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deln können Kinder sich ein eigenes Urteil darüber
bilden, wie ein Männer- und ein Frauenbild sein
könnte. Die Voreinstellung ist dann aber bereits im
Gehirn in den erwähnten Netzwerken eingebaut.
Nicht zuletzt wegen der genannten gesellschaft-
lichen Veränderungen möchten viele (werdende)
Eltern ihre Kinder „geschlechtsneutral“ aufziehen.
Dieser Vorsatz ist aber zum Scheitern verurteilt. Der
Grundsatz, seinen Kindern Entscheidungsfreihei-
ten und alle Entwicklungsmöglichkeiten geben zu
wollen, ist an sich keine schlechte Entscheidung.
Redet man aber von „typisch Junge“ und „typisch
Mädchen“, handelt es sich dabei nicht um eine Ent-
scheidung, die man zu Hause am Küchentisch trifft.
Durch gesellschaftliche Einflüsse sind auch Eltern
vorgeprägt. Auch Eltern haben als Kinder „Vater,
Mutter, Kind“ gespielt. Auch Eltern fanden als Kin-
der das andere Geschlecht erst lange doof, bevor es
wieder interessant wurde. Eltern stecken ebenfalls
in ihren Rollenmustern fest. Wenn man diesen Kreis
durchbrechen möchte, spielen ältere Bezugsper-
sonen wie die Großeltern und auch Lehrer und Er-
zieher und andere eine wesentliche Rolle im Leben
eines Kindes. In älteren Generationen sind natur-
gemäß ältere Muster stärker verankert. Soll heißen,
das Familienbild und das Bild von Geschlechter-
rollen sind in diesen Generationen noch präsenter.
Themen wie Scheidung, gleichgeschlechtliche oder
offene Beziehungen und ähnliches sind für diese
Generationen nahezu Tabuthemen.
weiterführen. Im traditionellen Bild der Kernfami-
lie wird Kindern von klein auf das „Vater-Mutter-
Kind“-Prinzip vorgelebt. An der Grundlage hat sich
noch nicht viel geändert. In den Kindergärten wird
dieses Vorbild nachgespielt. Dabei ist es relativ
gleichgültig, aus welcher Familienkonstellation
die spielenden Kinder kommen. Den einzelnen
Rollen „Vater“, „Mutter“ und „Kind“ werden ge-
wisse Eigenschaften zugeschrieben. Kinder richten
sich (meist) bis hin zur Pubertät vor allem an ihren
Eltern aus. Hinzu kommen Erzieher und Lehrer,
sowie andere erwachsene Bezugspersonen. Im frü-
hen Jugendalter spielen auch Freunde und andere
Gleichaltrige eine entscheidende Rolle für die (Ge-
schlechts-) Identitätsbildung.
Diese Rollenzuschreibungen funktionieren ähn-
lich wie Klischees. Im Ausland sind die Deutschen
alle lederhosentragende, biertrinkende Menschen
mit Tennissocken in den Sandalen und Ameri-
kaner sind übergewichtig. So sind eben Männer
das starke und Frauen das schwache Geschlecht.
Auch wenn man weiß, dass wir nicht alle Bayern
sind und mehr als genügend Models aus Amerika
kommen, halten sich Klischees nur zu gerne sehr
hartnäckig. In Schubladen zu denken ist einfach
und Gewohnheitssache. Kindern geht es da nicht
anders. Sie orientieren sich ebenso an Stereotypen,
das heißt was sie vorgelebt bekommen, ahmen sie
mehr oder weniger nach. Erst mit der Fähigkeit
komplexer Denkvorgänge und reflektiertem Han-
„Mädchen sind zickig
und nachtragend.„
Adrian, 11:
„Jungs sind schlechte
Verlierer und geben oft
an, sie können aber auch
lustig sein.“
Kathleen, 12:
Von Klein auf
„Mädchen tragen immer
rosa Anziehsachen und
spielen mit Puppen.“
Hans, 5
„Jungs ärgern Mädchen
manchmal und passen in
der Schule nicht immer
auf.“ Felicitas, 6