Seite 17 - lausebande-02-2012

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Titelthema :: Seite 17
steht. Allerdings verschaffen Tests mit modernen,
bildgebenden Verfahren zur Messung von Hirnak-
tivitäten immer bessere Einblicke. Dabei hat eine
Studie mit Linkshändern, Rechtshändern und auf
die rechte Hand umerzogenen Linkshändern Er-
staunliches gezeigt. Während bei den ersten bei-
den Gruppen während des Schreibens starke Akti-
vierungsmuster in der jeweils gegenüberliegenden
Gehirnhälfte dominierten, zeigten auf rechts um-
geschulte Linkshänder Aktivierungsmuster in bei-
den Gehirnhälften mit gesteigerten Aktivitäten in
der rechten Gehirnhälfte. Obwohl diese Erwachse-
nen von Anbeginn mit der rechten Hand geschrie-
ben haben, bestanden im Gehirn also die Merkma-
le eines Linkshänders fort. Man kann Linkshänder
also nicht wirklich umschulen, da die Händigkeit
im Gehirn programmiert ist und die Schaltstellen
in der dominanten Gehirnhälfte bestehen bleiben.
Andererseits beweisen diese Studien, dass bei Um-
erziehung der Händigkeit deutlich höhere Anfor-
derungen durch vermehrten Energieeinsatz und
überlagerte Prozesse an beide Gehirnhälften
»
Lateralität
(auch Seitigkeit) beschreibt, in welchem Maß die Motorik auf einer Körperseite stärker ausge-
prägt ist. Neben den Händen setzt sich z.B. auch ein Ohr oder ein Auge stärker durch und dominiert. Man
spricht neben Händigkeit auch von Füßigkeit, Äugigkeit und Ohrigkeit. Da die Verarbeitung imGehirn durch
eine Vielzahl hoch komplizierter neurophysiologischer Prozesse gekennzeichnet ist, lässt die Dominanz ei-
nes Körperteils nicht zwangsläufig Aussagen über die Dominanz anderer Körperteile zu. So kann ein Links-
händer auch über einen starken rechten Fuß und abweichende Dominanzen bezüglich Augen und Ohren
verfügen. Die Verteilung der motorischen und sensorischen Dominanz für Hände, Füße, Augen und Ohren
hat keine Auswirkung auf die grundsätzliche Verteilung verschiedener Kompetenzen imGehirn. Die Gehirn-
hälften (Gehirnhemisphären) sind unabhängig von der Händigkeit bei jedemMenschen gleich spezialisiert:
Zwar müssen sowohl Links- als auch Rechts-
händer diese unterschiedlichen Funktionskompe-
tenzen im Gehirn gut verknüpfen – aber die Vertei-
lung dieser Zuständigkeiten kann auch erklären,
warum beide unterschiedlich „ticken“ und sich in
bestimmten Persönlichkeitszügen unterscheiden.
So werden Rechtshänder stärker von der abstrakt,
sprachlich und analytisch geprägten linken Ge-
hirnhälfte bestimmt, während Linkshänder ihre
Dominanz in der stärker bildreich, räumlich und
intuitiv geprägten rechten Gehirnhälfte haben. Da
allerdings viele andere Einflüsse aus der Umwelt
und der Erziehung das menschliche Wesen be-
stimmen, sind diese Einflüsse kaum nachweisbar.
Allerdings wird beobachtet, dass Linkshänder trotz
normaler Freundschaften und keinerlei Merkma-
len von Verhaltensauffälligkeiten dazu neigen,
sich besonders gern zurück zu ziehen.
Trotz einigen Jahrzehnten der Gehirnfor-
schung verstehen wir bis heute nur Bruchstücke
dessen, was in unserem Kopf passiert und ent-
Linke Gehirnhälfte (rechte Körperseite)
Rechte Gehirnhälfte (linke Körperseite)
Analytisches, logisch-sprachliches Denken, linear
(das heißt strukturiert aufeinander folgend)
Synthetisches, ganzheitliches Denken,
beziehungsreich und gleichzeitig
Zeit
Raum und Perspektive
Sprachzentrum
Körperliche Vorstellung im Raum, räumliche
Orientierung
Grammatikalisches Verständnis
Bildhafte Vorstellung, Erkennen von Gesichtern
Sprachliche Sinnerfassung der Worte, Wortschatz,
insbesondere abstrakte Begriffe
Melodiegedächtnis
Gesten
Erkennen von Tonhöhe und Tonfall in der Stimme,
Gefühlsverständnis, Ausdrucksverständnis;
sprachfreie soziale Wahrnehmung
Intellekt
Intuition
Lateralisation der Gehirnhemisphären, Quelle: Johanna Barbara Sattler