lausebande-05-2023

70 › Titelthema Leistungssport oder Breitensport? Für die meisten Kinder ist und bleibt der Vereinssport ein schöner Ausgleich zur Schule, eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, eine gute Möglichkeit, um in Bewegung zu bleiben. Für manche aber steht der Leistungsgedanke im Vordergrund. Wenn Kinder das Talent, das Interesse und die Leistungsbereitschaft dafür zeigen, spricht nichts dagegen, den Sport auf Profiniveau zu betreiben. Das heißt ganz praktisch: vier bis sechs Mal pro Woche Training, regelmäßige Teilnahme an Meisterschaften, Wettkämpfen und Turnieren – auch weiter weg und imAusland.Wenn das Kind diesen Weg wählt, muss die ganze Familie dahinter stehen. Die Eltern müssen die regelmäßige Teilnahme am Training und an Wettkämpfen ermöglichen, andere Hobbys nebenher sind dann kaum möglich. Auch die Zeit für Treffen mit Freunden außerhalb des Vereins ist begrenzt, gemeinsame Familienausflüge müssen hinten anstehen. Der Verein wird zur zweiten Familie. Umso wichtiger ist es, dass Schutz- und Präventionskonzepte im Verein umgesetzt werden. Hier sollten Eltern konkret nachfragen. Denn eben weil Kinder im Leistungssport so viel Zeit im Verein und abseits anderer sozialer Bereiche verbringen, ist hier das Risiko für Missbrauch tendenziell höher. Damit die schulischen Leistungen nicht leiden, sind Absprachen bzw. Kooperationen zwischen Schule und Verein möglich und bei Vereinen mit Leistungssportlern und Kaderathleten üblich. An folgenden Kriterien erkennen Eltern eine gute Talent- und Leistungsförderung: • systematische Talentsichtung und Talentförderung • ausgebildete Trainer und Trainerinnen • Zusammenarbeit mit anderen Institutionen wie Schulen • soziale und pädagogische Maßnahmen bzw. Projekte • sportmedizinische und Ernährungsberatung • Missbrauchs- und Dopingprävention Der jüngste Kinder- und Jugendsportbericht, der 2020 veröffentlicht wurde, beklagt eine Tendenz hin zu weniger Leistungsanspruch. Der Leistungsgedanke im Kinder- und Jugendsport gehe zunehmend verloren, so die Autoren. Stattdessen seien gesundheitliche Aspekte für Eltern wichtiger. Etwa ein Drittel der Sportvereine im Kinder- und Jugendbereich engagiert sich im Leistungssport und in der Talenteförderung, wobei Sachsen und Brandenburg mit 30 Prozent eher im unteren Bereich liegen. Spitzenreiter sind Baden-Württemberg und Bremen mit 40 Prozent. In der Regel kostet der Mitgliedsbeitrag in diesen Vereinen etwas mehr, da durch Wettkämpfe und intensiveres Training deutlich mehr Kosten anfallen. Wer sich für Leistungssport entscheidet, ermöglicht seinem Nachwuchs exklusive Erfahrungen wie das Messen mit Kindern und Jugendlichen aus aller Welt, sportliche Erfolge, den Umgang mit Niederlagen, die Teilnahme an nationalen und internationalen Wettkämpfen. Auch im Breitensport können Kinder Medaillen und Pokale gewinnen, sich über Erfolge freuen. Die meisten Sportvereine beteiligen sich am Ligaspielbetrieb, an Wettkämpfen und Turnieren – nur eben auf regionaler Ebene und nicht auf nationaler oder gar internationaler. Und dafür reicht es dann, wenn nur zwei bis drei Mail wöchentlich trainiert wird. Wie finden wir den passenden Sportverein? Neben der Frage, welche Sportart es sein soll und ob es zum Leistungs- oder zum Breitensport geht, spielen folgende Aspekte eine wichtige Rolle, wenn es um die Suche nach dem passenden Sportverein geht: Zum einen soll das neue sportliche Hobby Spaß machen. Es ist eine Aktivität in der Freizeit, die je nach Alter und Intensität bis zu fünf Nachmittage pro Woche in Anspruch nimmt. Daher ist es wichtig, dass das Kind Freude daran hat, kurzzeitige Phasen der fehlenden Motivation mal außen vor gelassen. Ob der gewählte Sport Spaß macht, zeigt sich unter Umständen nicht erst nach zwei oder drei Schnupperstunden, sondern vielleicht erst nach einem halben Jahr, wenn erste Wettkämpfe absolviert und vielleicht verloren wurden, das Training auch mal bei schlechtem Wetter stattfand oder für das Turnier ein geplanter Familienausflug ins Wasser gefallen ist. Wenn das Kind dann trotzdem noch mit Eifer dabei ist, dann hat es offenbar den richtigen Sport und Verein gefunden. Wenn die Lust aufs Training dann deutlich nachlässt, sollten Sie gemeinsam nach Alternativen schauen. Zweitens sollte es menschlich passen. Ein gutes Miteinander unter den Vereinskameraden, aber auch zwischen Trainern und Kindern ist wichtig, damit das Kind dauerhaft dran bleibt. Training und Wettkämpfe funktionieren nur, wenn alle Kinder ordentlich mitmachen, sich an die Regeln halten und sich kameradschaftlich verhalten. Insofern ist es ganz normal und wichtig, wenn die

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