Seite 39 - lausebande-10-2013

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Titelthema :: Seite 39
rität nicht voranstellen möch-
te, bringen einige Lehrer einfach
nicht die notwendige Empathie
zu ihrem Beruf mit. Viele machen
eher den Unterricht, den sie als
Kinder selbst erfahren haben. Zu-
dem wurde bislang im Lehrerstu-
dium noch zu wenig darauf ein-
gegangen. Die künftigen Lehrer
lernen erst ab diesem Jahr, was
Diagnose als wichtige Grundlage
für individuelle Förderung bedeu-
tet. Das ist ein großer Fortschritt,
aber es dauert jetzt zehn bis zwan-
zig Jahre, bis das im Schulsystem
angekommen ist und umgesetzt
werden kann. Auch die Weiter-
bildung findet im Wesentlichen
nur bei Grundschullehrern und
bei den Lehrern in den Pilotschu-
len für Inklusion statt. Das fängt
bei uns also jetzt erst richtig an.
Es wurde bislang zu wenig Wert
darauf gelegt. Ein Hauptgrund
ist sicher, dass es auch sehr viel
Arbeit macht und diese Arbeit ei-
gentlich nur im Team zu bewälti-
gen ist. Es gibt Schulen, die das
schon machen und auch erfolg-
reich sind. Dort arbeiten Lehrer-
teams, die Arbeitsmaterialien er-
stellen und mit diesem Material
können dann alle Lehrer an der
Schule Unterricht individuell ge-
stalten und werden entlastet. Die
Senkung der Klassengröße ist hilf-
reich, reicht aber nicht aus. Gera-
de im ländlichen Raum haben wir
viele kleine Klassen und auch von
dort kommen viele Beschwerden
über zu wenig individuelle Förde-
rung. Es kommt auf die Lehrkräf-
te an, ob die das wollen.
Eine Schulleiterin berichtete uns
auch von der mangelnden fachli-
chen Kompetenz bei der Fortbil-
dung zur individuellen Förderung,
kennen Sie das Problem?
Das kann ich bestätigen. Ich habe
mich mit einem Potsdamer Profes-
sor unterhalten, der selbst sagt,
dass auch die Uni da noch ganz
am Anfang steht. Sie wissen zwar
einiges über Diagnose, wissen
aber über die Lösung der Proble-
me zu wenig. Ein Austausch zwi-
schen Uni und Praktikern vor Ort
ist notwendig. Das sind Versäum-
nisse vieler Jahre. Das kann man
übrigens Frau Dr. Münch nicht in
erster Linie anlasten. Sie hat im
Frühjahr 2011 das Thema in Bran-
denburg überhaupt erst in Bewe-
gung gebracht, wenn auch zu-
nächst äußerst ungeschickt und
administrativ. Herr Rupprecht und
die Vorgängerregierung haben es
versäumt, die Konsequenzen aus
der UN-Menschenrechtskonven-
tion und deren Ratifizierung zu
ziehen.
Ist eine Lösung in Sicht?
Ja. Wir
haben Schulen, die individuelle
Förderung schon hervorragend
umsetzen, auch Brandenburger
Schulen erhalten Schulpreise. Die
Waldhofschule Templin ist ein gu-
tes Beispiel. Selbst in meiner un-
mittelbaren Nachbarschaft gibt es
Schulen, an denen Lehrer hervor-
ragenden Unterricht machen. Die
Ansätze sind da, aber das betrifft
sicher weniger als ein Drittel un-
serer Brandenburger Schulen. Das
muss erst durchwachsen und dau-
ert vermutlich länger, als sich ei-
nige Verantwortliche und Politiker
das so vorstellen. Es muss auch
von den Schulleitern eine Atmo-
sphäre geschaffen werden, in der
diese Entwicklung erwartet und
unterstützt wird. Das war früher
nicht so. Lehrer mit modernen Un-
terrichtsmethoden wie Stationen-
lernen wurden teilweise misstrau-
isch beäugt und nicht unterstützt.
Das hat sich inzwischen geändert.
Lehrer mit solchen Methoden wer-
den in den Kollegien inzwischen
besser angesehen.
Mit welchen Problemen wenden
sich Eltern meist an den Landes-
elternrat?
Ein Schwerpunkt ist,
dass sie mit den Schulleitern nicht
klar kommen, die Mitwirkung der
Eltern missachtet und somit das
Schulgesetz nicht umgesetzt wird.
Eltern werden immer noch in ih-
ren Rechten beschnitten, eigen-
ständig Versammlungen durch-
zuführen. Ich berate da häufig per
E-Mail und verweise auch auf die
Rubrik FAQ auf der Seite des Lan-
desrates der Eltern.
Der zweite Schwerpunkt ist der
Unterrichtsausfall, auch da fra-
gen uns viele Eltern, wie man dem
begegnen kann. Wenn das Schul-
amt die Mittel nicht einsetzen
kann oder keine Reserven mehr
hat, muss man notfalls auch mal
an die Öffentlichkeit gehen. Die
Erhöhung der Vertretungsreser-
ve um 50% und die Personalbud-
getierung bringt sicherlich Entlas-
tung. Viele Eltern zweifeln jedoch,
ob das ausreicht.
Der dritte Schwerpunkt sind
schlechte Lehrkräfte. [...]
Das ausführliche Interview
lesen Sie in unserem
Schul-Spezial
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