Seite 35 - lausebande-05-2012

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Interview :: Seite 35
Eventmanagerin wollte ich dem ständigen Stress
dieser Branche entgehen und tagsüber für mein
Kind da sein – und beruflich etwas machen kön-
nen, wenn die Kinder abends schlafen. Da kam ich
auf die Idee mit den Pole Dance-Kursen – und da
ich alles richtig oder gar nicht anpacke, habe ich
gleich eine richtige Ausbildung gemacht und im
Herbst 2009 feste Räume als Pole Dance-Schule
eingerichtet. Jetzt, mit meinen zwei Kindern, weiß
ich, dass es die richtige Entscheidung war!
Ist das gleich gut angelaufen?
Ich hatte auch etwas Glück. In Cottbus und der
Lausitz war Pole Dance überhaupt kein Thema.
Kurz nach der Eröffnung habe ich dann die Deut-
schen Amateurmeisterschaften gewonnen und
Anfang 2010 wurde dann auch im Fernsehen auf
unterschiedlichen Sendern viel über Pole Dance
berichtet. Da haben die Cottbuser das auch ak-
zeptiert. Inzwischen sieht man ja, dass Pole Dance
gesellschaftlich legitimiert ist und selbst in Fami-
liensendungen wie Bohlens Supertalent oder bei
Heidi Klums Top Models für ästhetische Augenbli-
cke und alles andere als anrüchige Momente sorgt.
Brauchst du dafür eine Trainerlizenz oder kann das
jeder machen?
Theoretisch kann das jeder machen, praktisch
kann Pole Dance aber auch sehr gefährlich sein.
Ohne guten Trainer birgt es ein großes Verlet-
zungsrisiko, es sind tatsächlich schon Leute bis
zur Querschnittslähmung verletzt worden. Deshalb
habe ich eine Trainerlizenz gemacht. Was viele
nicht wissen: Mit einem Fitnesstrainerschein kann
man beim Pole Dance auch gar nichts anfangen,
denn das ist etwas völlig anderes – und das un-
terschätzen auch ganz viele. Pole Dance lebt von
einer großen Flexibilität und einem unheimlichen
Kraftaufwand – da muss man auch so trainieren,
dass Spätfolgen verhindert werden. Für mich ist es
wichtig, dass die Frauen in meinen Kursen ihre Ge-
sundheit fördern und nicht herausfordern.
Mareike Lehmann ist eine Powerfrau. Die
junge Lausitzerin ist liebevolle Mutter
zweier Kleinkinder und Inhaberin der
ersten Lausitzer Pole Dance-Schule sowie einer
Künstlervermittlung. Uns interessierte, wie das Fa-
milienleben mit dem gesellschaftlich oft wenig ak-
zeptierten Pole Dance zu vereinbaren ist – für den
sich aber gerade in der Lausitz immer mehr Mütter
interessieren.
Du ernährst deine junge Familie mit einem recht
einmaligen Job, erntest du dafür eher Anerken-
nung oder mehr Skepsis?
Beides, von manchen werde ich auch belächelt.
Es gibt viele, die nicht informiert sind und reich-
lich Vorurteile streuen. Es gibt aber auch hier in-
zwischen immer mehr Frauen, die das ausprobiert
haben und ganz toll finden. Sie erkennen das als
Sport und bewundern dann eher die Leistung, die
dahinter steht.
Welche Vorurteile gibt es da?
Oft ist zu hören, dass wir alle Stripperinen sind,
das wir uns für Männer ausziehen und dafür Ein-
tritt verlangen. Unwissende unterstellen dem Pole
Dance gern, dass es billig und nuttig ist.
Was ist denn nun eigentlich Pole Dance und wie
bist du zu deiner eigenen Schule gekommen?
Pole Dance ist das ästhetische Tanzen an der Stan-
ge. Dazu braucht es Kraft, Akrobatik, Ausdauer
und Flexibilität. Das hat mit Popo-wackeln und
ausziehen nichts zu tun. Im Grunde ist es Artistik
und Akrobatik mit Hilfe eines Sportgeräts – der
Stange. Natürlich ist das auch sexy, aber andere
Akrobaten tanzen ja genauso sexy. Leider bekom-
men es viele Leute nicht aus den Köpfen, dass die
Stange auch für den eher anrüchig betrachteten
Tabledance steht. Ich bin durch das Gogo-Tanzen
dazu gekommen, das mache ich seit fast zehn Jah-
ren. Als ich mein erstes Kind bekam, wollte ich
keinen Zehnstundenjob mehr machen. Als gelernte
Interview: Jens Taschenberger (zwei helden)
Toll
, wenn Mama tanzt“
Interview mit Mareike Lehmann,
Inhaberin der ersten Lausitzer Pole Dance-Schule
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