lausebande-03-2024

70 › Titelthema Personalschlüssel. Wie das in der Theorie aussieht, darüber herrscht in der Wissenschaft Einigkeit: Demnach sollte sich ein Krippenerzieher um höchstens drei Kinder unter drei Jahren kümmern müssen und zwei Kitaerzieherinnen um höchstens 15 Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Allein an der Umsetzung scheitert es. Da Bildung Ländersache ist, kocht hier jedes Bundesland sein eigenes Süppchen. Das Ergebnis sind sehr ungünstige Personalschlüssel in Sachsen, Brandenburg und den übrigen ostdeutschen Bundesländern. Daher stehen wir aktuell vor dem Dilemma, dass wir in den ostdeutschen Regionen zwar ausreichend Kitaplätze haben, die Betreuungsqualität dort aber nicht optimal ist. In den anderen Bundesländern wiederum ist der Betreuungsschlüssel sehr viel besser, teils entspricht er sogar den wissenschaftlichen Empfehlungen. Dafür fehlen dort Kitaplätze. Viele Eltern können ihre Kinder nach der Elternzeit nicht in die Betreuung geben. Immer wieder müssen Kitas oder einzelne Gruppen tageweise schließen, Öffnungszeiten werden gekürzt. Es ist eine Situation, die bei Eltern, Kindern und Erziehern gleichermaßen für Frust sorgt. Die Bertelsmann-Stiftung hat daher eine Maßnahme vorgeschlagen, die auf den ersten Blick unkonventionell klingen mag, die aber mehr Beachtung verdient, als sie derzeit bekommt: Eine generelle Reduzierung der KitaÖffnungszeiten auf sechs bis sieben Stunden pro Tag. Dies ist nur als kurzfristige Maßnahme für ein oder zwei Jahre gedacht, da sich die Situation dann aufgrund der demographischen Entwicklung ohnehin entspannen wird. Zudem ist das nicht bundesweit erforderlich, sondern nur in jenen Regionen, in denen es viel zu wenig Kitaplätze gibt. Durch die Reduzierung könnte man verlässliche Betreuung zumindest während der gekürzten Öffnungszeiten anbieten und vermutlich sogar zusätzliche Kitaplätze schaffen. Denn aktuell ist es so, dass für die Betreuungsrandzeiten am frühen Morgen und am späten Nachmittag Personal für relativ wenige Kinder vorgehalten werden muss. Die Reaktionen auf den Vorschlag sind – wenig überraschend – sehr ablehnend: „Eine generelle Einschränkung der Betreuungsumfänge auf 6 bis 7 Stunden würde einen Schritt zurück bedeuten und viele Eltern vor große Herausforderungen stellen“, heißt es vom BundesfamilienministeIdealweise sollte sich ein Krippenerzieher um höchstens drei Kinder kümmern. Deutschlandweit sind es fast vier Kinder. Brandenburg steht etwas besser da als Sachsen. Negativer Spitzenreiter ist Mecklenburg-Vorpommern mit einem Personalschlüssel von 1 zu 5,7. Optimal betreut werden Krippenkinder in Baden-Württemberg. Quelle: Ländermonitor Frühkindliche Bildung 2022 der Bertelsmann-Stiftung 3 3,9 3,4 5,4 5,7 5,4 5,1 2,9 0 1 2 3 4 5 6 Personalschlüssel in der Krippe im Bundesvergleich Empfehlung Dtl. West Ost MV SN BB BW

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