Was Geschwister aneinander haben …

Datum: Freitag, 28. Februar 2020 14:24


Geschwister begleiten einen ein Leben lang; mit ihnen hat man oft die beständigsten Beziehungen. Sie kennen die Schwächen und Stärken des Anderen, ob man will oder nicht. Im besten Fall durchlebt man gemeinsam die Kindheit, verbündet sich auch mal gegen die Eltern und verspürt ein besonderes Vertrauensverhältnis zueinander. Aber andererseits hat man mit niemandem so viele und heftige Auseinandersetzungen und Streitereien wie mit den eigenen Geschwistern. Schon Kurt Tucholsky sagte einst: „Indianer sind entweder auf dem Kriegspfad oder rauchen die Friedenspfeife. Geschwister können beides.“

Der Alltag mit Geschwistern ist oft geprägt von Gegensätzen. Auf der einen Seite hat man immer einen Spielkameraden an seiner Seite, aber auf der anderen Seite entwickelt sich oft bei Geschwistern mit einem geringen Altersunterschied und gleichem Geschlecht eine Rivalität. Dabei geht es in erster Linie um die Aufmerksamkeit der Eltern. Geschwisterkinder sind Konkurrenten, Verbündete und Vorbilder in einem – sind mal Freund, mal Feind. Sie müssen sich täglich immer wieder miteinander auseinandersetzen. Sie sind eine Schicksalsgemeinschaft, anders als bei Freundschaften haben sie sich den Bruder oder die Schwester nicht ausgesucht.

Ein Geschwisterkind wird geboren…

Einzelkinder genießen die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern. Wenn dann der Bruder oder die Schwester da ist, wird alles anders. In der ersten Zeit dreht sich fast alles um das Neugeborene und deren Bedürfnisse. Das ältere Geschwisterkind muss meist am Anfang ein wenig zurückstecken. Wenn gerade da Eifersucht auf das kleine Geschwisterkind aufkommt, ist das ganz normal.
Es ist wichtig im Vorfeld mit dem älteren Kind über die bevorstehenden Veränderungen zu reden, so dass es ein wenig Zeit hat, sich daran zu gewöhnen. Dem großen Geschwisterkind von dem Baby im Bauch erzählen und fühlen lassen, wenn es sich gerade bewegt. Eltern können auch von den Erlebnissen als der große Bruder oder die große Schwester im Bauch war, erzählen.
Hier ein paar Tipps, was Eltern beitragen können, damit sich Erstgeborene leichter mit ihrer neuen Geschwisterrolle anfreunden:

  • bei der Babypflege das ältere Kind einbeziehen und mithelfen lassen,
  • eine Bezugsperson sollte sich regelmäßig Zeit für das ältere Geschwisterkind nehmen und mit ihm Dinge allein unternehmen (z. B. gemeinsame Spielzeit, Kuschelzeit vor dem Schlafengehen),
  • bei Eifersucht die Gefühle des älteren Geschwisterkindes ernst nehmen und ihm signalisieren, dass man es versteht,
  • Eltern können dem größeren Kind Geschichten aus der Zeit erzählen als es selbst noch ein Baby war und gemeinsam Fotos anschauen,
  • Besuch sollte nicht nur Augen für das Neugeborene haben, sondern seine Aufmerksamkeit auch auf das große Kind richten,
  • dem älteren Kind eine „babyfreie Zone“ einrichten, gerade wenn die kleineren Geschwister mobiler werden.


Eine harmonische Geschwisterbeziehung oder Dauerstreit…

Jedes Elternteil kann bestätigen, dass sich Geschwister häufig streiten. Meist geht es dabei um die Aufmerksamkeit der Eltern oder um Spielsachen, manchmal einfach nur, weil es Spaß macht den Bruder oder die Schwester zu ärgern. Nur weil sich Geschwister oft streiten, heißt es nicht, dass sie keine enge Beziehung zueinander haben. Sie lernen beim Streiten zu verhandeln, Lösungen zu finden, aufeinander Rücksicht zu nehmen und sich zu verteidigen.
Sollen Eltern bei Streitigkeiten eingreifen und den Schiedsrichter spielen oder darauf vertrauen, dass die Geschwister den Streit von allein beilegen können? Natürlich müssen Eltern eingreifen, wenn der Streit eskaliert und es zu körperlichen Handgreiflichkeiten wie Hauen, Schubsen oder Beißen kommt oder verbale Beleidigungen stattfinden. Eltern müssen klare Regeln aufstellen und verdeutlichen, dass solches Verhalten nicht in Ordnung ist und Konsequenzen hat. Aber auch bei „normalen“ Streitigkeiten sollten Eltern nicht unbesehen Partei ergreifen und sofort einen Schuldigen ausmachen. Mit den Kindern über den Streit sprechen scheint da die bessere Alternative als sofortige Schuldzuweisungen, falls die Kinder den Streit nicht alleine beilegen können.
Eltern können folgendes tun:

  • Kinder nacheinander zu Wort kommen lassen und klären, was passiert ist,
  • Kinder fragen, wie sie sich dabei gefühlt haben und gegebenenfalls dem einen Kind die Sichtweise des anderen verdeutlichen,
  • Kinder zu eigenen Lösungen ermuntern oder Lösungsvorschläge unterbreiten.
  • Letztendlich ist Streit unter Geschwistern wichtig und richtig zum Erlernen einer Streitkultur, welche ihnen auch im Erwachsenenleben hilfreich ist.


Quellen:
ANE – Elternbriefe
www.urbia.de 
www.netmoms.de 


www.netzwerk-gesunde-kinder.de