Seite 41 - lausebande_070812

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Interview :: Seite 41
nen. Dazu sind unsere Spielplätze nicht mehr ge-
eignet. Kindern fehlt heute durch lange Lernzeiten,
viel TV und Technik immer mehr Zeit zum Spielen.
Dann sagen ja Eltern, Lehrer und Politiker, dass Kin-
der zum Ausgleich Bewegung brauchen und Sport
machen müssen. Genauso sehen unsere Spielplätze
aus. Würde man genauer hinschauen, in welchen
Fantasiewelten sich die Kinder im Fernsehen und
Computer bewegen und dann mal einen Blick auf
unsere Spielplätze werfen, müsste der krasse Gegen-
satz jedem auffallen. Da können Kinder meist an ein
paar Geräten turnen, fast immer gibt es eine Rutsche
als „Leuchtturm“, aber kaum Räume, die man im-
mer wieder neu entdecken und mit anderen Kindern
gestalten kann. Wenn ich aber will, dass die Kinder
draußen spielen und vor allem miteinander spielen,
muss ich sie herauslocken. Ein Spielplatz sollte als
erste Funktion ein Treffpunkt sein. Dafür schaf-
fen wir jetzt Rollenspielwelten – ein Spielhaus wie
eine große Puppenstube. Darauf haben wir gerade
ein Patent angemeldet und ein Exponat steht auch
schon auf der Kulturinsel.
Wie kann man sich das vorstellen?
In diesem Spiel-
haus gibt es viele verschiedene Erwachsenenwelten
wie einen Verkaufsladen, einen Doktor, Werkstätten
– bis hin zu privatem Leben und Wohnen. Das ist
eine kleine und kindgerechte Spielwelt, die Kinder
immer neu erobern, wo sie miteinander üben und
in wechselnden Rollen spielen können. Hier erleben
sie jedesmal etwas Neues, weil sich auch die Spiel-
kameraden und Themen ändern können.
Gehen Sie selbst ihrem Kleinsten noch auf den Spiel-
platz? Toben Sie mit ihm über die Kulturinsel?
Das
habe ich nie gemacht. Wir nutzen andere Gelegen-
heiten für gemeinsame Unternehmungen, die sich
uns bieten. Er hat hier auch so viele Möglichkeiten
und kümmert sich selbst, da ist jeden Tag etwas
anderes aktuell. So sehr hat er auch nicht das Be-
dürfnis, immer mit seinem Papa zu spielen. Es fällt
mir ehrlich gesagt auch schwer, mit einem Kind zu-
sammen zu spielen und kindlich zu tun. Wir erleben
dann lieber irgendwelche Sachen zusammen, bauen
etwas oder so. Das fällt mir leichter und da kann ich
auch ehrlich zu uns beiden sein.
Lebt eigentlich ihre ganze Familie noch auf der Kultur-
insel?
Ich bin mit meiner Partnerin und meinem Sohn
hergezogen. Meine Schwester kam dann später mit
ihren Söhnen dazu und jetzt haben wir unseren Vater
auch noch hergeholt. Wir leben hier in dem ursprüng-
lichen alten Bauernhaus und wohnen quasi zwischen
der Arbeit, denn drumherum sind die Büros.
Sie leben also nicht wie der Inselkönig Bergamo in
einem Baumhaus?
Ich habe mal ein halbes Jahr hier
in einem Baumhaus gewohnt, als Rückzugsort. Das
war auch nicht ganz freiwillig und leider notwendig.
Da war ich froh, als ich wieder ins Haus zu meiner
Partnerin zurückziehen konnte.
Haben sie eigentlich Angst, dass wenn der Thron-
folger in den Ruhestand geht, es keinen Nachfolger
geben wird?
Meine Partnerin wird mein Nachfolger.
Das bleibt in der Familie.
Gibt es in Europa eigentlich noch eine Firma, die so
viele große Spielplätze baut wie Sie?
Wir bauen kei-
ne Spielplätze, wir erfinden Freizeitwelten. Da ent-
stehen permanent neue und ungewöhnliche Dinge.
Jemand, der etwas Besonderes und oft auch die nö-
tige Portion Mut braucht, der greift auf uns zurück.
Haben Sie ein Lieblingsprojekt?
Da gäbe es sicher-
lich viele. Zum Beispiel haben wir im Zoo Osnabrück
einen Teil mit dem Thema Afrika gestaltet und mit-
ten in den Zoo ein afrikanisches Dorf gebaut. Da
gehen Spielplatz und Tiere zusammen, alles kann
direkt erlebt werden.
Baumhäuser als besondere Leidenschaft
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