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Aktuelles ‹ 23 Brandenburgs Klassenzimmer erwischen die Folgen der starken Abwanderung junger Menschen in der Nachwendezeit hart. Jede siebte Lehrkraft blickt mindestens auf ihren 60. Geburtstag zurück. Nimmt man die über 50-Jährigen dazu, dann geht die Hälfte aller Lehrerinnen und Lehrer in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Schon beim heutigen Anlaufen der absehbarenMassenverrentnung stehen viel zu wenige Nachwuchskräfte bereit, um die Lücken zu schließen – so wird der Bedarf vonmindestens 1.800 Stellen zumnächsten Schuljahresbeginn nicht gedeckt werden können, das gestand sich sogar Bildungsministerin Britta Ernst ein. Kurzfristig: Assistenten statt Lehrer Die Kanzlergattin geht davon aus, dass es zumneuen Schuljahr nur für 1.600 Neueinstellungen reichen wird. Für die restlichen 200 Stellen plant sie eine Umwidmung – sie sollen für Schulassistenten, Sozialpädagogen und IT-Fachkräfte genutzt werden. Im selben Zuge sollen Lehrerwochenstunden gekürzt werden, die aktuell für Förder- oder Teilungsunterricht eingesetzt werden – schließlich würden ja nicht genügend Kräfte zur Verfügung stehen, um zusätzliche Angebote umzusetzen, die über den Regel-Stundenplan hinausgehen. Die Pläne ernteten heftige Kritik. Ulrike Mauersberger, Sprecherin des Landeselternrats, sieht die Inklusion in Gefahr und ist davon überzeugt, dass der Wegfall von Unterstützungsangeboten für schwächere Schüler die Leistungsunterschiede innerhalb der Klassen vergrößern würde. Der Brandenburger Chef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs, machte gegenüber dem rbb darauf aufmerksam, dass bei 200 Assistenzstellen für 800 Schulen nicht jede etwas abbekommen könne. Eine Kürzung von voll ausgebildeten Lehrerstunden treffe hingegen viele Schulen hart. Beide Interessenvertreter fordern, für neue Assistenten stattdessen zusätzliche Stellen zu schaffen. Unklar ist bei alledem auch, ob und wie die umgewidmeten Stellen überhaupt besetzt werden sollen – denn auch bei anderen Pädagogen oder IT-Fachleuten herrscht ein Fachkräftemangel. Über die Stellenumwidmunghinausmöchte das Land mit denLehrergewerkschaftenauchüber längereArbeitszeiten, Anreize fürweniger Teilzeit sowieüberArbeitszeitkontenverhandeln–was bei der Lehrerschaft nicht gut ankommt, wie eine Personalversammlung des Schulamtes Cottbus am22. März zeigte. Mittelfristig: Bildungsamtsfrauen und -männer Dass das Schulsystemweiterhin läuft, verdankenwir derweil den Seiteneinsteigern. Sie machten beim Schuljahresstart 2022/23 ganze 30 Prozent der Neueinstellungen aus. Ihr Anteil an der Gesamtzahl der Lehrkräfte wuchs in den vergangenen Jahren soweit, dass ihnen mittlerweile jeder siebte Platz am Lehrpult gehört. Für sie soll der Lehrerberuf nun attraktiver werden. Im Januar sorgte die Landesregierung deshalb dafür, dass unter ihnen künftig nicht nur Masterabsolventen, sondern auch solchemit einem Bachelorabschluss verbeamtet werden können. Bewerber für diese Beamtenlaufbahnmüssenmindestens 18Monate lang verschiedene Qualifizierungen durchlaufen. Der Haken an der Sache: Die Kultusministerkonferenz wird solche Laufbahnen wahrscheinlich nicht bundesweit anerkennen. EinWechsel in andere Bundesländer ist damit ausgeschlossen. Die Bezeichnung für die Bachelor-Beamten soll „Bildungsamtfrau bzw. -mann“ lauten. Langfristig: Lehrernachwuchs von der BTU Eine Möglichkeit, mehr Lehrernachwuchs zu generieren, schlugenwir inder lausebande-Ausgabe 202211 vor: einLehramtsstudiuminder Lausitz. Schon ab demWintersemester 2023wird das amBTU-Standort SenftenbergRealität. Zunächstmit der Fächerkombination Deutsch und Mathematik können die ersten 50 Studis imHerbst starten. Die Kapazitäten für das Grundschullehramtsstudium sollen anschließend schrittweise auf mehrere Hundert erhöht werden. Außerdem wird das Angebot künftig um Englisch, Kunst, Musik, Sachunterricht, Sport und Sorbisch/ Wendisch erweitert. Von Anfang an soll das Lernen imHörsaal umpraktische Erfahrungen ergänzt werden – zumBeispiel in Formvon Schulhospitationen, individuell durchgeführten Unterrichtseinheiten oder Praktika in pädagogischen Einrichtungen. Brandenburg: mehr Assistenten und Nachwuchs Das ist in Brandenburg zur Bekämpfung des Lehrermangels geplant kurzelinks.de/lehrer-werden-brandenburg

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