Seite 42 - lausebande-09-2011

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Kolumne :: Seite 42
gelassener Miene quittiert und mir insgeheim ge-
sagt, dass sie bei ihrer Rückkehr schon staunen wird
– was sie dann auch tatsächlich machte. Jedenfalls
nahm ich mir vor, nicht nur die Kinder bestens zu
versorgen, sondern nebenbei den gaaaanzen Haus-
halt zu schmeißen, samt Wäsche, Küche, Wischen,
Zahnbürsten abkochen, Silikonfugen schimmelvor-
sorgend trockenhalten … ja, ich hatte wochenlang in-
tensiv beobachtet, welche Details zum unendlichen
Universum aus Haushaltstätigkeiten gehören.
So startete ich mit Nylonschürze und extra ange-
schafftem Universal-Swiffer ins Wochenende. Bereits
am Freitagabend waren Wohnzimmer und ein Kin-
derzimmer grundgereinigt. Am nächsten Tag ging es
dann mit unseren drei daheim gebliebenen Kindern
(der Große weilte vorsichtshalber bei Freunden) auf
ein Abenteuer in die nasse Natur. Super Daddy wollte
ja den Spagat aus absoluter Kinderbelustigung und
perfekter Haushaltsführung demonstrieren. Nach
dem Naturabenteuer sollten die Kleinen in die Wan-
ne, davor wurde aus einem Kinderzimmer aber noch
Nimmerland. Ich war Captain Hook und jagte meine
kleine Wendy samt Peter Pan und Michael durchs
Zimmer. Sie konnten nicht entkommen, denn drau-
ßen brauste die See und mein Piratenschiff ankerte
vor Nimmerland. Als mein Kleiner auf die Toilette
musste und kurze Zeit später mit nassen Füßen vor
mir stand, war ich über den Realitätsgehalt unseres
Spiels verblüfft. Draußen brauste tatsächlich die See
– ich hatte vor dem Spiel das Badewasser eingelas-
sen und das beim Eintauchen ins Nimmerland ganz
vergessen. So verbrachte ich den restlichen Samstag
mit Schadensbegrenzung, entfernte aus Flur und
Wohnzimmer das durchfeuchtete Laminat und stürz-
te im Handumdrehen vom Superdaddy zum Pan-
nenolli ab. Ich hatte natürlich recht, dass meine Frau
nach der Rückkehr staunen würde – und wie. Der
Wäschekorb war voll, der Haushalt stand Kopf, das
Laminat war weg – und ich war fertig. Wenigstens
hatten die Kinder eine Menge spannende Abenteuer
zu erzählen.
Diese Kolumne widme ich meinem klei-
nen Sohn, der mich vor den Schrecken der
Hausratsversicherung rettete. Genau an
dem Tag, als ich erkennen musste, dass die Sache
mit Peter Pan und nicht erwachsen werden im Leben
eines Hochleistungsvaters nichts verloren hat. Aber
eins nach dem anderen:
Viele Väter teilen – da bin ich mir sicher – eine
evolutionär veranlagte Orientierungslosigkeit im
Haushalt. Oder einfach gereimt: Im Keller und auf
dem Dachboden kennen wir uns aus, der Haushalt ist
uns ein Graus. Wie Kleinkinder bedürfen wir der An-
leitung, wenn es darum geht, herumliegende Sachen,
wollmausgroße Staubfusen oder den überquellen-
den Mülleimer wahrzunehmen und entsprechende
Ordnungsmaßnahmen einzuleiten. Wir wissen das.
Aber wir geben das ungern zu. Insgeheim denken
wir, dass wir all das natürlich auch leisten könnten,
wenn wir mehr Zeit im Haushalt verbringen könnten.
Diesen Beweis wollte ich in aller Ausführlichkeit ab-
liefern, als meine bessere Hälfte für ein Wochenende
zu einem familiären Einsatz ausrücken musste. An
einem graunaßkalten herbstlichen Freitag im August
verabschiedete sie mich mit dem gleichen besorgten
Blick, den meine Mutter vor über drei Jahrzehnten
aufsetzte, als ich das erste Mal allein ins Ferienlager
fuhr. Als Chef auf Zeit auf unbekanntem Terrain habe
ich das und ihre vielen „Anregungen“ natürlich mit
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
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Dazu Anregungen/ Hinweise/ Meinungen?
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