Seite 30 - lausebande-10-2014

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Titelthema :: Seite 30
Geschlechtsteile mit verniedlichten Begriffen zu
besetzen, anstatt sie direkt zu benennen. Manche
Eltern lassen schon Kleinkinder von Penis, Scheide
oder Vagina reden. Es kann aber befremdlich wir-
ken, wenn Dreijährige mit solchen Worten um sich
werfen.
Eltern sollten die Geschlechtsteile ruhig in die ers-
ten Spiele zur Bezeichnung der Körperteile bei der
Körperpflege mit einbeziehen. Ist das Kind in einer
Phase angelangt, in der es zu Selbstbefriedigung,
teils auch in der Öffentlichkeit, kommt, ist ihre be-
ratende Funktion stark gefragt. Wenn Kinder dazu
neigen, sollte man ihnen diese Erfahrungen zu-
gestehen, nur eben nicht im Supermarkt oder der
Straßenbahn. Hier können Eltern durch ablenken
reagieren und ihrem Kind erklären (bitte unter vier
Augen), dass seine Handlungen nichts Verwerfli-
ches sind, nur eben nicht immer und überall. Sie
können es mit gutem Benehmen erklären, das
macht zwar Spaß, aber andere möchten das nicht
sehen. Wenn sie ihm erklären, dass es diese Sa-
chen unbeobachtet machen darf, entwickelt das
Kind auch Schamgrenzen, nimmt Rücksicht auf
sein soziales Umfeld und bewahrt gleichzeitig die
eigene Intimität. Generell gilt, auf die Fragen des
Kindes altersgerecht aber offen und ehrlich zu ant-
worten. Dabei ist es auch völlig in Ordnung, wenn
das Kind merkt, dass manch intime Frage nicht
einfach zu beantworten ist oder sich Eltern damit
schwer tun.
Vorbilder sind für Heranwachsende enorm wichtig
und die Eltern die direkten Bezugspersonen. Kinder
merken, wie sie miteinander umgehen, Zärtlichkei-
ten im Alltag austauschen und körperliche Nähe
genießen. Dadurch lernen sie, dass die eigenen
angeborenen sexuellen Bedürfnisse etwas völlig
Normales und Schönes sind. Der liebevolle Umgang
der Eltern wirkt sich positiv auf die Entwicklung des
Kindes und auf spätere Partnerschaften des Kin-
des aus. Die Frage, ob Kinder die Sexualität ihrer
Eltern bemerken sollten, ist auf zweierlei Weise
chen Menschen gewinnt an Bedeutung. Vorbilder
spielen eine wichtige Rolle bei der Interessenver-
folgung, Sexualität wird verdrängt und Energie
in den Aufbau einer Abwehr gegen den sexuellen
Drang investiert.
Mit zwölf Jahren beginnt dann die vorpubertä-
re Phase. In dieser bekommen Kinder durch die
einsetzende Hormonproduktion einen kräftigen
Schub und damit die Sexualität einen neuen Auf-
schwung. War die Sexualität bis zur Pubertät nur
auf die eigene Lustbefriedigung gerichtet, kommt
nun der Aspekt der Fortpflanzung hinzu.
Unterstützung der Eltern
Sexualerziehung ist nicht mit Aufklärung gleich-
zusetzen. Es geht um die Unterstützung des Kindes
durch die Eltern bei der Entwicklung seiner sexuel-
len Identität.
Beim kleinen Kind sollten die wichtigen Grundla-
gen geschaffen werden, ihm eine positive Einstel-
lung dem eigenen Körper gegenüber zu ermög-
lichen. Die Erfahrung, Nähe und Zärtlichkeit zu
empfinden, Anregungen und Erfahrungen mit sich
und anderen, lustvolle Erlebnisse und Möglich-
keiten, den eigenen Körper kennenzulernen und
auszuprobieren, all das sind wichtige Elemente
für die Kinder. Wenn es kleinen Kindern an Liebe
fehl, haben sie meist auch Probleme in der Ent-
wicklung ihrer Sexualität. Eltern sollten sich da-
bei untereinander abstimmen, was sie ihrem Kind
vermitteln wollen und welche Einstellung es später
zum eigenen Körper haben soll. „Ein Mensch, der
seinen Körper von Anfang an als wertvoll erlebt,
der Vertrauen in diesen aufgebaut hat, der von sei-
nen Eltern angenommen wurde, der Sinnlichkeit
und Zärtlichkeit erfahren durfte, wird Sexualität
später anders erleben, als einer, der kaum posi-
tive Körpererfahrungen gemacht hat, beschämt
oder abgelehnt wurde“, schreibt die Stiftung Kin-
derschutz Schweiz. Das Risiko für sexuelle Gewalt
sinkt deutlich, wenn ein Kind von Geburt an ein
unterstützendes, stärkendes und respektvolles
Umfeld erlebt. Das Schamgefühl der Eltern spielt
dabei eine wichtige Rolle. Sie sollten, sobald ihnen
etwas unangenehm ist, es dem Kind auch sagen.
So schützt man die eigenen Grenzen und das Kind
lernt, selbst später „Nein“ zu sagen: bei Blicken
oder Berührungen, die es nicht mag.
Bis zum Vorschulalter ist es völlig in Ordnung, die
Begriffe für Penis:
Nudel, Pipimann, Puller-
mann, Pimmel, Hans, Pipimax, Schnidelwutz,
Gliedchen, Schniepel, Schniedel, Zipfel
Begriffe für Vagina:
Schrippi, Vulva,
Mumu, Muschi, Blume, Schnecke, Bärchen,
Gießkännchen
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