lausebande-06-2022

72 › Titelthema Es gibt keine gesunde Bräune südlichen Länder ein gutes Beispiel. Dort halten die Menschen in der Mittagszeit Siesta. Auch wir sollten die Sonne mittags meiden und uns drinnen aufhalten. Ausflüge legt man besser auf den Morgen oder den späten Nachmittag. Zudem ist lange, weite Kleidung wichtig. Die kurzen Kleidchen und Shirts, die man im Sommer überall sieht, sind denkbar ungeeignet. Der Blick auf den aktuellen UV-Index muss so normal werden wie der auf den Wetterbericht. Ab einem UV-Index von 3 ist Schutz durch Schatten, Kleidung und Sonnencreme notwendig, ab 6 wird es gefährlich, da sollte die Sonne gemieden werden, ab 8 heißt es: Möglichst mittags gar nicht draußen aufhalten. Haben Sie den Eindruck, dass den Eltern mittlerweile klar ist, wie wichtig das Thema ist? Umfragen zeigen, dass das Wissen über die Gefährlichkeit der Sonne durchaus vorhanden ist. Allein das daraus resultierende Handeln fehlt. Das liegt sicher auch daran, dass die Spätfolgen eines Sonnenbrands erst mit reichlich Verzögerung sichtbar werden. Wenn ein Kind einen Sonnenbrand bekommt, schädigt das die DNA in den Stammzellen dauerhaft und irreversibel. Der Krebs kommt aber erst 40 Jahre später. Und vielen jungen Menschen ist es leider egal, was in ein paar Jahrzehnten ist. Oder sie wollen schön gebräunte Haut haben… Es gibt keine gesunde Bräune. Die Bräunung der Haut ist eine Abwehrreaktion der Haut, es ist sozusagen der letzte Aufschrei der Haut, mit der sie uns mitteilen will: Es reicht, bitte sofort raus aus der Sonne! Dass zu viel Sonne dem Körper schadet, merkt man auch daran, dass man nach einem intensiven Sonnenbad für zwei bis drei Wochen eine geschwächte Immunabwehr hat, man ist anfälliger für Infektionen. Kann es sein, dass Hautkrebs aufgrund der guten Heilungschancen als ungefährlicher Krebs angesehen wird? Es ist glücklicherweise tatsächlich so, dass sich Hautkrebs gut entfernen lässt. Aber zum einen ist es wenig angenehm, sich alle paar Jahre wieder einen Hautkrebs wegschneiden zu lassen. Zum anderen passiert es leider immer wieder, dass es nicht gelingt, den Hautkrebs vollständig zu entfernen, bevor er sich ausbreitet und Metastasen im ganzen Körper bildet. Ungefährlich ist er also keineswegs. UV-Strahlung ist so gefährlich wie Asbest und Röntgenstrahlung. Was das für Familien bedeutet, erklärt der Dermatologe Prof. Dr. Eckhard W. Breitbart im Interview. Als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention engagiert er sich seit Jahren für mehr Hautkrebsprävention. Im Gespräch mit der lausebande verrät er, welche Folgen der Klimawandel hat, was Kitas und Schulen für mehr UV-Schutz tun können und warum wir auf das Sonnenbad im nächsten Urlaub besser verzichten sollten. Was macht denn die Sonne so gefährlich? Die UV-Strahlung. Die ist so gefährlich, dass sich die meisten Menschen, dass gar nicht vorstellen können. UV-Strahlung sorgt bereits innerhalb weniger Sekunden für mehrere hunderttausend DNA-Schäden in jeder Hautzelle. Unser Körper reagiert darauf mit einem ausgeklügelten Reparaturmechanismus, gerade bei intensiverer oder lang anhaltender UV-Strahlung kann dieser aber nicht alle Schäden beheben, wodurch das Hautkrebsrisiko steigt. Daher wurde UV-Strahlung von der Weltgesundheitsorganisation als krebserregende Strahlung erster Klasse eingestuft. Sie ist damit genauso gefährlich wie Asbest oder Röntgenstrahlung. Wir haben mittlerweile 132 Sonnenstunden mehr pro Jahr als noch vor 40 Jahren. Damit steigt die UV-Belastung. Die Folgen davon sehen wir schon heute. Wir zählen derzeit etwa 300.000 Neuerkrankungen pro Jahr – so viele wie noch nie. Wir Dermatologen kommen mit dem Operieren kaum noch hinterher. Was bedeutet die zunehmende Hitze und Sonne für Familien? Sie sollten ihren Alltag anpassen. Da sind die

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