lausebande-04-2022

10 › Aktuelles Die ersten drei Lebensjahre eines Kindes sind für fast alle Eltern nicht nur die spannendste, sondern gleichzeitig psychisch auch intensivste Zeit. Regelmäßige Ruhe- und Erholungsphasen, das Wahrnehmen eigener Bedürfnisse oder soziale Kontakte rücken in den Hintergrund. Die Kinder geben in dieser Zeit den Rhythmus des Alltags und die (gefühlte) Belastung der Eltern vor. Eltern mit Depressionen nehmen diesen an sich schon sehr fordernden Alltag mit ihrem Kind nochmals deutlich belastender wahr. Sie können dabei mehrfach täglich und in einer Vielzahl an Alltagssituationen mit ihren Kleinkindern in die eigene psychische und emotionale Überforderung geraten. Zeit, um sich um das eigene Seelenwohl zu kümmern, Kraft aufzutanken, ist kaum möglich. Die betroffenen Mütter und Väter fühlen sich oft sozial isoliert und eingeschränkt. Sie erleben bspw. die folgenden immer wiederkehrenden Situationen und Interaktionen mit dem eigenen Kind als psychische Überforderung: Mahlzeiten (Stillen, Nahrung anreichen), unruhige Schlafzeiten, Schreien usw. Dies führt bei den Eltern dazu, dass es ihnen in depressiven Phasen kaum möglich ist, sich in das eigene Baby bzw. Kind und dessen Bedürfnisse einzufühlen. In diesen Phasen schätzen die Eltern das Verhältnis zum eigenen Kind als sehr belastet und eingeschränkt ein. Gleichzeitig haben sie große Selbstzweifel an ihrer eigenen Kompetenz als Eltern. Schuldgefühle, Versagensängste und Ängste allgemeiner Art Depressionen stellen eine der häufigsten Erkrankungen in unserer heutigen Leistungsgesellschaft dar. Typische Symptome können sich in Antriebslosigkeit, Interessenverlust, gedrückter Stimmung, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, Schuldgefühlen oder Selbstwertverlust zeigen. Diese Erkrankung betrifft zunehmend auch Eltern, insbesondere Eltern von Kleinkindern. Als Risikofaktoren für eine depressive Erkrankung bei Eltern gelten bspw. ungeplante Schwangerschaft, Alleinerziehende, Unglücklichsein in der Beziehung oder ein niedriger sozialer Status. Ebenso scheinen jüngere Eltern (unter 25 Jahren) häufiger von Depressionen betroffen zu sein als ältere Väter und Mütter. Die Depression eines Elternteils stellt eine hohe Belastung und Herausforderung für die gesamte junge Familie dar. Die Kleinkinder haben ein erhöhtes Risiko, an Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensauffälligkeiten zu leiden. Dies kann bis hin zu einer meist im späteren Kindes- oder Jugendalter auftretenden eigenen psychischen Erkrankung führen. Aber was bedeutet das für die gerade in den ersten Jahren so wichtige Eltern-Kind-Beziehung? In welchen Situationen im Familienalltag treten diese Beeinträchtigungen auf ? Wenn die Seele krank ist – Depressionen bei Eltern mit Kleinkindern

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