lausebande-03-2024

Kita-Qualitätskriterien aus Kindersicht Individualität und Zugehörigkeit • sich als individuelle Persönlichkeit wertgeschätzt fühlen und sichtbar sein: „Das bin ich, das sind meine Sachen, das habe ich gemacht.“ • sich zurückziehen und an ‚geheimen‘ Orten ungestört Spielwelten entfalten: „Hier können wir ungestört spielen und unserer Fantasie freien Lauf lassen.“ • sich durch Regeln, Rituale und Gemeinschaft miteinander verbunden und gesichert fühlen: „Wir gestalten gemeinsam den Alltag und gehören zusammen.“ Kompetenzerleben • sich im eigenen Können ge- und bestärkt fühlen: „Ich kann was! Mir wird was zugetraut.“ • sich frei und raumgreifend bewegen: „Ich kann mich frei bewegen und den gesamten Raum erleben.“ • sich selbst und die Welt explorativ erkunden und existentielle Themen bearbeiten: „Wir erforschen die Welt und suchen nach Antworten auf schwierige Fragen.“ • sich in der Kita auskennen und im Alltag informiert sein: „Wir kennen uns hier aus.“ Autonomie und Partizipation • sich in Bezug auf die eigenen Rechte und Entscheidungen respektiert fühlen: „Ich darf über mich bestimmen, meine Grenzen werden nicht verletzt.“ • sich-Beteiligen, Mitreden und (Mit-) Entscheiden: „Wir werden einbezogen und können (mit-) entscheiden.“ • Ausnahmen von der Regel erfahren: „Einmal durften wir das.“ Kita-Qualität in Deutschland Um all das im Alltag umsetzen zu können, müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Dafür muss die Politik langfristig ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen. Bis 2019 teilten sich die Finanzierung der Kitas Länder und Kommunen. Mit dem 2019 beschlossenen GuteKiTa-Gesetz hat sich erstmals der Bund beteiligt: Seitdem hat er jedes Jahr etwa zwei Milliarden Euro bereitgestellt, damit die Kitas ihre Qualität verbessern können. Sie können mit den Mitteln beispielsweise zusätzliches Personal einstellen, ihr Ganztagsangebot ausbauen oder Programme Titelthema ‹ 69 zur sprachlichen Förderung aufsetzen. Zwei Milliarden Euro klingt nach einer großen Summe. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 haben Bund und Länder insgesamt 43,5 Milliarden Euro in die Kindertagesbetreuung investiert. Kathrin Bock-Famulla, Expertin für frühkindliche Bildung bei der Bertelsmann-Stiftung, geht noch einen Schritt weiter: Nach ihren Berechnungen bräuchte es statt zwei Milliarden Euro knapp 14 Milliarden Euro jährlich vom Bund, wenn man einen Ausbau der Betreuungsplätze entsprechend dem Bedarf und einen Personalschlüssel nach wissenschaftlichen Standards umsetzen will. Da ist also noch viel Luft nach oben. Zudem ist ungewiss, ob und wie die Bundesfinanzierung nach 2024 fortgesetzt wird. Eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums sagte auf lausebande-Nachfrage: „Ob der Bund sein finanzielles Engagement in der Qualitätsentwicklung über 2024 hinaus fortsetzt, wird im regulären Verfahren für die Aufstellung des Haushalts 2025 zu entscheiden sein.“ Immerhin plant der Bund die Einführung bundesweiter Standards für die Kindertagesbetreuung. Genau solche Standards sind bisher nicht festgelegt. Nach Ministeriumsangeben stehen dabei eine bessere Betreuungsrelation, sprachliche Bildung und Förderung sowie ein bedarfsgerechtes Ganztagsangebot im Fokus. Es ist eines der Versprechen aus dem Koalitionsvertrag der AmpelRegierung. Derzeit berät eine Arbeitsgruppe, wie diese Standards aussehen könnten, anschließend sollen die Beratungen von Bund und Ländern auf politischer Ebene fortgesetzt werden. Die Bertelsmann-Stiftung hat bereits Vorschläge veröffentlicht, wie solche Standards aussehen könnten: • kindgerechte Personalschlüssel • ausreichend Zeit für Leitung • professionelle Aus-, Fort- und Weiterbildung • Fach-/Praxisberatung • kostenfreies Mittagessen für alle Kinder Weiterhin braucht es ausreichend Kitaplätze. Den Rechtsanspruch gibt es bereits seit 2013. Für einige Eltern gilt er aber nur auf dem Papier, denn gerade in manchen westdeutschen Städten gibt es noch immer nicht ausreichend Kitaplätze. Der Ausbau hinkt dem Bedarf hinterher. Die Bertelsmann-Stiftung geht von etwa 430.000 fehlenden Plätzen aus, davon die meisten in den westdeutschen Bundesländern. Die dritte wichtige Säule für gute Bildungsarbeit in Kitas ist der bereits genannte kindgerechte

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