Seite 48 - lausebande_11-2012

Basic HTML-Version

Kolumne :: Seite 48
::
big an und blökten einmal, denen war das Wetter
egal. Kinder wachen jede Nacht über zwanzig mal
auf, das weiß ich jetzt auch. In dieser Nacht durfte
ich noch dreimal in den Hof stiefeln, sauber über
meine Traumphasen verteilt.
Am nächsten Tag fuhren wir dann an den Strand.
Im flachen Wasser fingen meine Kinder klitzekleine
Fische, jeder wollte in seinem Plasteeimer unbe-
dingt einen Fisch mit in die Ferienwohnung neh-
men und erst zum Urlaubsende wieder ins Meer
entlassen. Vollkommen ahnungslos und von der
Aquaristik ungeküsst, erlaubten wir das und stell-
ten jedem ein Glas samt Fisch auf den Nachttisch.
Als sich diesmal mein Kleiner mitten in der Nacht
darüber wunderte, dass sein Fischchen offensicht-
lich mit dem Bauch nach oben in einen Tiefschlaf
gefallen war, kneifte es nach anfänglichem Rau-
schen in den Orangenbäumen wieder in meiner
Nase. In dieser Nacht fuhr ich schließlich im Stock-
dunkel ans Meer und suchte mit Taschenlampe und
Kescher verzweifelt nach zwei Fischen als Ersatz,
um meine Geschichte vom Stundenschlaf bei den
Fischchen der Kleinen auch glaubwürdig zu gestal-
ten. Im Dunkel ist das Meer echt bedrohlich, ich sah
schemenhafte Fluten, Quallen, Haie (gibt`s die an
der Nordsee?) und gigantische Robben.
Auf so einem Bauernhof leben viele Tiere. Das be-
kam ich in den folgenden Nächten zu spüren. Ich
wurde zum Sielmann der nächtlichen Tierkunde
und konnte zum Urlaubsende selbst den Bauern
mit meinem Wissen darüber überraschen, was
nachts auf seinem Hof so vor sich geht.
So schön der Urlaub war, so sehr freute ich mich
auf unser Zuhause mit geregeltem Schlaf und dem
einen Hasen auf dem Balkon, von dem alle schon
wussten, dass es ihm nachts gut ging. Natürlich
kamen die Freundinnen meiner Kleinen zu Besuch
und sie erzählte aufgeregt vom Urlaub, den vielen
Erlebnissen und vor allem den vielen Tieren. Ganz
toll war das. Nur Papa war diesmal nicht so toll,
sagte sie mit strafendem Seitenblick auf mich. Der
war immmer so eigenartig träge und hat gelang-
weilt gegähnt. Ihre Freundinnen schüttelten die
Köpfe und erzählten, wie toll ihre Papas im Urlaub
immer sind. Na ja, das nächste Mal fahren wir in
eine Pension in die Berge! Euer lausitzDADDY
In den Herbstferien haben wir uns eine
Woche Urlaub gegönnt – zum ersten Mal
auf einem Bauernhof, kurz hinterm Deich,
direkt an der Nordsee. Die Vorfreude war riesig – zu-
mal ich bei unseren kleinen Frühaufstehern durch
die frische Nordseeluft und viele Draußenaktivitäten
endlich mal auf eine Woche lang Ausschlafen und
später Aufstehen hoffen durfte.
Besonders für meine Kleine war es von Anfang an
das Paradies. Jede Menge Tiere! Schon am ersten
Abend durften die Kinder mit der Nuckelflasche
Baby-Kälbchen füttern, die in kleinen Außenboxen
auf dem Hof standen. Meine Kleine muuhte darauf-
hin den ganzen Abend und mutierte zur Kuhmutter.
Recht spät ging es ins Bett, wir konnten ja schließ-
lich aussschlafen. Als ich mich gerade in einen
Traum begab, der mit einem Haus am See samt ei-
nem Hain aus Orangenbäumen davor recht vielver-
sprechend begann, rauschte durch die Bäume so ein
unterschwelliges Quengeln, das sich aber noch ig-
norieren ließ. Plötzlich spürte ich ein Kneifen in der
Nase und war schlagartig wach. Meine Kleine stand
an meiner Bettseite: „Papa, draußen ist es ganz doll
windig und regnet, du musst die Kälbchen retten“.
Müde versuchte ich, sie zu beschwichtigen. Ich weiß
nicht, wie kleine Mädchen das anstellen, ihre Augen
auf die gefühlte Größe von Untertassen zu Schein-
werfern voller Betroffenheit und Traurigkeit zu ver-
größern. Ich war natürlich chancenlos und warf mir
murrend ein paar Sachen über, um es schnell hinter
mich zu bringen und stiefelte in den Hof. Nachts
im Sturmregen ist Nordseeurlaub wirklich nicht er-
holsam, das weiß ich jetzt. Ich fühlte mich wie der
Schimmelreiter. Die Kälber schauten mich ungläu-
lausitzDADDY
Innenansichten eines verzweifelten Vaters
Noch nicht genug gelacht?
Alle Kolumnen
zum Nachlesen unter
www.lausebande.de