Seite 38 - lausebande-10-2013

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Titelthema :: Seite 38
Alle Eltern wählen in ih-
rer Klasse Klasseneltern-
sprecher, die sich in der
Elternkonferenz zusammensetzen
und u.a. Schulelternsprecher(in)
sowie eine(n) Vertreter(in) für
den Kreiselternrat (KER) wählen.
Die Kreiselternräte aus allen Bran-
denburger Kreisen wiederum wäh-
len je 2 Mitglieder in den Landes-
elternrat (LER). Er ist das oberste
Mitwirkungsgremium der Bran-
denburger Elternschaft, das unse-
re Interessen gegenüber dem Bil-
dungsministerium vertritt und auf
verschiedenen Ebenen Einfluss
auf das Bildungssystem nehmen
kann. Wir sprachen mit Wolfgang
Seelbach, dem Sprecher unseres
Brandenburger Landeselternrats:
Welche Aufgabe hat der Landes-
elternrat?
Er ist ein Mitwirkungs-
gremium. Er vertritt die Interessen
der Elternschaft und berät das Mi-
nisterium zu Missständen in den
Schulen. Außerdem entsendet
der Landeselternrat 8 Mitglieder
in den 32-köpfigen Landesschul-
beirat, dem obersten schulischen
Mitwirkungsorgan, in dem sich
neben Eltern auch Lehrkräfte,
Schüler und Verbände befinden.
Hier steht das Ministerium regel-
mäßig Rede und Antwort und es
werden Beschlüsse zu Verordnun-
gen und Gesetzen gefasst. Ich wur-
de 2011 als Landeselternsprecher
in den Vorstand des Landesschul-
beirates gewählt.
Aus welchen Gründen engagie-
ren Sie sich ausgerechnet an die-
ser Stelle?
Das ist ehrenamtliches
Engagement und hat rein private
Gründe. Ich bin seit 2003 in der El-
ternarbeit, u.a. 7 Jahre als Schulel-
ternsprecher und bin im Kreisel-
ternrat des Landkreis Havelland
aktiv. Ich habe festgestellt, dass
man mit diesen Tätigkeiten tat-
sächlich Bildungspolitik mitge-
stalten kann. Wir werden gehört
und man nimmt unsere Vorschlä-
ge ernst.
Wie groß sind die Einflussmög-
lichkeiten tatsächlich und was
können Eltern in der Mitwirkung
erreichen?
Wir haben Einfluss-
möglichkeiten. Wenn ich an die
Veränderungen bei der Inklusi-
on denke, die in Brandenburg of-
fenbar als Kostensparmaßnahme
geplant war und jetzt doch deut-
lich finanziell unterstützt wird, ist
das sicher auch unser Verdienst.
Nicht (wie ursprünglich geplant)
mit der Schließung der Förder-
schulen zu beginnen, sondern die
Schulen für Inklusion fit zu ma-
chen und dann erst die Förder-
schulen zurück zu bauen, ist die
richtige Reihenfolge. Auch das ist
unser Erfolg. Ebenso wurde nicht
zuletzt auf unseren Druck hin die
Vertretungsreserve erhöht, das ist
ja gerade durch die Medien gegan-
gen. Wir haben bei der Vertretung
von Unterrichtsausfall auch errei-
chen können, dass die Sonderpä-
dagogen hier deutlich weniger als
in der Vergangenheit eingesetzt
werden. Heute sind meist andere
Lösungen möglich, sodass Vertre-
tung nicht gleich auf Kosten der
Schüler geht, die zu fördern sind.
Über unsere Schulen wird viel
diskutiert, wie steht es nach Ih-
rer Meinung um das Brandenbur-
ger Schulsystem?
Ich denke, dass
wir im Bereich der Begabtenförde-
rung noch Luft nach oben haben.
Allerdings betrifft das nicht unbe-
dingt die Wettbewerbe, da gibt es
durchaus auch viele gute Ergeb-
nisse Brandenburger Kinder. Aber
die individuelle Förderung steckt
bei uns noch in den Kinderschu-
hen. Das betrifft sowohl die Lern-
schwachen als auch die Lernstar-
ken. Da ist noch viel zu tun. Das
Ranking bezüglich der Leistun-
gen im Lesen, Rechnen und Sch-
reiben zwischen den Bundeslän-
dern hängt hingegen auch von
kulturellen, familiären und ande-
ren Bedingungen ab. Deswegen ist
das nur zum gewissen Teil auf das
Schulsystem zu beziehen. In die-
sem Zusammenhang fordern wir,
dass an den Schulen mehr Schul-
sozialarbeiter eingesetzt werden.
Wir haben die Erfahrung gemacht,
dass Schulsozialarbeiter eine sehr
positive Auswirkung auf das Lern-
klima an den Schulen haben.
Sie sagen, dass individuelle För-
derung zu wenig praktiziert wird.
Fehlt es am Wille der Lehrer, sich
fortbilden zu lassen, an der Zeit
dazu oder an guten Angeboten?
Auch wenn ich das in der Prio-
Interview mit Wolfgang Seelbach,
Sprecher des Landesrats der Eltern Brandenburg
„Da ist noch viel zu tun“