Seite 56 - lausebande-10-2013

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Kolumne :: Seite 56
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
seren Genen. Auch ich schaltete in den testosteron-
gesteuerten Wettkampfmodus. Ich wählte Donky
Kong, weil der am stärksten und männlichsten aus-
sah, und hängte mich richtig rein. Aber egal was
ich auf den Tasten des Players anstellte, es reichte
nie zum Sieg. Schließlich gewann ich doch und war
richtig aus dem Häuschen. Erst da bemerkte ich
diesen gönnerhaften Blick, der mir aus halber Kör-
perhöhe geschenkt wurde.
Wie hat die olle Evolution das nur so schnell ge-
schafft, unseren Nachwuchs auf diese Technik
abzustimmen und uns Eltern zu Pflegefällen an
der Konsole zu machen? Leider gibt es kein gene-
tisches Upgrade für uns. Ich weiß es, ich habe jetzt
tagelang danach gesucht. Eltern werden überall
nur vor zu viel Computerspielerei gewarnt, aber
einen Crash-Kurs oder leistungssteigernde Drogen
für Mario Kart gibt es für uns nicht. Genau deshalb
werden wir auch gewarnt, weil andere Erwachsene
in unzähligen Niederlagen ebenso scheiterten und
das jetzt verteufeln.
Das ist der wahre Technische K.O., aber leider
blieb es dabei an dem verregneten Stubenhocker-
Wochenende nicht. Im Wettkampfmodus hatte
ich wie jeder auf sein Ziel fixierte Mann alles um
mich herum ausgeblendet. Erst nach drei Stunden
und dem von der Zwergin gegönnten Sieg tauchte
ich aus dem Marioland wieder auf. Dabei hatte ich
meiner besseren Hälfte, die an diesem Tag wichtige
Dinge zu erledigen hatte, versprochen, mich einmal
um die wichtigen Sachen im Haushalt zu kümmern.
Als sie mit meinem Siegesjubel zur Tür hereinkam,
währte die Freude nur kurz. Ich hatte das Mittages-
sen vergessen, der Geschirrspüler war noch nicht
einmal befüllt, der Müll sand wie ein Denkmal
vor der Tür, auch Kollege Staubsauger hatte ganz
offensichtlich von mir frei bekommen. Sie sagte
NICHTS. Aber Männer wissen das: nur Frauen kön-
nen NICHTS sagen und damit mehr Schaden bei
uns anrichten als beide Klitschkos mit vier Fäusten.
So verabschiedete ich mich mit doppeltem Techni-
schen K.O. von meinem ersten Wii-Abenteuer in die
Ecke der angestaubten Konsolensaurier. Nächstes
Mal spielen wir wieder Mensch ärgere dich nicht,
versprochen! Euer lausitzDADDY
Wissen Sie was ein Technischer K.O. ist?
Viele denken sicher gleich an einen der
Klitschkos oder besser noch an Rocky. Das
ist aber weit daneben. Auch wenn wir Eltern uns
einbilden, durch unser Aufwachsen mit Compu-
tern, Internet & Co. technisch ja total affin zu sein,
sind wir für unsere Kinder schon längst die ange-
staubten Dinosaurier aus einer Zeit, als Alf noch im
Fernsehen lief.
Das durfte ich erleben, als mich meine Kleine an ei-
nem verregneten Stubenhocker-Wochenende frag-
te, ob ich eine Runde Wii mit ihr zocken wolle. Mit
nicht einmal sieben Jahren! Drei große Brüder ha-
ben eben ihre Spuren hinterlassen. Mit Mario Kart
wollte sie mit mir um die Wette rasen und großspu-
rig gab ich den wohlwollenden Papa, der ihr mit
viel Nachsicht ein paar Chancen wahrt. Obwohl un-
sere Kleinen im Gegensatz zu vielen Kindern nicht
mit der Konsole verheiratet sind und noch viel Zeit
in der realen Außenwelt verbringen, sah ich von
Anfang an nur ihre Rücklichter. Egal welche Figur
oder welches Fahrzeug ich nahm, es war wie bei
Roadrunner und Coyote, ich kam immer zu spät.
Viel zu spät.
„Papa, du bis ja eine richtige Lusche“, lautete der
trockene Kommentar meiner kleinen Prinzessin.
Ich war baff. Gestern hatte ich doch noch Schleich-
Pferchen mit ihr durchs Kinderzimmer geschoben
und war Assistenzarzt Dr. Hasenbein in ihrer Ku-
scheltierarztpraxis. Und jetzt war ich nur noch die
Lusche, der die Turbomaus davon raste.
Männer vergessen in solchen Situationen alle Rück-
sicht auf den eigenen Nachwuchs. Das liegt in un-
Noch nicht genug gelacht?
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