Seite 35 - lausebande-09-2014

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säumnis vorwerfen lassen, Erzie-
her ebenso wenig. Mobbing ist eine
langfristige Ausübung von Gewalt
und bedeutet dadurch immer, dass
etwas nicht mitbekommen wurde.
Hier will keiner was falsch gemacht
haben. Werde ich von Schulen zu
einer Fortbildung eingeladen, wer-
den die Fälle klar benannt. Holen
Eltern mich von außen zur Hilfe,
wird von den Schulen abgestritten,
dass dort Mobbing vorgefallen sei.
Diese wahnsinnige Angst, nach au-
ßen schlecht dazustehen, gilt aber
für fast alle Institutionen.
Sie haben Mobbing als Lehrer einst
selbst nicht bemerkt – was hat Sie
eigentlich veranlasst, sich so inten-
sivmit demThema zu beschäftigen?
Das war eine sehr persönliche Be-
gegnung. Ich hatte vor gut 20 Jah-
ren lange Zeit eine Deutschklasse,
mit der ich meines Erachtens glän-
zend klar kam. Da war eine Schü-
lerin dabei, die mir wegen schlech-
ter Leistungen und Eigenbrötlertum
auffiel. Ich fand Sie auch persönlich
ein bisschen komisch. Sie war ei-
gentlich gut, hatte dann aber einen
plötzlichen und sehr krassen Noten-
abfall und ist deshalb sitzengeblie-
ben, freiwillig, wie ich später erfuhr.
Ich hatte dieselbe Schülerin später
wieder, imFach Erziehungswissen-
schaften. Auf einer Klassenfahrt
brach Sie wegen einer vermeintli-
chen Kleinigkeit in Tränen aus und
bekam sich nicht mehr ein. Auf mei-
ne Nachfrage erzählte sie mir ihre
Geschichte und dass sie wegen teils
weit zurückreichendenMobbingfäl-
len psychologisch behandelt wer-
denmusste.
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Das ausführliche Interview
lesen Sie in unter
www.lausebande.de
teren, hat in der Ausbildung nichts
über Mobbing erfahren. Das än-
dert sich in der Ausbildung künfti-
ger Lehrer und Erzieher jetzt gera-
de, das braucht dann noch lange,
bis es in der Praxis ankommt. Lei-
der kommt es selbst an Universi-
täten nur punktuell vor. Mein äl-
tester Sohn hat Sonderpädagogik
studiert und der Begriff „Mobbing“
fiel im gesamten Studium kein ein-
ziges Mal. Das halte ich für ein gro-
ßes Problem. Damuss noch viel ge-
tan werden. Das wird zusätzlich
erschwert, weil die Ausbildung für
Lehrer und Erzieher jedes Bundes-
land für sich unterschiedlich re-
gelt und selbst innerhalb der Bun-
desländer in der Ausbildung relativ
autonome Strukturen vorherrschen.
Dadurch kann es im selben Bun-
desland an verschiedenen Ausbil-
dungsstätten zu ganz unterschied-
lichen Auseinandersetzungen mit
dem Thema „Mobbing“ kommen.
Das ist das große Problem: Mobbing
wird schon in der Ausbildung von
Erziehern und Lehrern nicht hoch
genug angesetzt.
Wo stellen Sie in der Praxis den
größten Widerstand beim Thema
fest, in Kitas, Grundschulen, wei-
terführenden Schulen oder im Ar-
beitsalltag Erwachsener?
Inzwi-
schen verfügen viele Betriebe über
einen Mobbingbeauftragten, da
wird das Thema offensiver ange-
gangen. Aber auch aus vielen Zu-
schriften schließe ich, dass Wi-
derstände bei Schulen besonders
intensiv sind. Der Widerstand ist
immer dann am größten, wenn
Mobbing von außen thematisiert
wird. Man regelt das lieber intern.
Sobald jemand von außen kommt,
wird im konkreten Fall gern abge-
stritten, dass hier Mobbing vorliegt.
Lehrer wollen sich kein Dienstver-
Für weitere Informationen zum
Thema Mobbing empfiehlt Wolf-
gang Kindler folgende Quellen:
Dich machen
wir fertig
Wolfgang Kindler
106 Seiten
ISBN978-3834602862
Jugendbuch: Ein Roman, der den
Weg einer beliebten Schülerin
zum Mobbing-Opfer beschreibt –
und die Probleme, einen Ausweg
zu finden. Empfehlenswert auch
als Klassenlektüre für die Klas-
senstufen 8-11.
Schluss mit
Mobbing
Wolfgang Kindler
160 Seiten
ISBN978-3896942999
Umfassender Ratgeber zur aktuel-
len TV-Serie für Opfer, Eltern und
Lehrer auf dem neuesten Stand,
inkl. Fallbeispielen und Hand-
lungsstrategien.
www.lecturio.de
Online-Beitrag „Mobbing – Was
tun?“ von Wolfgang Kindler mit
8 Vorträgen (Laufzeit 4.10 h), 19
Quizfragen und 10 Lehrmateriali-
en, ein Internetlernprogramm, das
Hilfe bietet, kompetent mit Mob-
bing umzugehen.
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