Seite 25 - lausebande-06-2011

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Interview :: Seite 25
meine Familie da sein. Aber ich lebe meinen Kin-
dern auch gerne vor, dass die Mutter nicht nur das
Haus hütet, sondern sich auch gesellschaftlich en-
gagiert. Und dass man sich kümmern muss, wenn
man etwas verändern möchte.
Wie oft stand für Sie die Frage, sich zwischen Kindern
und Beruf zu entscheiden – mit jedem Kind neu?
Das kann ich so gar nicht sagen. Nach dem
ersten Kind habe ich wieder angefangen zu arbei-
ten, nach dem zweiten in Teilzeit. Nach dem drit-
ten sind wir nach Cottbus umgezogen und ich bin
bewusst eine gewisse Zeit zu Hause geblieben, um
uns in dem neuen Umfeld zu verankern. Für mich
gab es nie ein Entweder-Oder. Die Frage war immer
nur, wie lange ich meinen Beruf zurückstelle und
wann ich wieder verstärkt einsteige. Und dem bin
ich treu geblieben.
Wann und warum sind Sie in die Politik gegangen?
Ich habe schon sehr früh politisches Engage-
ment erlebt, mein Vater war zwanzig Jahre lang
Landtagsabgeordneter in Baden-Württemberg. Als
Schülerin und später als Jugendliche habe ich mich
intensiv mit Atomkraft und Nachrüstung auseinan-
dergesetzt. Jahre später musste die Politik erst ein-
mal hintanstehen, während des Studiums, dann
als Ärztin und Mutter war ich erst mal gut beschäf-
tigt. Später half mir ein Zufall auf die Sprünge: Ich
bin schon seit über 30 Jahren SPD-Mitglied. Als
wir nach Cottbus gezogen sind, habe ich mir eines
Tages den SPD-Ortsverein angeschaut. Genau an
jenem Abend wurden die Listen für die Kommunal-
wahl aufgestellt – als junge Frau mit Familie habe
ich da ganz gut reingepasst. Da ich sowieso gerne
wieder aktiv werden wollte, habe ich mich aufstel-
len lassen. Zu meiner eigenen Überraschung wur-
de ich aus dem Stand in die Cottbuser Stadtverord-
netenversammlung gewählt. So bin ich Schritt für
Schritt immer tiefer in die Politik hineingewach-
sen. Ich habe ich mich viele Jahre in der Cottbuser
Kommunalpolitik engagiert und tue es – mit dem
Cottbuser Aufbruch – ja heute noch.
Frau Münch, Sie sind Landesministerin
mit zugehörigem übervollen Terminkalen-
der – und das als siebenfache Mutter. Wie
funktioniert das, wie viele Haushaltshilfen sind da-
für notwendig?
Das funktioniert eigentlich ganz gut, auch
wenn sich Viele das vielleicht nicht vorstellen kön-
nen. Wir haben in der Familie ein gutes Manage-
ment und planen jeden Tag vorher relativ genau.
Wenn alle gesund sind und alles nach Plan läuft,
funktioniert das auch. Daneben hilft uns auch eine
Haushaltshilfe, die fünf, sechs Stunden am Tag da
ist. Sie kümmert sich um den Haushalt und holt
den Kleinsten vom Kindergarten ab. Wenig später
kommen die größeren Kinder nach Hause oder
einer von uns ist da. Trotz guter Planung bricht
zwischendurch auch mal Chaos aus, aber das ist in
anderen Familien sicher nicht anders.
Wie schaffen Sie es, jedem ihrer Kinder gerecht zu
werden?
Ich versuche, jedem Kind gerecht zu werden,
ob ich das immer schaffe, weiß ich nicht. Auf alle
Fälle bemühe ich mich darum – wie sicher jede
andere Mutter auch – mir das Gefühl dafür zu be-
wahren, wie es den Kindern geht. Wenn ich abends
nach Hause komme, spreche ich mit den Älteren:
Wie war dein Tag? Wie geht es dir? Und was steht
an? Die Jüngeren sind dann morgens beim Früh-
stück dran. Und auch am Wochenende ist die Fa-
milie wichtig. Manchmal ist es ein richtiggehender
Kampf mit meinem Kalender, mir Freiräume für die
Familie zu schaffen.
Bei sieben Kindern hätten Sie auch die Entschei-
dung treffen können, sich zu Hause um die Erzie-
hung zu bemühen. Warum haben Sie sich anders
entschieden?
Weil das Leben mehr ist als nur das häusliche
Umfeld. Ich habe eine hochqualifzierte Ausbil-
dung, ich bin Ärztin und habe lange im Kranken-
haus gearbeitet. Zudem war ich seit meiner frühen
Jugend politisch aktiv. Natürlich möchte ich für
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