Seite 15 - lausebande-10-2011

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Titelthema :: Seite 15
Ziel von Impfungen ist der Schutz der breiten
Gesellschaft vor schweren und hochansteckenden
Infektionskrankheiten, bei denen es keine oder
nur geringe Therapiemöglichkeiten gegen den
Krankheitserreger gibt (z.B. bei Hepatitis B, Polio-
myletitis, Tollwut, Diphterie, Tetanus); bei denen
es zu schweren Komplikationen kommen kann
(wie z.B. der Gehirnhautentzündung bei Masern
mit einer Sterberate von 20-30%) oder die wäh-
rend der Schwangerschaft (Röteln) oder Geburt
(Windpocken) zu schweren Schäden beim Kind
führen können. Kurzum: Impfungen werden für
Infektionskrankheiten empfohlen, die durch
führt, später führte die Weltgesundheitsorganisa-
tion (WHO) umfangreiche Impfprogramme durch,
sodass Pocken seit den 1980er Jahren als weltweit
eliminiert gelten. Millionen Menschenleben wur-
den gerettet, seitdem ist eine Pockenschutzimp-
fung nicht mehr notwendig. Aber noch heute ste-
hen Infektionskrankheiten mit ca. 25% an zweiter
Stelle der weltweiten Todesursachenstatistik. So
starben im Jahr 2001 weltweit 745.000 Menschen
an Masern, vor allem Kinder.
In Deutschland werden je Jahr knapp 50
Millionen Impfdosen verkauft – die Zahl
der Impfungen steigt nach wie vor. Aber
werden wir deshalb gesünder? Diese Frage bewegt
schon seit Einführung der Pockenschutzimpfung
für Kinder im Jahr 1874 immer wieder die Gemüter
vor allem von Eltern. Schließlich haben sie oft das
Gefühl, mit einer Impfung ihre Kinder wissentlich
einer Gefahr auszusetzen. So wird auch heute im-
mer wieder diskutiert, ob bei Kindern die Impf-
spritze nicht mehr Schaden als Nutzen anrichtet.
Sind Impfungen also gefährlich, oder sogar über-
füssig – und welche Rolle spielen die Proftinteres-
sen der Pharmaindustrie?
Auf den folgenden Seiten wollen wir einen
Überblick über Sinn und Ziel von Impfungen sowie
darüber geben, auf welcher Grundlage in Deutsch-
land und Brandenburg Impfungen erfolgen. Eltern
können sich auch über Risiken und regionale Be-
sonderheiten in Südbrandenburg einen Überblick
verschaffen – und fnden viele Tipps für weitere
Recherchen.
Sinn und Ziel von Impfungen
Heute kann jeder – ohne Angabe von Gründen
– eine Impfung für sich oder seine Kinder ableh-
nen. Impfraten heutiger Schulanfänger bei Masern,
Diphterie, Tetanus, Keuchhusten und weiteren
Krankheiten von deutlich über 90 Prozent machen
klar, welche Bedeutung das Thema für jede Fami-
lie hat. Dennoch passiert diese Gesundheitsvor-
sorge in vielen Familien quasi „automatisch“ und
ohne vordergründiges Bewusstsein. Warum tun
wir unseren Kindern das also an?
Bei der Antwort hilft vor allem ein Blick in die
Vergangenheit: So starb noch im 19. Jahrhundert
jedes fünfte Kind in Deutschland an Pocken, allein
1870 und 1873 starben an dieser Krankheit hier-
zulande in den letzten Pockenepidemien 181.000
Menschen, vorwiegend Kinder. 1874 wurde in
Deutschland eine Impfpficht gegen Pocken einge-
Redaktion: Jens Taschenberger (zwei helden) / Fotografe: Harry Müller und Ben Peters (codiarts)
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Pfaster drauf und gut?
Der Durchblick zum Thema Impfen
So funktioniert Impfen
Unser Immunsystem wehrt krank machende
Erreger, Bakterien oder Viren durch spezifsche
Abwehrstoffe ab. Diese sogenannten Antikör-
per machen den Erreger unschädlich. Gleich-
zeitig werden Gedächtniszellen gebildet, die bei
erneutem Kontakt den Erreger sofort abwehren,
bevor eine Krankheit ausbricht. Dieser Vorgang
wird bei der Impfung nachgeahmt:
· abgeschwächte oder abgetötete Krank-
heitserreger werden in geringster Dosis
verabreicht, ohne das echte Krankheiten
verursacht werden
· das Immunsystem reagiert und bildet
Abwehrstoffe, die von da an im Körper
zirkulieren
· bei Kontakt mit dem Erreger verhindern
diese Abwehrstoffe sofort eine Krankheit