Previous Page  37 / 80 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 37 / 80 Next Page
Page Background

Titelthema :: Seite 37

Erstens Spielidee und Originali-

tät. Das Spiel muss spielbar sein

und einen Mehrwert haben. Eine

20. Variante eines erfolgreichen

Spiels oder ein neues Memory mit

Figuren eines aktuellen Kinohits

hätten also keine Chance. Zweites

Kriterium ist die Regelgestaltung.

Dann sind noch Design und Lay-

out sowie Funktionalität und Ver-

arbeitung wichtig. Wir schauen

z.B.: Lässt sich das Spiel wieder

gut in der Verpackung verstauen?

Sind die Elemente stabil, oder wa-

ckelt da was? Lösen sich Splitter

von den Holzfiguren?

Was ist Ihnen persönlich beim Tes-

ten der Spiele wichtig?

Ich finde es

sehr wichtig, dass ein Spiel klare,

eingängige Regeln hat, die durch-

aus komplex sein können, aber

schnell zu begreifen sein sollten

und in sich stimmig sein müssen.

Wenn ich während des Spiels im-

mer wieder in der Anleitung nach-

lesen muss, was die Regel besagt,

geht die Freude am Spiel verloren.

Wie lassen sich Kinder am besten

für Brett- und Gesellschaftsspie-

le begeistern?

Nach meiner Erfah-

rung ist das nicht schwer. Selbst

Kinder, die sonst gar nicht oder

nur wenig spielen, lassen sich mit

spannenden Verpackungen [...]

[online weiterlesen]

www.lausebande.de

Die Terminkalender von

Eltern aber auch von Kin-

dern sind oft gut gefüllt -

warum sollten sich Familien den-

noch regelmäßig Zeit für einen

Spieleabend nehmen?

Spielen ist

in meinen Augen die schönste und

abwechslungsreichste Freizeitbe-

schäftigung überhaupt. Es fördert

das Miteinander und die Kommu-

nikation. Kinder lernen ganz ne-

benbei unglaublich viel, ohne

dass sie es überhaupt merken:

Sie setzen Phantasie und Kreativi-

tät ein, sie trainieren ihr Gedächt-

nis, sie erwerben neues Wissen.

Sie müssen nachdenken, kombi-

nieren, entscheiden, sich konzen-

trieren. Auf emotionaler Ebene ler-

nen sie Regeln zu akzeptieren, sich

in eine Gemeinschaft einzufügen,

zu verlieren. Auf motorischer Ebe-

ne werden Hand-Augen-Koordi-

nation, Reaktionsgeschwindigkeit

und Geschicklichkeit trainiert. Sie

erweitern ihre mathematischen Fä-

higkeiten. Und das alles passiert

spielerisch nebenbei. Aber das ei-

gentlich Entscheidende: dass Fa-

milien Zeit miteinander verbrin-

gen, wenn sie gemeinsam um das

Spielebrett sitzen.

Sollten Familien außer Klassikern

wie „Mensch ärgere dich nicht“

oder Monopoly noch andere Spiele

im Haus haben?

Unbedingt! Solche

Klassiker haben sicher ihre Berech-

tigung und werden noch immer

gern gespielt. Aber davon abgese-

hen sind diese Spiele nicht mehr

zeitgemäß. Sie sind sehr glücks-

lastig und kaum beeinflussbar.

Der Spielverlauf hängt in erster

Linie vom Würfelglück ab. Neue-

re, moderne Spiele, vor allem ko-

operative und Strategiespiele, bie-

ten viel mehr Möglichkeiten. Dort

muss man Entscheidungen treffen,

gemeinsam als Gruppe planen, ge-

schickte Spielzüge auswählen. Mo-

derne Spiele erzählen fast immer

auch eine Geschichte, man arbei-

tet gemeinsam auf ein Ziel hin.

Sie haben anders als ein abstrak-

tes Würfelspiel wie „Mensch ärge-

re dich nicht“ ein Thema und regen

die Fantasie an.

Was macht ein gutes Kinder- bzw.

Familienspiel aus?

Das steht und

fällt vor allem mit der Spielidee,

die sollte originell sein und lange

Spaß machen. Wichtig ist auch,

dass es nicht nur den Kindern Spaß

macht, sondern auch älteren Ge-

schwistern und den Eltern. Klare,

verständliche Regeln, stabiles Ma-

terial und ansprechende Grafiken

sind gerade für Kinderspiele eben-

falls wichtig.

Welche Kriterien spielen bei der

Bewertung zum Spiel des Jah-

res eine Rolle?

Wir beurteilen die

Spiele nach vier festen Kriterien:

Stefanie Marckwardt ist Jurymitglied für das „Kinderspiel des Jahres“.

Dafür testet sie Gesellschaftsspiele nicht nur mit ihren zwei Söhnen,

sondern auch mit Kitakindern und Schülern. Denn hauptberuflich ist die

leidenschaftliche Spielerin aus Berlin Grundschullehrerin und baut Ge-

sellschaftsspiele sogar in ihren Unterricht ein. Wie sie das macht, warum

PC-Spiele klassische Brettspiele nicht verdrängen werden und wonach das

Kinderspiel des Jahres ausgewählt wird, verrät sie im Interview.

Spielen ist das schönste Hobby