Seite 30 - lausebande-02-2012

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Interview :: Seite 30
die ich gesagt habe. Ich habe geheult, wenn mir
danach war und Jubelsprünge gemacht, wenn mir
danach war. Ich habe nicht darüber nachgedacht,
ob das gut ankommt und mich die Leute deswegen
mögen. Das hat sich bis heute nicht geändert, so
bin ich! Beliebtheit hat da sicher viel mit Glaub-
würdigkeit zu tun.
Sie engagieren sich inzwischen in vielen sozialen
Projekten, wonach wählen Sie diese aus?
Ich habe viele verschiedene Sachen gemacht
und bekomme viele Ideen, Projekte und Schirm-
herrschaften auf meinen Schreibtisch. Eigentlich
müsste ich mich jeden Tag entscheiden, was ich
mache und was nicht. Es gibt so viele, die Hilfe be-
nötigen. Ich habe in letzter Zeit aber versucht, da
zu arbeiten, wo meine Stärken liegen und nichts
zu machen, was gerade hipp und ein angesagtes
Thema ist. UNICEF ist eine schöne Geschichte, um
in die Welt zu gehen und in der Welt zu helfen.
Meine Schwimmprojekte in Deutschland sind aber
das, was ich kann. Da hören mir die Menschen ge-
fesselt zu und da kann ich bewirken, was ich mir
vorstelle. Die meisten Projekte, die ich mache, ha-
ben deshalb irgendetwas mit Wasser zu tun. Des-
halb habe ich in 2010 einen eigenen Verein „…für
Kinder e.V.“ gegründet, der in Heidelberg gestartet
ist und Kindern das Schwimmen vermittelt. Inzwi-
schen erstreckt sich das Projekt auf immer mehr
Städte. Das liegt mir am Herzen und es ist auch
meine Pflicht, zu helfen. Es geht mir sehr gut und
in meiner Situation muss man sich einbringen und
das mache ich am liebsten mit dem, wofür ich ste-
he. Und das ist Wasser.
Kann Ihr Sohn eigentlich schon gut schwimmen –
und waren Sie mit ihm auch zum Babyschwimmen?
Letzteres nicht unbedingt – aber er kann schon
gut schwimmen. Ich kann ja nicht darüber reden,
dass Kinder früh schwimmen lernen sollten und
dann selbst jemanden in der Familie haben, der
das nicht beherrscht.
Ihre Schwimmkarriere war von extremen Höhen
und Tiefen geprägt, vermissen Sie manchmal diese
Spannung oder genießen Sie die neue Konstanz in
Ihrem Leben?
Man kann das nicht miteinander vergleichen.
Es gibt manchmal Situationen, in denen ich mehr
Ich grenze das mit der zweiten Karriere ungern
ein. Ich habe nach der Geburt einfach überlegt,
was mich in meinem Leben weiter antreibt. Es ging
nicht um eine Entscheidung, weil mir der Beifall
oder die Öffentlichkeit fehlte. Das sieht man sicher
auch daran, wie sehr ich mein Privatleben schütze
und eigentlich sehr froh bin, wenn ich wieder aus
der Öffentlichkeit heraus bin und einfach Hausfrau
sein kann. Aber ich war mein Leben lang Athlet
und Sportler, habe jeden Tag gearbeitet, Ziele und
Pläne gehabt und wollte eine der Besten sein. Da
konnte ich mir nicht vorstellen, plötzlich auf dem
Sofa zu hocken und den ganzen Tag nur für mein
Kind da zu sein. Deshalb habe ich begonnen, Bü-
cher zu schreiben, zu moderieren – und zum Glück
habe ich das Privileg, mir das aussuchen zu kön-
nen. Dafür bin ich sehr dankbar und weiß auch,
dass es nicht selbstverständlich ist.
Hat Sie die ungebrochene Beliebtheit auch zum
Start Ihrer zweiten Karriere überrascht?
Darüber habe ich nie nachgedacht. Es ist mir
zwischendurch bewusst geworden und da dach-
te ich schon: Ach toll! Aber am Ende zählt, dass
man sich selbst gegenüber ehrlich und treu ist und
nicht versucht, jemand anderes zu sein oder dar-
zustellen. Das ist vielleicht mein Credo und mein
Erfolgsrezept. Es gibt in Deutschland auch viele
andere Athleten, die erfolgreicher waren als ich.
Aber ich war mir immer treu, habe immer meine
Meinung gesagt und zu den Dingen gestanden,
Auch heute noch fürs Schwimmen engagiert:
z.B. mit Bücherheld Paul Plantschnase