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Interview :: Seite 39
Löbau keine Lehrstellen. So bin ich in Niesky gelan-
det. Wenn man zu Ostzeiten wirklich wusste, was
man will, hat man es im Gegensatz zu heute leicht
gehabt. Während der Lehre fing ich an zu schnitzen
und merkte, dass ich das kann und mir das Spaß
macht. Dann kam ich hierher und war im Forstbe-
reich tätig, verkaufte aber meine Schnitzereien ne-
benher auf Wochenmärkten. Das lief so gut, dass ich
immer weniger Zeit für die eigentliche Arbeit hatte.
Studieren wollte ich nicht noch einmal für einen
Ingenieursjob, also hab ich mir gesagt, ich mache
mein Hobby zum Beruf und schlug dann die Künst-
lerlaufbahn ein.
War von Anfang an klar, dass es eher in die spieleri-
sche Richtung gehen wird?
Ich bin Autodidakt und
habe damals in Dresden ein Symposium mit ande-
ren Leuten gemacht, in dem wir gemeinsam einen
Spielplatz gebaut haben. Der bestand aus Skulptu-
ren und Figuren, da wurde mit schweren Motorsä-
gen gearbeitet. Das lag mir durch meine Ausbildung
natürlich sehr und dadurch gab es den ersten Kon-
takt mit dem Thema „Spielen“. Ich habe dann noch
eine Bildhauerlehre abgeschlossen und mit kleinen
kunsthandwerklichen Sachen angefangen. Mit dem
Tag der Währungsunion haben wir dann unsere
Firma „Künstlerische Holzgestaltung Jürgen Berg-
mann“ gegründet.
Und wie haben Sie angefangen?
Mit einem alten
Freund aus dem Forstbereich und meiner Partnerin.
Wir waren ganz klein und haben eher davon gelebt,
unsere Holzgestaltungen auf Märkten zu verkaufen.
Haben sie damals schon auf der heutigen Kulturin-
sel gelebt?
Ja. Wir haben ja hier wie Einsiedler gelebt
und damals noch ein Stück dazugekauft, weil wir
Angst um unsere Einsiedelei hatten – damals wur-
den ja überall Tankstellen an die Straßen gesetzt.
Aber mittlerweile hat das ja bei den vielen Besu-
chern und Mitarbeitern eigentlich nichts mehr mit
Einsiedelei zu tun.
Mit 55 Jahren sitzt Jürgen Bergmann ent-
spannt in seinem Büro inmitten der Bäume
der Kulturinsel Einsiedel. Unter uns liegt
sein kleines Reich aus Werkstätten und einem immer
weiter wachsenden Freizeitpark. Seine Firma baut
inzwischen Freizeitwelten in ganz Europa, verrück-
te und ungewöhnliche Spielplätze, die so gar nicht
dem bekannten Muster heute typischer Spielland-
schaften in Wohngebieten entsprechen. Die größte
Freizeitwelt ist sicher auf der Kulturinsel entstan-
den, wo jedes Jahr neue Ideen hinzukommen, so,
wie neben vielen anderen Projekten eben Zeit bleibt.
Was in Einsiedel einst als Ausstellung weniger Expo-
nate begann, ist heute der kreativste Freizeitpark im
Osten, mit unendlichen Tunnellybarinthen, Sachen
zum Beklettern und Entdecken, Baumhaushotel und
abendlichem Theaterspektakel. Inzwischen wird ne-
benan auf der polnischen Seite ein kleines Walddorf
zum Erlebnisdorf umgebaut, entstehen ungewöhnli-
che Baumbetten und viele andere Sachen. Die Kul-
turinsel wird mit diesen Attraktionen samt Erdhaus
und Tipi-Dorf immer mehr zu dem Familientipp für
einen Kurzurlaub. Wir sprachen mit Jürgen Berg-
mann, der auf seiner Insel seine ganze eigene, ver-
spielte Lebensvision umsetzt:
Wie kamen Sie zur Kulturinsel?
Angefangen habe ich
auf diesem Gelände hier schon in den 80er Jahren,
als ich aus Zittau hergezogen bin. Ich habe das Haus
von Bauersleuten abgekauft, bei denen ich zuvor ein
Praktikum gemacht hatte. Das war der Anfang.
Hat Sie das schon als Kind ausgemacht, Baumhaus
bauen, Handwerken, mit Holzklötzern spielen?
Ja,
definitiv. Meine Familie hatte damals eine Gärtnerei
in Zittau und ich war total glücklich. Ich war schon
als Kind sehr aktiv, immer unterwegs und wurde
sehr ländlich und naturverbunden erzogen.
Wollten Sie immer „Spielplatzbauer“ werden?
Nein,
ich wollte unbedingt im Forstbereich arbeiten. Lei-
der gab es damals beim nächsten Forstbetrieb in
Interview: Jens Taschenberger (zwei helden), Fotos: PR Kulturinsel Einsiedel
„Das wichtigste ist
Vielfalt
Interview mit dem König der Kulturinsel, Jürgen Bergmann
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