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Titelthema :: Seite 22
möglich zu halten, wurden Kombinations-Impf-
stoffe entwickelt. So werden Tetanus, Diphterie,
Keuchhusten, Hib, Kinderlähmung und Hepatitis
B als 6-fach-Impfung über einen Impfstoff zusam-
men gefasst, gleiches gilt für die 3-fach-Impfung
gegen Masern, Mumps und Röteln.
Die Empfehlungen der STIKO können sich
jährlich ändern, allein in den letzten Jahrzehnten
sind über 30 neue Infektionskrankheiten bekannt
geworden – ebenso können längst besiegt geglaub-
te Krankheiten wieder aktiv werden. So wird erst
seit wenigen Jahren die Impfung von Mädchen im
Alter von 12-17 Jahren gegen Gebärmutterhalskrebs
empfohlen – und seitdem auch heftig diskutiert.
Auch wenn diese Krebsart bei Frauen weltweit auf
Platz zwei liegt, ist sie in Deutschland seltener und
im Gegensatz zu anderen Impfungen liegen auch
noch nicht ausreichende Daten und Zeitreihen vor.
Im Gegensatz dazu wird die Impfung gegen Tuber-
kulose seit einigen Jahren nicht mehr empfohlen,
weil ein passender und risikoarmer Impfstoff fehlt.
In den Empfehlungen der STIKO fnden sich
über den Impfkalender hinaus auch Empfehlun-
gen zur Impfung gegen weitere Infektionskrank-
heiten wie u.a. Tollwut, Cholera, Gelbfeber. Imp-
fungen gegen die durch Zecken übertragene FSME
werden nur für Risikogebiete empfohlen, die sich
aktuell auf Süd-Westdeutschland und Thüringen
beschränken. Wer einen kompletten Überblick
erhalten möchte, der googelt „Epidemiologisches
Bulletin 30/2011“ und erhält auf 20 Seiten den de-
taillierten Überblick über die Impfempfehlungen
der STIKO für 2011.
Impfstofe
Um eine Verbindung der Impfempfehlung mit
der Zulassung von Impfstoffen zu unterbinden,
liegt die staatliche Zulassung und Prüfung von
Impfstoffen in Händen einer zweiten Bundesbe-
hörde, dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI). Moderne
Impfstoffe werden heute erst nach einer kompli-
zierten Prozedur und vielen klinischen Studien
zugelassen, wenn ihre Wirkungen und Nebenwir-
kungen genau bewertet werden können. Sie gehö-
ren zu den am umfassendsten untersuchten Arz-
neimitteln. Ihre Wirksamkeit liegt dennoch unter
100 Prozent, so zeigen Impfungen gegen Masern,
Mumps und Röteln bei ca. 5 bis 7% der Geimpften
keine Immunantwort. Ursachen können neben
Qualitätsfehlern des Impfstoffs in falschem Trans-
port, falscher Lagerung, fehlerhafter Impftechnik,
meist aber beim Geimpften selbst liegen.
Während das Impfwesen im Allgemeinen von
verschiedensten Forschungsinstitutionen und Ak-
teuren des Gesundheitswesens entwickelt wird,
sorgen Impfstoffhersteller der Pharmabranche
für die Entwicklung und Bereitstellung effzienter
Impfstoffe und fnanzieren dazu auch epidemiolo-
gische Studien. In den letzten Jahrzehnten wurden
mehr Impfstoffe entwickelt als in den zwei Jahr-
hunderten zuvor. Gegen eine Vielzahl schwerwie-
gender Infektionskrankheiten stehen derzeit noch
keine Impfstoffe zur Verfügung, so befnden sich
Impfstoffe u.a. für folgende Krankheiten in der Er-
forschung bzw. Erprobung: AIDS, Borreliose, Cha-
gas, Dengue-Fieber, Helicobacter pylori, Malaria.
Sämtliche Impfstoffe werden durch das PEI
ständig überwacht. So besteht eine Meldepficht
für alle Impfschäden, die öffentlich in einer Daten-
bank dokumentiert werden. Impfstoffen mit nach-
gewiesenem Gefährdungspotenzial wird die Zulas-
sung sofort entzogen.
Impfskeptiker und Impfschäden
Seit der erste Impfstoff gegen Pocken eingeführt
wurde, gibt es Impfskeptiker oder sogar -gegner.
Zum Teil kam es schon im 19. Jahrhundert zu De-
monstrationen mit über 100.000 Menschen gegen
die damalige Impfpficht gegen Pocken.
Die Erfolge des Impfwesens sind heute ein-
drucksvoll dokumentiert: Pocken, an denen in unse-
remLand noch vor 100 Jahren jährlich zehntausende
Kinder starben, sind weltweit ausgerottet. Während
in der Bundesrepublik 1961 noch fast 4.700 Kinder
an Kinderlähmung erkrankten, waren es vier Jahre
später – nach Einführung der Impfung – weniger
als 50. Seitdem gibt es in Deutschland keine Häu-
fung dieser Erkrankung mehr. Ähnliche Statistiken
ließen sich nach Einführung von Impfprogrammen
für alle weiteren Infektionskrankheiten aufstellen.
Zum Teil kam es schon im 19. Jahrhundert zu
Demonstrationen mit über 100.000 Menschen
gegen die damalige Impfpficht.