Seite 44 - lausebande_11-2012

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Ratgeber :: Seite 44
Kann gutes Essen billig sein?
In Berlin hat der Sodexo-Skandal zwar noch deut-
lichere Spuren als in Brandenburg hinterlassen,
dennoch haben unsere Nachbarn bei diesem Thema
die Nase wenigstens ein bisschen vorn. So gibt es in
Berlin einheitliche Qualitätsstandards für die Schul-
verpflegung, die allen Schulen vorgeschrieben sind.
Doch auch dort regieren inzwischen Großanbieter
mit Essenspreisen um die 2 Euro je Mahlzeit. Eine
umfangreiche Studie im Auftrag des Berliner Senats
hat nun festgestellt, welche Preise für ein Essen tat-
sächlich gezahlt werden müssten, das den Qualitäts-
standards in der Schulverpflegung entspricht.
Die Ergebnisse nach Schularten:
Grundschulen: 3,17 bis 3,36 Euro
Gymnasien: 3,97 bis 4,25 Euro
Integrierte Sekundarschulen:
(ähnlich Gesamtschule) 3,14 bis 4,25 Euro
Die Ergebnisse lassen sich in etwa auf unsere Region
übertragen und machen eines deutlich: im hiesigen
Preisgefüge ist eine gesunde Ernährung unserer Kin-
der wohl kaum möglich. Selbst wenn Essensanbieter
vorgeben, Qualitätsstandards einzuhalten, ist frag-
lich, ob sie das bei diesen niedrigen Preisen tatsäch-
lich können. Solange wir Eltern diesem Spielchen
zuschauen, kann sich da also auch nichts ändern:
Denn den Preis macht die Sparpolitik in Land und
Kommune.
Qualitätsstandards
Dabei gibt es klare Vorgaben, wie die gesunde Er-
nährung unserer Kinder in Kita und Schule aussehen
sollte. Eltern können das anhand einfacher Checklis-
ten sogar überprüfen. Die Deutsche Gesellschaft für
Ernährung e.V. hat über ihren nationalen Aktions-
plan „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesun-
de Ernährung und mehr Bewegung“ (www.in-form.
de) unter anderem klare Vorgaben für die Qualität
von Kitaessen und ebenso von Schulessen gemacht.
Diese Initiative ist ein direktes Ergebnis eines Be-
schlusses im Deutschen Bundestag.
Für Kitas: Fit Kid
Die Internetseite www.fitkid-aktion.de richtet sich
mit einem Qualitätsstandard eher an Verantwortli-
che für das Kita-Essen, bietet Eltern aber ebenso alle
wichtigen Infos. Der „DGE-Qualitätsstandard für die
Verpflegung in Tageseinrichtungen für Kinder“ ist
dabei sehr umfassend und bietet neben dem Kern-
stück zur Gestaltung einer kindgerechten Verpfle-
gung mit Angaben zu einer gesundheitsfördernden
Lebensmittelauswahl, zur Speisenplanung und
Speisenherstellung sowie zur Nährstoffzufuhr der 1-
bis 3-Jährigen und 4- bis 6-Jährigen auch Informatio-
nen zum Umgang mit Süßigkeiten oder mit Allergien
und Lebensmittelunverträglichkeiten. Auf der Inter-
netseite finden sich aber auch viele Informationen
zur ausgewogenen und vollwertigen Ernährung von
Säuglingen, Kleinkindern oder Kindern.
Viele Kitas scheuen eine Zertifizierung nach die-
sem Qualitätsstandard aus Kostengründen oder
verlassen sich darauf, dass der Essensanbieter ent-
Auszug aus der Checkliste für den Qualitätsstandard in der Schulverpflegung. Quelle: schuleplusessen.de
Qualitätsbereich Lebensmittel: Mittagsverpflegung
Fleisch, Wurst, Fisch, Ei
• Max. 8 x Fleisch
davon: max. 4 x Fleischerzeugnisse inkl. Wurstwaren
• Fleisch: mageres Muskelfleisch
• Mindestens 4 x Seefisch
• Fisch: Seefisch aus nicht überfischten Beständen
Speiseplanung
• Menüzyklus beträgt mind. 4 Wochen
• Täglich ist ein ovo-lacto-vegetables Gericht im Angebot
• Saisonales Angebot wird bevorzugt
Qualitätsbereich Lebenswelt
• Pausenzeit beträgt mind. 60 Minuten (+-15 Minuten)
• Ausgabepersonal ist freundlich und auskunftsbereit
Qualitätsbereich Nährstoffe: Mittagsverpflegung
• Mittagsverpflegung erfüllt nach max. 20 Verpflegungs-
tagen (4 Wochen) im Durchschnitt die D-A-CH-Referenz-
werte für die Nährstoffzufuhr
• Nährstoffberechnete Rezepte werden umgesetzt
• Portionsgrößen der nährstoffberechneten Speisen sind
ersichtlich
Qualitätsbereich Lebensmittel: Zwischenverpflegung
• 20 x Vollkornprodukte
• 20 x Obst
Diese und weitere Merkmale können auf der Checkliste
mit „erfüllt“ bzw. „nicht erfüllt“ bewertet werden.