutsch oder arabisch gesprochen wird. Die eben vorgestellten Studien stellen alle fest, dass es diese Chancengleichheit in Deutschland bisher nicht gibt. Zusätzlich hat das ifo-Institut 2023 erstmals den Chancenmonitor veröffentlicht. Für diesen wurden die Daten von gut 50.000 Kindern aus dem Mikrozensus 2019 ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen detailliert auf, welche Faktoren sich negativ auf die Schullaufbahn von Kindern in Deutschland 0 5 10 15 20 25 30 Lesen Zuhören Rechtschreibung Mathe 13 11 22 15 19 18 30 22 Anteil der Kinder unterhalb der Bildungs-Mindeststandards 2016 2021 In allen abgefragten Bereichen hat sich der Anteil der Kinder erhöht, die nicht die Mindeststandards erreichten. Quelle: IQB-Bildungstrend 2021 und 2016 auswirken. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind auf das Gymnasium geht, schwankt je nach sozialem Hintergrund zwischen 20 und 80 Prozent! Der Migrationshintergrund hat deutlich weniger Einfluss als das Einkommen und der Bildungsabschluss der Eltern. Die Untersuchung zeigt ebenfalls, dass Jungs etwas geringere Chancen haben auf ein Gymnasium zu gehen – unabhängig vom familiären Hintergrund. Der Chancenmonitor weist zugleich daraufhin, dass die Bildungsunterschiede schon vor der Einschulung beginnen: „Dieses Auseinanderklaffen der Bildungschancen von sozioökonomisch begünstigten und benachteiligten Kindern lässt sich bereits in der frühkindlichen Bildung beobachten und setzt sich dann auf allen weiteren Bildungsstufen sowie in außerschulischen Bereichen fort. Besonders problematisch daran ist, dass sich der Bildungsstand in den früheren Bildungsstufen auf den Erfolg in späteren Bildungsstufen auswirkt und sich Benachteiligungen somit über die Bildungslaufbahn aufsummieren.“ Das geht so weit, dass Jugendliche mit ungünstigem familiärem Hintergrund in der 9. Klasse etwa vier Schuljahre hinter den Leistungen ihrer „privilegierten“ Mitschüler zurückliegen. Die Studienautoren haben auch gleich ein paar Lösungsvorschläge mitgeliefert. Um die Chancengerechtigkeit in Deutschland zu erhöhen, empfehlen sie sechs Ansatzpunkte:

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