Familie ist mein Anker

Datum: Mittwoch, 29. August 2012 09:59

Interview mit dem Komiker und Autor Markus Majowski


Markus Majowski zählt zu den bekanntesten deutschen Schauspielern. Jetzt wendet er sich immer mehr dem Schreiben zu und hat in disem Jahr mit „Modjo und Mütze“ auch sein erstes Buch veröffentlicht – und verarbeitet dabei eine zentrale Erfahrung seines Familienlebens, die ein ernstes Thema zur Grundlage hat. Wir sprachen mit dem sympathischen Berliner über Familie, den Tod und Politik:


Beruflich reichen Ihre Talente vom TV-Komiker über den Moderator und Theaterschauspieler jetzt sogar bis zum Buchautor. Welche besonderen Talente machen denn den Familienmenschen Majowski aus?
Familie steht bei mir ganz oben. Wir versuchen immer, beieinander zu bleiben. Wenn ich beruflich unterwegs bin, begleitet mich meine Familie so oft es geht. Familie nimmt bei mir auch in der Tradition einen hohen Stellenwert ein. Ich habe immer noch einen sehr guten Draht zu meiner Mutter. Mein Vater ist zwar schon vor 21 Jahren verstorben, aber der fungiert so ein bisschen als mein Schutzengel. Familie ist mein Anker.


Welche Rolle spielen Sie daheim, eher den Koch oder den Handwerker?
Ich bin der Technikbegeisterte und kann alles von Hifi bis Computer schnell und gut reparieren. Ich kümmere mich natürlich auch um die Küche – nur meine Küche ist nicht so ausgeglichen, meine Frau kocht da viel gesünder. Bei mir kommt immer ein bisschen mehr Butter in die Pfanne.


Sie sind erst mit 40 Jahren Vater geworden – Ihr Sohn Julius ist jetzt 8 Jahre, können Sie da beim Toben noch richtig mithalten?
Das könnte ein jüngerer Vater sicher etwas besser, aber ich hab ja in den letzten Jahren 33 kg abgenommen und gebe wirklich mein äußerstes. Das verlangt mir mein Sohn auch oft genug ab. Ich trainiere und mache Fitness. Aber manchmal bringt mich Julius doch aus der Puste.
Sie engagieren sich schon immer sehr für Kinder und Familien, warum hat es denn bei Ihnen persönlich erst so spät gezündet?
Zum Einen ist meine Rumtingelei Schuld, zum Anderen hat meine Mama auch immer großen Einfluss auf meine Frauen gehabt. Heute sage ich mir, dass es ein großes Glück war, dass ich meine Frau erst spät kennengelernt habe.


Bei Ihrem Buchprojekt „Modjo und Mütze“ war Ihr Sohn Coautor und hat Ihre Lesungen auch schon auf dem Klavier begleitet – wie sehr können Sie denn Privates und Berufliches mischen?
An sich kaum, meine Frau hält da doch sehr die Hand drauf. Aber Julius hat sich das gewünscht. Wir machen bei solchen Auftritten aber keine großen Fotos, die durch die Presse gehen könnten und treten auch vor einem eher kleineren Publikum auf.


In ihrem Buch „Modjo & Mütze“ geht es neben einem Vater-Sohn-Abenteuer auch um den Verlust der Mutter. Spielt da Ihre eigene Biografie mit dem Verlust des Vaters in jungen Erwachsenenjahren eine Rolle?
Damit hat es sogar in erster Linie zu tun. Als ich diese Geschichte gemeinsam mit meinem Sohn erfunden habe, rief uns meine Frau zu „Ist ja wieder typisch: zwei Männer erfinden Abenteuergeschichten und die Mama kommt nicht darin vor“. Da kam ich auf die Idee, dass die Mama im Buch schon verstorben sein kann. Julius schaute mich zuerst komisch an, aber nach den ersten zwei, drei Geschichten wollte er genau wissen, warum ich mich nun mit dem Thema Tod beschäftige. Da hatte ich tatsächlich die Gelegenheit, über meinen Vater zu reden. Ich konnte meinem Sohn mitteilen, was der Verlust meines Vaters eigentlich mit mir gemacht hat – und da bin ich selber erst aufmerksam geworden, dass das der Grund ist, warum ich das Thema überhaupt aufgegriffen habe.


Sie engagieren sich in Bremen auch für ein Zentrum trauernder Kinder ...
Ja, meine beiden Schwerpunkte im Ehrenamt sind das Deutsche Kinderhilfswerk und der Verein für trauernde Kinder. Zweites kam bei einer MDR-Talkshow zu Stande. Da habe ich das erste Mal über den Verlust meines Vaters geredet, das ist etwa sieben Jahre her. Der MDR hatte ein Video eingespielt, auf dem Herbert von Karajan die Berliner Philharmoniker mit meinem Vater als Cellisten in der ersten Reihe dirigierte. Da ergab sich dann ein Gespräch über den Tod meines Vaters und über die Trauerzeit. Der Vorstand vom Verein für trauernde Kinder hat diese Sendung gesehen und sich gesagt, dass Herr Majowski als Botschafter für dieses schwierige Thema genau richtig wäre – zum einen durch die Fernsehprominenz und weil ich das auch lustig und leichter vermitteln kann, zum anderen aber auch, weil ich weiß, wovon ich rede und mich die Kinder da auch ernst nehmen können. So entstand dieses Engagement.


Haben Sie sich mit dem Buch auch für diese Arbeit etwas von der Seele geschrieben?
Das kann man so sagen. Meine eigene Trauerzeit war sehr intensiv und zog sich über fast drei Jahre hin. Damals war ich beruflich schon sehr erfolgreich, aber ich war auch ein bisschen wunderlich. Ich wurde scheuer, war in dieser Zeit nicht beziehungsbereit und verspürte Bindungsängste. Meine engsten und liebsten Freunde haben mir diese Zeit gegeben – und eine der Prämissen beim Verein für trauernde Kinder ist auch, den Kindern Raum und Zeit für ihre Trauer zu geben. Das ist im Buch bei „Modjo & Mütze“ auch der Fall. Die beiden nehmen sich sonntags immer eine Auszeit. Sie ziehen eine Spieluhr auf, die ihnen die Mutter hinterlassen hat und die den Winkel der Erdachse verändert – und dann tauchen sie in eine Art Paralleluniversum ein. Die Geschichte ist ein bisschen merkwürdig, aber sie holt die Kinder auch gut in ihrer eigenen Fantasie ab.