lausebande-10-2023

Titelthema ‹ 65 Beim Sammeln von Dingen können Kinder eine bemerkenswerte Ausdauer und Leidenschaft an den Tag legen. Das beginnt im zarten Alter von etwa einem Jahr mit dem Auflesen von Steinen, Kastanien, Federn, Münzen, Murmeln, Müll und setzt sich fort bis zur Pubertät, wobei die Objekte der Sammelbegierde mit der Zeit immer kostspieliger werden. Da vermutlich jedes Kind irgendwann irgendetwas sammelt, wollten wir uns etwas intensiver mit dem Thema beschäftigen. Wir haben dafür recherchiert: Warum sammelt der Mensch überhaupt? Was unterscheidet die kindliche Sammelleidenschaft von der professionellen Sammlung im Museum? Wir haben uns auf die Suche gemacht nach rekordverdächtigen Sammlungen. Wir haben uns bei Kindern selbst umgehört und sie gefragt, was sie sammeln und wie und wo sie tauschen. Außerdem haben wir mit einer Frau gesprochen, die eine ziemlich beeindruckende Puppensammlung hat – ihre erste Puppe hat sie als Kind bekommen. Die Gene: Jäger und Sammler? Fangen wir also mit der Frage nach dem Warum an. Warum sammelt der Mensch Dinge? Ein Teil der Antwort führt zurück in die Steinzeit. Bis vor etwa 10.000 Jahren waren die Menschen bei der Nahrungssuche auf das Jagen und Sammeln angewiesen. Die Landwirtschaft und mit ihr den Anbau von Feldfrüchten als Nahrung gab es noch nicht. Stattdessen sammelten die Menschen, was die Natur ihnen bot: Beeren, Früchte, Samen, Nüsse, Pilze, Kräuter, Honig, Insekten, Muscheln. Sammeln war also zunächst einmal eine Voraussetzung, um zu überleben. Ob die heutige Sammelleidenschaft für Karten und Sticker auf das genetische Erbe dieser Urahnen zurückgeht, ist zumindest fragwürdig. Aber der kleine historische Exkurs zeigt, dass das Sammeln die menschliche Spezies schon sehr lange begleitet. Während des Mittelalters waren es vor allem die Klöster und Kirchen, die Sammlungen beherbergten. Darin befanden sich wertvolle Objekte wie Kreuze, Marienbildnisse oder Reliquien. Erst als nach dem Mittelalter ein gewisser Wohlstand zumindest in einigen Bevölkerungsschichten einsetzte, begann das Sammeln aus Lust und Überfluss heraus. Zunächst waren es die Fürsten und Könige, die sich persönliche Wunderkammern mit Gemälden, Skulpturen, Schmuck, Knochen, Tierfellen, antiken Münzen und exotischen Mitbringseln anlegten. Hier wurde noch recht willkürlich gesammelt, was gefiel. Das Staunen stand im Mittelpunkt. Zu den fürstlichen Wunderkammern kamen bald naturwissenschaftliche Sammlungen des Bildungsbürgertums hinzu, von Fossilien, Pflanzen und Tieren. Sie sind die Vorläufer der moDrei, zwei, eins – meins! Von Kindern und ihren Sammelleidenschaften Begehrtes Sammlerobjekt: Fußballsticker © Panini Begrenzte Stückzahlen entfachen ebenfalls die Sammellust. Ein bekanntes Beispiel aus der Lausitz ist die jährliche Sonderedition der Herrnhuter Sternemanufaktur. Das Bild zeigt die 2023er Edition, die wie ihre Vorgänger schnell vergriffen war. Foto: Herrnhuter Sterne GmbH

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