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Titelthema :: Seite 16
Epidemien jederzeit einen Großteil der Bevölke-
rung erreichen und lebensgefährlich oder mit einer
nachhaltigen Beeinträchtigung der Gesundheit
schädigen können. Über den Schutz des Einzelnen
sollen Impfungen deshalb langfristig die gesamte
Bevölkerung schützen: Ist ein ausreichend großer
Anteil der Bevölkerung geimpft, wird das Auftreten
von Epidemien der jeweiligen Infektionskrankheit
verhindert. Man spricht dann von einer sogenann-
ten „Herdimmunität“.
Impfraten und Impfempfehlungen
Impfraten geben an, welcher Anteil der Bevöl-
kerung gegen eine bestimmte Infektionskrankheit
immunisiert, also geimpft ist. Ist der Anteil aus-
reichend groß, wird der Kollektivschutz, also die
Herdimmunität erreicht – dann kann selbst bei
Auftreten der Krankheit keine „Krankheitswelle“
auftreten. Diese Schwelle wird für verschiedene
Krankheitsbilder unterschiedlich defniert: So wird
die Herdimmunität bei Diphterie bei einer Impfrate
von 80%, für Mumps bei ca. 90% und für Masern
bei 92 bis 95% erreicht. Bei entsprechend hohen
Durchimpfungsraten können Krankheitserreger
regional eliminiert und schließlich weltweit aus-
gerottet werden. Mit den Pocken ist das gelungen,
aber Diphterieausbrüche in den 2000er Jahren in
der ehemaligen UdSSR und Polioepidemien 1992 in
den Niederlanden und 1996/97 in Albanien mach-
ten klar, dass auch längst besiegt geglaubte Krank-
heiten jederzeit wiederkehren können. Infektions-
krankheiten machen vor Ländergrenzen nicht halt
– zudem führt die Mobilität der modernen Welt zu
immer mehr internationalem Austausch. Insofern
schützt nur eine Herdimmunität selbst bei regional
nicht mehr auftretenden Krankheiten vor Epidemi-
en, solange der Krankheitserreger weltweit nicht
ausgerottet wurde.
Wer entscheidet nun aber, gegen welche Krank-
heitserreger wie geimpft wird? Impfempfehlungen
und Impfprogramme werden weltweit durch die
WHO koordiniert und in den einzelnen Ländern
durch entsprechende Institutionen umgesetzt. So
wurde im Jahr 1974 durch die WHO ein Programm
verabschiedet, das in Zusammenarbeit mit natio-
nalen Behörden, der UNICEF und nichtstaatlichen
Organisationen einen umfassenden Schutz vor al-
lem gegen Polio, Masern und Tetanus ermöglichen
sollte. Die weltweite Immunisierungsrate der Kin-
der konnte von 5% auf ca. 80% gesteigert und so
jährlich das Leben von schätzungsweise 3 bis 4 Mil-
lionen Kindern gerettet werden. In Deutschland ist
die Ständige Impfkommission mit Sitz am Robert-
Koch-Institut (RKI) für öffentliche Empfehlungen
von Impfungen zuständig. Sie besteht aus Exper-
ten bestimmter Fachgebiete und Kinderärzten mit
unterschiedlichen Schwerpunkten. Alle Mitglieder
müssen in einer Selbstauskunft etwaige Verbin-
dungen zur Pharmaindustrie offenlegen – dies ist
auf den Seiten des RKI nachzulesen, um eine wei-
testgehende Transparenz zu gewährleisten. Inso-
fern lässt sich ein Einfuss der Pharmaindustrie auf
Empfehlungen der STIKO ausschließen – zumal
diese nur Impfungen gegen bestimmte Krankhei-
ten – und keine Impfstoffe bestimmter Hersteller
– empfehlt. Die Empfehlungen der STIKO werden
vereinfacht im Impfkalender zusammengefasst
(siehe Abbildung rechts).
Die Empfehlungen betreffen Krankheiten und