Seite 46 - lausebande_09-2013

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Titelthema :: Seite 46
Wie gut ist es um Schu-
len in Brandenburg be-
stellt?
Um die Schulen Brandenburgs ist
es ganz gut bestellt. Es dauert na-
türlich viele Jahre, bevor Refor-
men und Änderungen auch mess-
bar greifen. Aber: Wir haben in
den letzten Jahren deutlich auf-
geholt.
Neun von zehn Eltern wünschen
sich ein bundesweit einheitliches
Bildungssystem. Warum ist aus
Ihrer Sicht Bildung zu Recht Län-
dersache?
Ich kann diesen Wunsch nach-
vollziehen – aber die Länderho-
heit hat in Deutschland histori-
sche Gründe. Entscheidend ist
aber: Unser Bildungssystem ist
aufgrund der Länderhoheit auch
nicht schlechter als ein zentrales
System. Das können wir inner-
halb Europas gut vergleichen. Ich
war vor einigen Monaten in Frank-
reich und bin auch oft in Polen.
Dort existieren zentral gesteuer-
te Bildungssysteme, die keines-
wegs leistungsfähiger als das un-
sere sind. Die konkreten Probleme
der Kollegen sind dort keine ande-
ren als bei uns.
In Brandenburg wurde der inter-
national unabhängige PISA-E-Test
abgeschafft, wodurch der nationa-
le und internationale Vergleich un-
serer Schulen eingeschränkt ist.
Warum wird der denn gescheut?
Wir müssen keinen Vergleich
scheuen. Die Bildungs- und Kul-
tusminister der Länder haben
sich im Jahr 2009 dafür entschie-
den, eine andere Vergleichsebene
zu schaffen. Wir haben Bildungs-
standards eingeführt und testen
die Leistungsfähigkeit unseres Bil-
dungswesens auf der Grundlage
eigener Standards. Damit wurde
das Institut zur Qualitätsentwick-
lung im Bildungswesen beauf-
tragt, das seitdem die Vergleichs-
tests erarbeitet und natürlich auch
weiterhin einen Ländervergleich
ermöglicht. Die Untersuchung der
Bildungsstandards in Mathematik
und Naturwissenschaften fand im
Jahr 2012 statt – wir erhalten dem-
nächst die entsprechenden Er-
gebnisse. Der nächste Länderver-
gleich erfolgt 2015. Wir haben also
ein Ersatzinstrument geschaffen,
das uns auf der Grundlage unse-
rer Bildungsstandards präzisere
Analysen und bessere Aussagen
ermöglicht.
Kann ich als Elternteil nachvoll-
ziehen, wo Brandenburg und wo
meine Schule im nationalen und
internationalen Vergleich stehen?
Wir veröffentlichen viele Informa-
tionen in den Schulporträts auf
dem Bildungsserver Berlin-Bran-
denburg unter www.bildungsser-
ver.berlin-brandenburg.de. Dort
werden unter anderem auch Er-
gebnisse von zentralen Prüfun-
gen veröffentlicht und man kann
sehen, wie die eigene Schule im
Ranking abschneidet. Zudem
werden inzwischen auch die Er-
gebnisse der Schulvisitationen an
brandenburgischen Schulen ver-
öffentlicht. Es gibt auch viele wei-
tere Untersuchungen auf Bundes-
ebene, wie etwa die Studien der
Bertelsmann-Stiftung, die regel-
mäßig veröffentlicht werden. Es
gibt also mittlerweile eine große
Transparenz und die Eltern kön-
nen sich auf vielen Ebenen umfas-
send informieren.
Dieses Jahr haben Sie mit 550 neu-
en Lehrern so viele wie nie zuvor
eingestellt, dafür sind zum Ende
des vergangenen Schuljahres aber
800 Lehrer ausgeschieden. Wa-
rum sprechen Sie trotz negativem
Saldo von einem positiven Signal?
Unter den 800 ausgeschiedenen
Lehrern gab es viele ältere Kolle-
gen, die in Teilzeit gearbeitet ha-
ben – während die 550 neu einge-
stellten Lehrerinnen und Lehrer in
der Regel alle in Vollzeit arbeiten.
Unterm Strich gleichen sie die Ab-
gänge also voll aus. Zudem haben
wir noch die Zusatzlehrer für In-
klusion im System. Diese Entwick-
lung ist ein positives Signal.
Ihr großes Projekt „Inklusion –
Schule für alle“ steht und fällt
auch mit den richtigen Fachkräf-
ten. Was macht Sie zuversichtlich,
diese zu binden und über wie vie-
le Fachkräfte reden wir eigentlich?
Martina Münch ist seit 23. Februar 2011 Ministerin für Bildung,
Jugend und Sport im Land Brandenburg. Sie ist siebenfache Mutter.
„Wir haben deutlich aufgeholt“
Interview mit Dr. Martina Münch