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Titelthema :: Seite 27
Untypisch
Ob ein Junge tanzt oder ein Mädchen dribbelt –
wenn es Spaß macht, ist alles erlaubt. Oftmals tre-
ten Erwachsene derartigen „Abweichungen“ mit
Argwohn entgegen. Das wirkt sich auch auf die
Kinder aus. Abgesehen davon, dass es sich um ver-
meintlich ungewöhnliche Verhaltensweisen han-
delt, ist auch eine gewisse Homophobie in vielen
Köpfen verankert. Doch nur, weil die Interessen
des eigenen Kindes nicht den gängigen Vorstellun-
gen entsprechen, muss ein Synchronschwimmer
noch lange nicht schwul sein. Und selbst wenn
sich herausstellt, dass das Kind homosexuell ist,
wird es dadurch nicht weniger männlich oder we-
niger weiblich. Es ist und bleibt das eigene Kind
– und es ist gerade für diese Kinder wichtig, von
ihren Eltern toleriert und unterstützt zu werden.
Dieser Tipp hilft in nahezu allen Lebenslagen. Da-
bei müssen Eltern nicht übervorsichtig agieren.
Abweichungen von der Erwartung der anderen
machen noch lange nicht homosexuell. Angst vor
Homosexualität sollte in keinem Fall die Erziehung
eines Kindes beeinflussen. Es lässt sich ohnehin
nicht „verhindern“. Wenn Eltern Probleme haben,
Neigungen ihrer Kinder zu vermeintlich „untypi-
schem“ Verhalten zu tolerieren, sollten sie sich
einfach daran erinnern, in wen sie sich verliebt
hatten – Man kann es sich nicht aussuchen. Es gibt
immer wieder Eltern, die sich in dieser Beziehung
Vorwürfe machen, in der Erziehung versagt zu ha-
ben. Sexuelle Einstellungen sind aber keine Erzie-
hungsfrage, sondern eine Frage der Liebe.
Unabhängig von der sexuellen Orientierung, lässt
sich feststellen, dass untypisches Verhalten bei
Mädchen eher hingenommen wird. Ist ein Mäd-
chen dominant, extrovertiert, mathematisch be-
gabt, so besitzt sie damit Eigenschaften, die eher
Jungs zugeschrieben werden. Und diese Eigen-
schaften werden gemeinhin als positiver ange-
sehen als Schüchternheit, Introvertiertheit oder
künstlerisches Talent. Wenn Jungen hingegen ein
künstlerisches Talent aufweisen, sich für Mode und
Musik interessieren und auch mal weinen, dann
wird dieses Verhalten als weich und schwach aus-
gelegt. Es scheint, als sei die „Stärke“ das höchste
Gut, dass Jungen zugeschrieben wird. Das ist aber
Quatsch: Wenn ein Junge sich wehtut, physisch
oder psychisch, warum sollte er dann nicht auch
weinen dürfen und seinen Gefühlen Ausdruck ver-
leihen? Mit Sprüchen wie „Ein Indianer kennt kei-
nen Schmerz“, „Nur Mädchen weinen“, etc. nimmt
man einem Kind Raum für den Ausdruck seiner
Gefühle. Ein Junge bekommt damit das Gefühl ver-
mittelt, sich schämen zu müssen, wenn er weint
und wird das vor denjenigen, die diese Sprüche sa-
gen, nicht mehr tun. Ein Stück Offenheit in der Be-
ziehung zum Kind geht verloren. Kinder sollten für
ihre Eigenschaften, Interessen und Vorlieben nicht
ausgelacht werden. Der kleine Tobias sollte nicht
gehänselt werden, nur weil er pink für die schöns-
te Farbe der Welt hält – weder von Gleichaltrigen
noch von Erwachsenen. Die kleine Susi wur-
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