Tod und Trauer bei Kindern

Datum: Dienstag, 05. November 2013 08:47

Tod und Trauer bei Kindern

Kinder sind spontan mit all ihren Fragen und Anliegen, wenn sie etwas beschäftigt. Oft sind wir Erwachsenen nicht wirklich darauf vorbereitet, wenn Kinder nach dem Tod und dem Sterben fragen. Dabei begegnen unsere Kinder häufig dem Tod in ihrem Leben: in der Lesezeit in den Märchen, im Alltag, in der Natur, aber auch in der Familie oder bei Freunden. Kinder begegnen dem Tod mit offenem Auge und offenem Herzen im Vorschul- und Grundschulalter.
Auch Erwachsenen fällt es nicht leicht, traurige Erfahrungen zu machen. Und so neigen viele von uns dazu, Kinder vor dem Thema Tod und Abschied schützen zu wollen. Doch wovor wollen wir sie eigentlich beschützen? Vor dem Leben, zu dem der Tod dazu gehört? Kinder in ihrem Leben von Anfang an offen und ehrlich, vertrauensvoll und schützend zu begleiten, bedeutet nicht, sie vor Traurigem zu bewahren, sondern sie einzubeziehen und sie zu unterstützen, einen Ausdruck für all ihre Gefühle zu finden.
Das Thema Tod und Trauer ist auch heute noch immer ein Tabuthema. Es wird möglichst verschwiegen oder die große Ablenkung soll als „Lösung“ herhalten. Dabei haben gerade Kinder tausend Antennen. Sie haben auch, wie jeder Mensch, ein Recht auf Antworten, wenn sie spüren, dass irgendwie „etwas“ anders ist.
Der Tod begegnet uns heute oft still und im Verborgenen. Vor allem, wenn Kinder während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder kurz danach sterben, bleibt dies oft ein Tabuthema. Geschwisterkinder spüren, wenn mit der Mama was nicht in Ordnung ist, Geschwisterkinder fragen, wo das Brüderchen oder Schwesterchen nun sei?
Im Netzwerk Gesunde Kinder sind sich die Koordinatorinnen dieser Fragen bewusst und die Erfahrung in dieser Tätigkeit im Netzwerk zeigt mitunter manchmal sehr deutlich, dass der Tod zum Leben gehört. Das Netzwerk begleitet Eltern mit Kindern zwischen 0-3 Jahren und es stellt sich hier die Frage, ab welchem Alter spreche ich mit Kindern über den Tod?  Bereits im Babyalter werden u. a. fröhliche und auch traurige Emotionen  von den Eltern (bewusst oder unbewusst) übertragen. Trauergefühle schwingen nonverbal mit und gerade Kleinkinder nehmen Veränderungen deutlich wahr: Stimmen klingen anders, Gesichter verändern sich, Gerüche verändern sich, Berührungen erscheinen ungewohnt. Der Tod kann zwar kognitiv nicht verstanden und eingeordnet werden, aber Kleinkinder spüren Unruhe, Aufregung und Traurigkeit. Babys und Kleinkinder können den Tod oder das Sterben nicht kognitiv wahrnehmen, aber sie fühlen, dass etwas anders ist. Kinder benötigen emotionale Zuwendung. Bei Kleinkindern ist hier der Trost durch emotionale Begleitung wichtig. Zuwendung und körperliche Nähe sind in diesem Alter wichtiger als Erklärungen. Gewohnte Rituale können in Zeiten der Veränderung Sicherheit und Orientierung bieten. Das abendliche Kuscheln, gewohnte Tagesabläufe, Gute Nachtgeschichten und Lieder, die geliebten Stofftiere können Sicherheiten in einer unsicheren und von Trauer gezeichneten Zeit geben. Es gibt auch gute Bücher speziell für Kinder, die den Tod und das Sterben thematisieren und kindgerecht erzählen: Buchempfehlungen gibt es z.B. bei der Stiftung Lesen.

Trauernden Eltern, die ihr Kind während der Schwangerschaft, bei oder kurz nach der Geburt oder in den ersten Lebensjahren verabschieden mussten, bieten die Netzwerkmitarbeiterinnen die Möglichkeit zu einem ersten Gespräch und können Hinweise für eine professionelle Unterstützung geben.
Kompetente Ansprechpartner sind z. B. ausgebildete Trauerbegleiter. Angebote von Trauerbegleitern sind Einzelbegleitungen, Familienbegleitungen, Unterstützungen im Abschiedsprozess, Gruppenabende oder auch Workshops und Andachten.

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit
Anja Gehrke-Huy,
Dipl. Sozialpäd./Trauerbegleiterin aus Forst