lausebande-06-2022

22 › Aktuelles geblieben, nur würde ich unser Training nicht mehr als Arbeit bezeichnen. Mit der Zeit hat es sich nämlich vom gemeinsamen „Arbeiten“ am Boden immer mehr zum „miteinander Spielen“ entwickelt. Inspiriert dazu hat mich niemand anderes als Jack selbst. Er hat mir gezeigt, dass wir beide uns ohne Druck und Zwang am besten entfalten können. Pferde als Spielgefährten Für viele klingt der Gedanke, mit Pferden zu spielen, vielleicht absurd. Geht es Ihnen genauso? Dabei liegen Parallelen auf der Hand: Warum sollte man mit Pferden nicht spielen können, wenn man es mit Hunden und Katzen doch auch kann? Pferde haben tatsächlich genauso wie Hunde und Katzen das Bedürfnis, zu spielen und sich aus eigenem Antrieb zu entfalten. Untereinander, in der Herde, spielen sie schließlich auch. Diese Gedanken, eine gründliche Recherche und viel Kommunikation mit Gleichgesinnten haben mich überzeugt, dass ein spielerisches Training zwischen Pferd und Mensch möglich und ein richtiger Weg für ein glückliches Pferd ist. Und mit dieser Meinung bin ich nicht die Einzige – ganz imGegenteil. Der Reitsport imWandel Im Reitsport ändert sich zurzeit Vieles. Etablierte Mittel und Methoden im Umgang mit Pferden werden hinterfragt und immer kritischer betrachtet. Eine stetig wachsende Bewegung setzt sich für das Pferdewohl ein. Sie klärt viel über das stille Leiden der Pferde auf und zeigt einen guten Weg, mit Pferden gerecht und auf Augenhöhe zu arbeiten. Aus dieser Bewegung hat sich eine Gemeinschaft vonMenschen, der nun auch ich angehöre, herauskristallisiert. Sie folgt einem Trainingsansatz namens „Intrinzen“. Entwickelt wurde Intrinzen von der Amerikanerin Kathy Sierra, um Pferden wieder die Freude an der Bewegung zurückzugeben. Damit das Pferd Freude am Training entwickelt, wird mit der intrinsischen – also eigenen – Motivation des Pferdes gearbeitet. Das heißt zum Beispiel für mich, dass ich das Training für Jack so interessant wie möglich gestalte. Dabei hat er Wahlmöglichkeiten und muss nicht immer funktionieren und genau das machen, was ich von ihm verlange. Vielmehr kann durch meine vielen Angebote dann bei Jack Eigenmotivation entstehen, die ich für das Training nutze. Worauf man beim Reiten auf jeden Fall achten bzw. verzichten sollte! Über viele Hilfsmittel beim Reiten kann man verschiedener Meinung sein. Hilfszügel und Sperrriemen gehören aber überhaupt nichts ans Pferd – auch beim Reiten mit Gebiss oder gebisslos habe ich eine Position. Hilfszügel Diese Zwangmittel, die in den unterschiedlichsten Verschnallungen und Formen auftreten, sollen dem Pferd angeblich helfen, den Kopf in der richtigen Position zu halten und ihn nicht nach oben zu ziehen. Letztendlich wird das Pferd jedoch durch die fixierenden Seile in eine starre Haltung hinein gezwungen, aus der es nicht mehr heraus kommt. Wenn das Pferd den Kopf hochnehmen will, bekommt es einen ordentlichen Ruck auf das Gebiss, welches im sensiblen Pferdemaul liegt. Das bereitet demPferd natürlich enorme Schmerzen. Dochnicht nur, wenn es den Kopf zu hoch nimmt, erleidet das Pferd Schmerzen. Auch in der richtigen Kopfhaltung ziehen die Hilfszügel unaufhörbar am Pferdemaul. Deshalb verfallen viele Pferde in eine Art Schonhaltung und rollen ihren Hals ein, um den Hilfszügel weniger unter Spannung zu setzen und somit dem Schmerz zu entgehen. Diese Schonhaltung wirkt sich auf den gesamten Pferdekörper aus und kann zu starken körperlichen Schäden führen. Man kann gerne mal selbst das Kinn fest an den Brustkorb drücken. Unangenehm, oder? Und jetzt muss man sich vorstellen, man würde jedes Mal, wenn man das Kinn wieder hochnehmen will, durch eine Metallstange im Mund in diese Haltung zurückgezogen werden. So erhält man einen guten Eindruck, wie sich so viele Pferde im Reitsport fühlen. Doch Hilfszügel allein sind für viele Reiter noch nicht schlimmgenug. Sperrriemen Sie werden eingesetzt, um zu verhindern, dass Pferde ihre Mäuler während des Reitens aufmachen. Absurd, nicht wahr? Das Pferd wird also gezwungen, sein Maul geschlossen zu halten, indem es zugeschnürt wird. Hier sollte man sich zuerst fragen, wieso das Pferd sein Maul beim Reiten überhaupt so weit aufreißt. Das liegt tatsächlich fast immer an den viel zu harten Zügeleinwirkungen des Reiters. Das Pferd versucht, das Gebiss während des Reitens auszu-

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