Seite 43 - lausebande-10-2014

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Interview :: Seite 43
einen anderen Umgang unterstützt. Man sollte jeder
Schwangeren gleicht die tolle Saftschorle anbieten –
oder besser noch, in solchen gesellschaftlichen Run-
den mit schwangeren Frauen gänzlich auf Alkohol
verzichten.
Gab es für Sie auch persönliche Gründe, der Kampa-
gne Ihr Gesicht zu geben?
Ich versuche in den Dingen, für die ich mich einset-
ze, authentisch zu bleiben. Ich habe selbst auf vielen
Ereignissen erfahren, dass Alkohol immer positiv
und gesellschaftstauglich dargestellt wird. Wenn
eine schwangere Frau strikt auf Alkohol verzichtet,
wird sie in manchen Situationen als langweilig ab-
getan. Das finde ich tragisch. Es halten sich auch
überkommene Weisheiten, nach denen ein oder
zwei Gläser die Woche sogar hilfreich sein sollen.
Dem will ich etwas entgegen setzen.
Wie gehen Sie damit um, wenn eine schwangere
Frau in Ihrem Umfeld Alkohol konsumiert?
Ich bin noch nicht in diese Situation gekommen. Es
ist schwer zu sagen, wie ich mich verhalten würde. Es
steht mir nicht zu, über einen anderen Menschen zu
richten. Aber ich würde mir den Mut wünschen, sie
in einer solchen Situation anzusprechen, wenn auch
ganz liebevoll. Sie kann es ja genießen, aber vielleicht
schaut sie sich einmal die Homepage unserer Kam-
pagne an. Das Thema ist den Frauen nicht egal und
wenn sie sich falsch verhalten, hat das in der Regel
immer mit Unwissenheit zu tun. Deshalb ist Aufklä-
rung so wichtig. Für mich ist ebenso wichtig, dabei
nett und lieb mit den Menschen umzugehen und
nicht den Moralfinger zu heben.
Hat die Kampagne in den gut zwei Jahren auch eine
messbare Veränderung erreicht?
Ja, ich habe zumindest das Gefühl. Ich werde oft
persönlich auf die Kampagne angesprochen. Sie
erreicht viele Frauen, die vorher dachten, ein Gläs-
chen ist schon okay. Diese Frauen lernen dazu. Mo-
mentan lebe ich in Südafrika und sehe die Probleme
hier. Durch Unwissenheit und schlechte Schul-
Sophie Schütt zählt zu den bekanntesten Ge-
sichtern im deutschen Fernsehen. Aktuell
begegnet Sie uns auf vielen Großflächenplakaten zu
einer Kampagne gegen Alkohol in der Schwanger-
schaft. Wir sprachen mit der TV-Schönen, die gerade
selbst schwanger ist und zum Ende dieses Jahres ihr
zweites Kind erwartet:
Hallo Frau Schütt, Ihr Motiv zur Kampagne gegen
Alkohol in der Schwangerschaft ist aktuell mehr
denn je zu sehen, erahnen Sie einen Grund dafür?
Ich freue mich sehr, dass Sie diesem Thema Auf-
merksamkeit schenken. Ich finde es nach wie vor
notwendig, dass die Kampagne sichtbar ist und für
Aufklärung sorgt.
Mit Ihrer aktuellen Schwangerschaft hat das nichts
zu tun?
Von der Seite habe ich das noch gar nicht betrachtet.
Es kann aber durchaus sein, dass man den Promi-
Bonus für noch mehr Aufmerksamkeit nutzt …
Die Kampagne wurde imMai 2012 gestartet und zählt
heute zu den 10 wichtigsten Kampagnen Deutsch-
lands, warum?
Sie ist so wichtig, weil sie viel weiter greift und nicht
nur mit schwangeren Frauen zu tun hat. Es geht um
unsere Zukunft, um künftige Generationen, um die
Menschen, die heranwachsen. Wir wollen den klei-
nen Menschen die bestmögliche Gesundheit mitge-
ben. Das geht nur, wenn wir die Frauen besonders
in der Schwangerschaft unterstützen – und da geht
es bei weitem nicht nur um soziale Problemfälle.
Schwangere kommen gerade bei gesellschaftlichen
Ereignissen oft in Erklärungsnot. Da sagen andere:
„Komm, heute kannst du ein Gläschen trinken“,
gerade wenn dieser oder jener Erfolg gefeiert wird
oder aus einem anderen Grund ein besonderer Tag
ist. Als Schwangere muss man sich oft rechtfertigen,
wenn man nichts trinkt und steht damit allein. Dabei
ist es für viele so schon schwer genug, sich an der
Saftschorle festzuhalten, wenn alle anderen ansto-
ßen. Umso wichtiger finde ich eine Kampagne, die
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