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nicht selten abwertend werden auch die Begriffe
„Hermaphrodit“ und „Zwitter“ benutzt. Zunächst
stellt diese Situation ein Problem für die Eltern dar:
Soll das Kind als Junge oder als Mädchen aufwach-
sen? Und schon greifen wieder Stereotype. Obwohl
es schätzungsweise 80.000 bis 120.000 intersexu-
elle Menschen in Deutschland gibt, handelt es sich
auch heute noch um ein Tabuthema. Diese Tabu-
isierung wirkt sich früher oder später auch auf
die Kinder aus. Haben Eltern eine Entscheidung
getroffen, wie das Kind aufwachsen soll, stellt
sich die Frage, ob das Kind später der gleichen
Meinung ist. Der gesellschaftliche Druck in Sachen
Geschlechtsrollen und –identität ist groß. Das zeigt
de noch nie ausgelacht, weil sie am liebsten blau
mag. Mädchen haben es in dieser Beziehung etwas
einfacher – die Auswahl an weiblichen Rollenvor-
bildern ist groß: Von der Hausfrau und Mutter bis
zur Managerin. Für Jungen kommen oft nur wenige
Vorbilder in Frage: Starke, männliche Personen,
die erfolgreich im Beruf und im Familienleben sein
müssen. Hinzu kommt der immer größer werdende
Mangel an männlichen Bezugspersonen im direk-
ten Umfeld. Für Mädchen stehen ab dem Eintritt
in den Kindergarten und schon früher jede Menge
Erzieherinnen zur Identifikation zur Verfügung.
Jungen orientieren sich dann meist am Hausmeis-
ter oder anderen männlichen Bezugspersonen.
Lebt der Vater nicht mehr oder zu wenig mit in
der Familie, fällt dieses Manko besonders schwer
ins Gewicht. Jungen werden zwar auch „nur“ mit
alleinerziehenden Müttern zu guten Erwachsenen,
die Identifikation mit dem eigenen Geschlecht fällt
mit einer präsenten, männlichen Bezugsperson
aber weit leichter.
Weder noch und andersherum
Die vorangegangenen Schilderungen beziehen
sich auf Mädchen und Jungen. Doch was tun,
wenn ein Kind ohne ein eindeutiges Geschlecht ge-
boren wird? Der Fachbegriff für dieses Phänomen
lautet Intersexualität. Umgangssprachlich und
Tipps und Tricks, die Sie im
Kampf der Geschlechter wappnen
1. Klarheit:
Seien Sie sich selbst klar darüber, wie
Sie zu dieser Thematik stehen und versuchen Sie
in Erfahrung zu bringen, wie sich andere Bezugs-
personen zu diesem Thema verhalten. Suchen Sie
das Gespräch zu Ihrem Partner, Ihren Eltern, zu
Erziehern, Lehrern, etc.
2. Liebe:
Ob Ihr Kind sich so entwickelt, wie Sie
das vorhergewünscht haben oder nicht: Es ist Ihr
Kind. Zeigen Sie Ihm (besser zu oft, als zu wenig),
dass Sie es lieben und hinter ihm stehen.
3. Neutralität:
Sie wollen Ihr Kind in keinerlei
Schema pressen? Wählen Sie Medienprodukte
sehr bewusst. Vermeiden Sie herkömmliches
Spielzeug: Steine, Stöcke, Stoffe und dergleichen
mehr regen die Phantasie an – vom Piratenschiff
bis zum Prinzessinnenschloss.
4. Gold:
Was du nicht willst, was man dir tu´, das
füge keinem anderen zu. Erziehen Sie Ihr Kind zu
einem toleranten Menschen. Sich selbst „regel-
konform“ zu verhalten ist nicht das A und O – an-
dere Lebensweisen zu akzeptieren und zu tolerie-
ren sorgt für ein harmonisches Miteinander.
5
. (Un-) Sensibilität:
Stehen Sie immer zu Ihrem
Kind, bauen Sie Vertrauen auf. Aber übertreiben
Sie es nicht. Will Ihr Sohn plötzlich den Zeichen-
kurs besuchen und Ihre Tochter Rugby spielen, ist
das noch lange kein Alleinstellungsmerkmal für
mögliche Abweichungen in der sexuellen Identi-
tätsfindung. Lassen Sie Ihrem Kind Freiräume, in
denen es sich ausprobieren kann.
6. Zusammenhalt:
Auch wenn Sie sich mit Belan-
gen dieser Thematik allein gelassen oder ausge-
grenzt fühlen: Sie sind nicht allein. Es gibt Eltern
und Kinder in ähnlichen Situationen. Scheuen Sie
sich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.