Kultursensible Erziehung im Vorschulalter

Datum: Sonntag, 27. August 2023 14:01

A. Brandl, BA-Sozialarbeiterin/ Migrationssozialarbeit, Erziehungs- und Familienberatungsstelle, Jugendhilfe Cottbus gGmbH

Im Zuge der Globalisierung und Migrationsprozesse begegnet uns kulturelle Vielfalt inzwischen in allen Lebensbereichen. Sie ist eine Bereicherung und kann auch als diese empfunden werden. Sie kann aber auch irritieren und verunsichern.

Schon im Alter zwischen 6 und 9 Monaten wird der Erkundungsdrang von Kindern größer und sie beginnen zwischen vertrauten und fremden Personen zu unterscheiden. In diesem Zeitraum beobachten Eltern dann auch oft die Phase des Fremdelns gegenüber fremden Personen aber auch bei den älteren Geschwistern oder Großeltern. In dieser Zeit benötigen Kinder einerseits den Schutz der Eltern, andererseits brauchen sie auch jemanden, der sie ermutigt, die Welt eigenständig zu erkunden. Ein gelassener Umgang der Eltern mit der „fremden“ Person, helfen dem Kind seine Unsicherheit zu überwinden. Diese Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen sind später entscheidend für das Kind und prägen sein Verhalten bei zukünftigen Begegnungen mit anders aussehenden Menschen.

Kinder machen ihre ersten Erfahrungen mit kultureller Diversität spätestens in einer Kindertageseinrichtung. Pädagogische Fachkräfte stehen schon lange vor den Herausforderungen einer gelingenden kultursensiblen Bildung und Erziehung. Doch wenn es darum geht, Kitas als Orte der Vielfalt zu gestalten, sind auch die Eltern gefragt. Denn im Hintergrund wirkt immer das Familiensystem mit all seinen Werten, kulturellen Prägungen und Vorurteilen. Erziehung findet nicht ausschließlich verbal statt. Kinder erlernen Verhalten auch durch Imitation ihrer Eltern und anderer Bezugspersonen. Rassismus ist also nicht angeboren, sondern ein durch das Bezugsumfeld vermitteltes Verhalten. Durch den Abbau eigener Vorbehalte und einer sorgsamen Erziehung kann das Kind im Umgang mit anderen Menschen achtsames Verhalten üben und lernen.

Eltern können sich dazu bei verschiedenen Beratungsstellen oder Projekten wie „ElternStärken“, zu Themen wie Vorurteile, Rassismus und Rechtsextremismus beraten und sensibilisieren lassen.

Bei Kindern im Kleinkindalter steht das Interesse an der anderen Person im Vordergrund. So kann es passieren, dass ein kleines Kind einem anderen Kind mit dunkler Hautfarbe ins Gesicht oder in die Haare fasst, um herauszufinden wie sich das anfühlt. Diese Neugierde hat keinen rassistischen Ursprung und ist somit im Kindesalter anders als bei Jugendlichen und Erwachsenen zu betrachten. Um Kinder mit der Andersartigkeit in Aussehen, Sprache und Kultur vertraut zu machen, können Eltern Kinderbücher und Spielzeug verwenden und somit auf Vielfalt aufmerksam machen und dem Kind Raum für Fragen zu geben. Im Alter zwischen dreieinhalb und vier Jahren beginnen Kinder die Fähigkeit auszubilden, sich in die Lage einer anderen Person hineinzuversetzen. Diese Fähigkeit benötigen sie, um Vorurteile und Rassismus verstehen zu können. Dafür sollte man ihnen ausreichend Zeit lassen und kindgerechte Erklärungen verwenden. Hierfür können Eltern wieder auf Kinderbücher zurückgreifen, die Kinder mit Geschichten und Illustrationen auf einfache Weise an das Thema heranführen. Hat das Kind selbst auch schonmal ein anderes Kind aufgrund seiner Andersartigkeit geärgert, sollte es dafür nicht ausgeschimpft werden. Wichtig ist, dass dem Kind zugehört und darüber gesprochen wird. Eltern können sich selbst auch eigene Fehler vor ihrem Kind eingestehen, zum Beispiel wenn sie selbst mal aufgrund der Herkunft eines Menschen Rückschlüsse auf eine bestimmte Eigenschaft geschlossen haben. Eltern sollten ihr Kind dann ermutigen, sich beim nächsten Mal anders zu verhalten und sich gegen Ungerechtigkeit einzusetzen.

„Erziehung ist Beispiel und Liebe.“ Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und weisen Sie andere Menschen auf Rassismus hin. Erklären Sie Ihrem Kind, wie es reagieren soll, wenn es sieht, wie Kinder aufgrund ihrer Andersartigkeit gehänselt werden. Machen sie sich selbst bewusst, dass wir alle dafür sorgen müssen, dass alle Kinder in einer gerechten Welt aufwachsen können.

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