Seite 44 - lausebande-04-2013

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Ratgeber :: Seite 44
Empfehlung
Eltern zusammen. Alles andere ist
aus ihrer Sicht nur ein Kompro-
miss. Diese Fähigkeit ist jedoch
alters- und kindabhängig sehr un-
terschiedlich ausgeprägt und muss
von den Eltern immer wieder be-
rücksichtigt und erarbeitet werden.
Es ist keine Selbstverständlichkeit.
Daher sollte sich der neue Lebens-
gefährte anfangs eher zurückneh-
men, altersgerechte Angebote
machen, so dass das Kind eine
Beziehung zu ihm aufbauen kann.
Das Kind sollte nicht überrumpelt
werden, indem die neuen Partner
zu schnell zusammen ziehen. Dann
geht das Zusammenleben meis-
tens schief und wird durch unnö-
tige Konflikte belastet. Es sollten
Gespräche mit dem Kind geführt
werden, in denen man dem Kind
Klarheiten gibt und es auch Wün-
sche äußern kann, wie es sich den
Prozess vorstellt.
Vorsicht ist auch bei dem An-
spruch geboten, dass das Kind
den neuen Partner lieben bzw. als
zweiten Vater oder Mutter anse-
Wenn Eltern sich trennen,
müssen die betroffenen Kin-
der sich an veränderte Welten ge-
wöhnen. Zunächst daran, dass sie
nun nur noch mit einem der beiden
Elternteile leben. Im Folgenden
kommen meist neue Partner der
Elternteile hinzu, so dass sich die
Kinder auch daran gewöhnen müs-
sen. Dies fällt den Kindern in der
Regel nicht leicht. Es gibt plötzlich
für das Kind zwei Väter bzw. zwei
Mütter. Dieses veränderte Fami-
liensystem braucht vor allem viel
Zeit und Geduld, um sich einander
kennen und mögen zu lernen. Da-
her sollten diese Prozesse sehr be-
dacht und behutsam angegangen
werden.
Der neue Partner wirkt zunächst
wie ein Besucher, später evtl. so-
gar wie ein Eindringling, der aus
Kindersicht nicht gewünscht wur-
de (schließlich hat diese Entschei-
dung allein die Mutter/der Vater
getroffen). Und in der kindlichen
Vorstellungs- und Wunschwelt ge-
hören jedoch allein die leiblichen
hen sollte. Der Partner kann nie
den leiblichen Elternteil ersetzen,
schon gar nicht, wenn regelmäßige
Kontakte mit dem Kind bestehen.
Hier sind bei überhöhten Erwar-
tungen Enttäuschungen vorpro-
grammiert. Der Neue hat im Grun-
de „nur“ den Status eines Kumpels
oder älteren Freundes zu erwarten,
v.a. bei älteren Kindern ist dies der
Fall. Da läuft man eher Gefahr,
vom Jugendlichen abgelehnt zu
werden und zu hören zu bekom-
men: „Du hast mir gar nichts zu
sagen!“ Empfehlenswert ist hier,
die Hoffnung nicht zu groß wer-
den zu lassen, sondern dies eher
als eine positive Überraschung
bzw. Nebenerscheinung zu werten,
wenn es gelingen sollte. Dies trägt
dazu bei, Enttäuschungen und da-
mit verbundene Spannungen zu
vermeiden, die den gelingenden
Fortbestand der Patchwork-Familie
gefährden könnte.
::
ww.jugendhilfe-cottbus.de
Patchwork-Familien
Zeit zum Zusammenwachsen geben
Britta Horn, Diplom-Psychologin und Verhaltenstherapeutin,
Erziehungs- und Familienberatungsstelle,
Jugendhilfe Cottbus gem. GmbH, Thiemstraße 39, 03050 Cottbus
„Aus Stiefeltern
werden Bonus-El-
tern – Chancen
und Herausforde-
rungen für Patch-
work-Familien“
,
Jesper Juul, Knut Krüger
Kösel-Verlag München, 2011