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Im Ergebnis haben wir heute zwar eine andere Vor-
stellung von „typisch Junge, typisch Mädchen“ als
noch vor 50 Jahren, aber viele Einflüsse unserer
Gesellschaft transportieren noch alte, traditionel-
le Muster. Heutzutage gibt es viele Bemühungen,
überkommene Traditionen in „hausgemachten“
Unterschieden zwischen Jungen und Mädchen auf-
zuheben. So gibt es in Politik und Wirtschaft viele
Anstöße in Richtung einer Gleichbehandlung bei-
der Geschlechter, immer mehr Mädchen schnup-
pern in vermeintlich typische Männerberufe hin-
ein. Das solche Initiativen Erfolg haben, zeigt zum
Beispiel das Randberliner Autohaus „Señorita Ma-
ria“, das in einer Männerdomäne mit ausschließ-
lich weiblicher Belegschaft sehr erfolgreich arbei-
tet. Nicht nur Rennfahrerin Christina Surer weiß,
wie man mit Autos umgeht.
Spätestens mit der Frage beim Frauenarzt „Was
wird es denn?“ sind die ersten Grundlagen für die
Typisierung von Geschlechtern gelegt. Ob man das
möchte oder nicht, man selbst ist vorgeprägt und
hat oder entwickelt bestimmte Vorstellungen da-
von, wie das eigene Kind werden soll. Diese Erwar-
tungshaltung zeigt sich auch deutlich in der Na-
menswahl. Egal ob Junge oder Mädchen, der Name
des Kindes ist in den meisten Fällen wohlüberlegt
ausgesucht. Da hilft auch keine grüne oder gelbe
Erstausstattung fürs Baby.
Britische Wissenschaftler haben in einem Expe-
riment herausgefunden, wie tief verwurzelt die
Geschlechterbilder sind und wie leicht Eltern sich
austricksen lassen: Die Forscher steckten weibli-
che Babys in vermeintlich typische Jungssachen
und männliche Babys in Mädchensachen. Ohne
auf diesen Umstand hinzuweisen, wurden die Kin-
der zu Erwachsenen gebracht, die mit den Kleinen
spielen sollten. Die Erwachsenen erkannten ver-
meintlich typische männliche Züge bei den blau
gekleideten und typisch weibliche bei den rosa
gekleideten Babys. Dementsprechend wählten sie
das Spielzeug aus. Auch wenn die Erwachsenen
sich täuschen ließen, hatten wahrscheinlich alle
Spaß an der Spielstunde.
Es ist erwiesen, dass Eltern länger mit weibli-
chen Säuglingen sprechen und das von Ihnen das
Schreien bei männlichen Säuglingen eher als ein
Zeichen von Stärke interpretiert wird. Ab einem
Alter von zwei bis drei Jahren nehmen Kinder die
vorgelebten Unterschiede der Geschlechter wahr.
Selbst in Familien mit gleichgeschlechtlichen Part-
nern hat es sich durchgesetzt, dass es einen „star-
ken“ (männlichen) und einen „schwachen“ (weib-
lichen) Part in der Beziehung gibt. Wir sind durch
Stereotypen geprägt und so auch unsere Kinder.
Da es sich aber um Individuen handelt, variieren
diese Vorbilder. Auch Jungs weinen, wenn sie
beim Fußball kein Tor schießen und es gibt durch-
aus Mädchen, die Pferde doof finden, dafür aber
Mathe-Asse sind. Wirft man einen Blick auf die Re-
staurantführer dieser Welt, fällt auf, dass nicht nur
Frauen hinter den Herd gehören.
Eltern sind vor allem in den ersten Lebensjahren
für Kinder die absoluten Vorbilder. Je nachdem,
was Eltern vorleben oder projizieren, übernehmen
Kinder oder ahmen es nach. Später kommen an-
dere Bezugspersonen hinzu. Dann haben heutzu-
tage anscheinend vor allem Jungen Probleme mit
der Identitätsfindung. Zum einen fehlen ihnen oft
männliche Bezugspersonen, sei es in der unmittel-
baren Familienkonstellation oder in Kindergarten
und Schule. Viele Väter sind auch schlichtweg
zu wenig an der Erziehung beteiligt oder nehmen
nicht die traditionelle Vaterrolle, sondern eher die
des Spielkameraden ein. Die meisten Grund-
»
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