Seite 30 - lausebande-07-2013

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Titelthema :: Seite 30
Mit einer Engelsgeduld bringen die beiden einem al-
les bei. Schuhe zu binden, lesen lernen, auf Bäume
klettern, Fahrrad fahren, angeln. Großeltern helfen
ihren Enkelkindern bei all diesen Sachen.
Das prägt, bleibt in Erinnerung und hat diese positi-
ve Bindung zur Folge. Kinder fühlen sich durch die-
se Aufmerksamkeit wertgeschätzt, sie fühlen sich
sicher und geborgen, sie fühlen sich wichtig. Dabei
handelt es sich um Erfahrungen, die wichtig für die
Entwicklung eines Kindes und seiner Persönlichkeit
sind. Dadurch kann aus einem kleinen Abenteu-
rer, der mit Opa Angeln fährt, eine selbstbewusste
erwachsene Person werden. Großeltern bilden au-
ßerdem eine Rückfallebene. Wenn es mit den Eltern
nicht so läuft, weil es nur ein Gummibärchen statt
der ganzen Tüte gab und danach auch noch Zähne
geputzt werden mussten, sind die Großeltern Trös-
ter, Verbündete, Ansprechpartner.
Und wer kennt das nicht? Die guten, alten Geschich-
ten von früher? Die meisten erinnern sich noch sehr
lebhaft daran und konnten und können nicht genug
davon bekommen. Abgesehen vom Unterhaltungs-
wert haben diese Anekdoten mehrere Funktionen:
Sie vermitteln die Familiengeschichte, sie halten die
Vergangenheit lebendig, sie sorgen dafür, die eige-
nen Eltern und Großeltern besser kennenzulernen,
sie schweißen zusammen.
„Zwei Drittel der Großeltern in Deutschland
sind in verschiedenen Formen mit in die Versorgung
des Kindes involviert.“
-Deutsches Jugendinstitut-
Doch nicht nur die Kinder profitieren von der Ver-
bindung zu ihren Großeltern, auch die Eltern haben
viel davon. Dabei ist nicht nur die Rede von Allein-
erziehenden, die oft auf die Unterstützung ihrer
Eltern bei der Versorgung, in welcher Form auch
immer, ihrer Kinder angewiesen sind. Die meisten,
wenn nicht alle Eltern sind froh über diesen Bei-
stand. Es muss sich dabei nicht immer um existen-
zielle Sorgen und Nöte wie die Vereinbarkeit von
Kind und Arbeit handeln. Einfach einmal Zeit für
sich zu haben, hilft viel für die eigene Entspannung
und somit die der ganzen Familie. Die Kinder freuen
sich (in den meisten Fällen) über ein Wochenende
bei den Großeltern und die Eltern können sich eine
kleine Auszeit nehmen. Wenn man länger arbeiten
muss und das Kind aus der Schule kommt – die
Großeltern bringen Mittagessen auf den Tisch. Und
meistens schmeckt der Kartoffelbrei von Oma um
Weiten besser, als der von Mutti. Das mag mancher
Mutti weniger schmecken.
Bei Oma und Opa darf ich aber...
Aber das ist nur ein lapidares Beispiel. Wie bereits
angedeutet, besteht für Kinder bei ihren Großel-
tern so etwas wie eine Narrenfreiheit. Viele Eltern
müssen sich doch sehr über ihre eigenen Eltern
wundern. Wo sind die strengen Menschen mit ih-
ren Regeln hin, wenn die Enkelkinder anwesend
sind? Warum sind gewisse Dinge heute nicht mehr
so schlimm, wie bei einem selbst damals? Und wo
kommt auf einmal diese Gelassenheit her? Nun, es
Helene Souza  / pixelio.de
Johann Bletgen  / pixelio.de