Seite 29 - lausebande-04-2013

Basic HTML-Version

Interview :: Seite 29
Nein, die finden das alle ganz gut. Ich habe Fauch-
schaben als Haustiere. Das sind Schaben, die fauchen
können. Das ist ungewöhnlich, aber soweit ich das
beurteilen kann, finden das alle gut.
Kinder sind leicht zu begeistern – wie kann man El-
tern zum Experimentieren bringen?
Kinder sind aber auch schnell gelangweilt und finden
schnell Sachen bescheuert. Sie sind leicht zu begeis-
tern, wenn man etwas cooles macht und sie ernst
nimmt. Wenn man das pädagogisch macht, sind sie
schnell gelangweilt. Ich bin jemand, der sagt, „So, wir
machen das jetzt. Egal, ob es Quatsch ist oder stinkt.“
Eltern machen mit, wenn die Kinder mitmachen.
Ihr Lieblingsexperiment?
Ich habe kein Lieblingsexperiment. Die Fliegen anlo-
cken, finde ich cool. Aber ich finde die alle gut. Für
das Buch haben wir ja aus einer riesigen Auswahl
ausgesucht. Gestrichen wurde, wie man eine Atom-
bombe baut und wie man LSD synthetisiert. Es geht
bei dem Buch darum, rumzufummeln und zu probie-
ren. Ob das pädagogisch wertvoll ist? Das weiß man
doch vorher nicht, was hinterher wertvoll ist, wer
etwas daraus lernt. Ob später jemand Forscher wird
und mit seinen Kindern selber coole Sachen macht.
Mir ist das scheißegal, was wertvoll ist und was nicht.
Warum ist Haut magnetisch?
Das sollen die Kinder mal ausprobieren, dann werden
sie sehen, warum das so ist oder so zu sein scheint.
Und unter welchen Bedingungen das funktioniert.
Das ist zum Rumspielen.
Was denken Sie, warum wird in der Schule und im
Kindergarten so wenig praktisch Wissenschaft ver-
mittelt, wo es doch augenscheinlich mit einfachen
Mitteln unterhaltsam gemacht werden kann?
Ich kann das gar nicht beurteilen. Ich habe schon lan-
ge keinen Schulunterricht mehr gesehen. Aber die Ge-
räte, die ich da gesehen habe, waren schon sehr geil.
Zum Beispiel Pendel, wo man sehen kann, dass die
Pendelbewegungen schnell chaotisch werden. Da
Mark Benecke ist Deutschlands bekanntes-
ter Kriminalbiologe. Der coole Familienvater
hat im vergangenen Jahr das ebenso coole
Experimentierbuch „Das haut dem Frosch die Locken
weg“ veröffentlicht. Mit dem zugehörigen Showpro-
gramm, aber auch seiner Show für die „Großen“,
kommt er im Oktober nach Cottbus.
Viele Leute können sich unter Ihrem Beruf kaum et-
was vorstellen. Wie sieht Ihre Berufsrealität aus?
Ich untersuche Fälle, die andere, Privatleute oder
staatliche Stellen und andere, sehr merkwürdig oder
schräg finden und die in irgendeiner Sackgasse ge-
landet sind. Wir sehen uns Akten und Spuren an und
versuchen, mit Leuten zu reden, die noch irgendet-
was wissen. Dann versuchen wir zusammenzufüh-
ren, was da passiert sein könnte, welche Alternativen
möglich wären.
Ihr spannendster Fall?
Ich finde alle Fälle gleich spannend.
Sie sind Kriminalbiologe und haben schon ziemlich
üble Sachen gesehen. Haben Sie Ihr Experimentier-
buch für Kinder zum Ausgleich geschrieben?
Nee, das hat damit gar nichts zu tun. Das Wichtigste
bei unserer Arbeit ist ja, wie ein Kind zu denken und
alles auf das absolut Grundlegende herunterzubre-
chen. Kinder können das direkt, da sie automatisch
an die einfachste und sinnvollste Lösung denken. Ich
habe als Kind auch gerne experimentiert. Gute Expe-
rimentierbücher gibt es nicht viele. Also, doch, es gibt
viele, aber die sind so pädagogisch. Das mag ich nicht
so sehr. Deswegen habe ich das aus Spaß gemacht,
als der Verlag mich gefragt hat. Das Buch ist zum
Rumprobieren da und soll nicht künstlich Fröhlich-
keit oder gesteuertes Interesse erzeugen.
Wird bei Ihnen zu Hause auch experimentiert?
Ja, na klar, die ganze Zeit.
Ist Ihre Arbeit zu Hause Thema? Ekeln sich Ihre Kin-
der vor Maden, Fliegen, Würmern?
Interview: Coline Erdmann (zwei helden)
»
„Was ist schon
pädagogisch wertvoll?
Interview mit Kriminalbiologe Mark Benecke