Seite 26 - lausebande-05-2012

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Titelthema :: Seite 26
tig einen medialen Hintergrund zu schaffen, auf
der anderen Seite stellen eben diese Medien für
die meisten der Generationen ungeahnte Gefahren
dar.
Folgt man der Gewaltwirkungsforschung,
so ergibt sich die prozentuale Darstellung von
Gewalttaten in Medien anteilig in etwa so:
Das wirkt auf den ersten Blick erschreckend – und
das mag es auf den zweiten Blick durchaus auch
sein. Doch hier wird von sogenannten „Erwachse-
nensendungen“ geredet. Soweit muss man nicht
einmal gehen. Schon Tom & Jerry bieten genügend
Gründe für diese Debatte. Bei solchen Sendeforma-
ten stellt sich die Frage: Kann Gewalt durch lustige
Darstellung entschärft werden? Oder können Kin-
der überhaupt einen Unterschied finden zwischen
komischer Darstellung und Gewalt? Alle erinnern
sich an Popeye, der für Olive mit einer Dose Spi-
nat Brutus verprügelte. Befragt man Kinder im
Alter von sechs bis zwölf Jahren, unterscheiden
diese zwischen wahrgenommenen Gewalttaten:
Schlimm und weniger schlimm. Schlimm sind
für sie Gewalttaten mit Waffengewalt, weniger
schlimm diejenigen mit psychischer Gewalt oder
gegen Gegenstände. Je nach Alter unterscheiden
Kinder zwischen einfacher Situationskomik – Po-
peye isst eine Dose Spinat und macht Brutus fertig,
Jerry lockt Tom in eine Falle und besiegt ihn damit
– und dem später wahrgenommenen Wortwitz, wie
zum Beispiel bei Spongebob Schwammkopf oder
den Simpsons.
Wie Kinder die Gewalt in den Medien wahrneh-
men, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab,
zum Beispiel davon, in welchem Alter sie sich be-
finden, ob sie Realität und Fiktion unterscheiden
können und nicht zuletzt, wie stark sie sich mit
den einzelnen medialen Akteuren identifizieren.
Ob Gewalt in den Medien – sei es Fernsehen, Film
oder Videospiel – Kinder in ihrer Gewaltbereit-
schaft beeinflusst, ist wissenschaftlich nicht klar
belegt. Für jede Position finden sich mindestens
fünf Studien und nochmal zehn für die jeweiligen
Zwischenpositionen. Das ist für viele Eltern mehr
als irritierend. Man droht zu ersticken zwischen
all den medialen Angeboten für Kinder, die schon
mitten in der Nacht auf Sendung gehen und all
den Theorien, die besagen, dass Kinder am besten
niemals Fernsehen, geschweige denn mit all den
anderen Medien in Berührung kommen sollten.
Da steht man nun zwischen Globalisierung, Medi-
alisierung und Beschützerfunktion. Selbst die Wis-
senschaftler und Fachleute sind sich nicht einig,
ob es einen Zusammenhang zwischen Gewaltdar-
stellung – selbst bei Tom und Jerry – und tatsächli-
cher Gewaltbereitschaft bei Kindern gibt.
Was kann man tun, wenn das Kind aggressiv ist?
• Bewegung: Bieten Sie Ihrem Kind die Möglich-
keit, ein Ventil für seine Aggressionen zu finden.
• Angemessene Strafe: Achten Sie darauf, dass Sie
nicht die Aggression an sich bestrafen. Vorwürfe
und selber wütend werden sind kontraproduktiv.
Sie gehört zu Ihrem Kind und hat eine Funktion,
zum Beispiel Schutz. Strafen sollten immer im
Zusammenhang mit dem Fehlverhalten stehen.
Macht Ihr Kind etwas kaputt, ziehen Sie ihm et-
was Taschengeld ab, um den Gegenstand zu er-
setzen. Zeigen Sie ihm, dass Sie nur das bestimm-
te Verhalten, in dem Fall das Kaputtmachen,
nicht gut finden, Sie Ihr Kind aber lieben.
• Lob: Loben Sie positives Verhalten. Dadurch stär-
ken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Kindes und
verstärken gleichzeitig die guten Verhaltensmuster.
• Aggressionen wenig beachten: Versuchen Sie,
Darstellung nach Groebel/Gleich 1993; Krüger 1994