Seite 43 - lausebande_070812

Basic HTML-Version

Ratgeber :: Seite 43
hochdifferenzierte, aktive Struk-
turen mit reichhaltigen „Sinnes-
fühlern“ (Mechano-Rezeptoren).
Diese haben vielfältige Verbin-
dungen und Wechselwirkun-
gen zum gelenkstabilisierenden
Muskelsystem (unter anderem
Band-Muskel-Reflex).
Jede Kapsel-Bandverletzung stellt
eine Schädigung dieser Sensoren
(Afferenzsystem) sowie eine Be-
hinderung der Reflexe dar. Die
Wahrscheinlichkeit einer erneu-
ten Verletzung ist damit erhöht.
Während man früher nur aktiv
die Muskulatur gekräftigt hat,
weiß man heute, dass eine Ge-
lenkstabilisation nicht nur über
die reine Muskelkraft erfolgt, son-
dern vor allem über Strukturen
die den Muskel steuern (neuro-
muskulär). Dazu gehören nicht
nur die Nerven, sondern auch der
Kapsel-Band-Apparat.
Demnach kann man über ein spe-
zielles sensomotorisches Mus-
kelfunktionstraining die Koordi-
nations- und Reaktionsfähigkeit
verbessern und so die Wahr-
scheinlichkeit eines erneuten Um-
knickens minimieren.
Wer die dicksten Muskeln hat,
hat nicht immer die stabilsten
Gelenke.
Alleinige Muskelkraft reicht dem-
nach nicht aus. Man kann und
Sprunggelenksverletzun-
gen gehören zu den häu-
figsten Verletzungen im Breiten-
und Leistungssport. Der Klassiker
dabei ist das sogenannte „Um-
knicktrauma“, bei dem es häufig
zu Kapsel- und/oder Bänderverlet-
zungen kommt (zum Beispiel: Riss
der Außenbänder).
Die Folge ist nicht selten eine
chronische Bandschwäche mit
immer wiederkehrenden Um-
knickverletzungen. Die Außen-
bänder sind wichtige Stabilisato-
ren des Sprunggelenkes während
der sportlichen Belastung. Schä-
den bedeuten zuweilen nicht nur
eine schmerzbedingte Einschrän-
kung der sportlichen Aktivität und
Leistungsfähigkeit, sondern auch
Angst vor erneutem Umknicken
(die Instabilität). Eine Möglichkeit
das Sprunggelenk zu stabilisieren,
stellen externe, passive Hilfsmit-
tel wie Orthesen, Bandagen oder
auch Tapes dar.
Seit vielen Jahren wird in der
Sportmedizin und Sportphysio-
therapie aufgrund des erweiterten
Wissens um die funktionelle Kom-
plexität der Bandstrukturen auch
ein neuer präventiver und thera-
peutischer Ansatz empfohlen:
Das aktive Stabilisationstrai-
ning des Sprunggelenkes
Außenbänder sind keine pas-
siven
Strukturen,
sondern
muss nicht nur die Muskeln kräf-
tigen, sondern auch die Funktion
der der Bänder unterstützen und
stärken. Um die Beinachse zu sta-
bilisieren, stehen dabei komplexe,
bewusst wackelige und labile Aus-
gangsstellungen und/oder Übun-
gen mit fest stehendem Vorfuß im
Vordergrund.
Fazit:
Labile Trainings- und
Übungssituationen für die Gelen-
ke sollen für eine schnelle Refle-
xantwort der Muskel-Sehnen-Bän-
der-Einheiten sorgen und die
Trainings- bzw. Wettkampfsituati-
on nachahmen. Sie sollten fester
Bestandteil in jedem Sport sein,
egal ob mit Kinderschuhen oder
99 Jahren…
1. Der kindliche Knicksenk-Fuß
ist bis zum 6. Lebensjahr völlig
natürlich. Sollte sich das Fuß-
gewölbe danach nur minimal
oder gar nicht bilden, empfiehlt
sich Physiotherapie mit geziel-
ten Übungen und ggf. Einlagen
für die Schuhe.
2. Das beste Training für Fuß- und
Beinmuskulatur, Sehnen- und
Bandapparat sind barfußspielen
und laufen im Sand am Strand.
Umgeknickt…! Das passiert mir öfter…
Unseren Ratgeber zum Thema wird von Manuela Frenzel, (Physiotherapeu-
tin/Sportphysiotherapeutin/Osteopathin/Sportosteopathin) betreut.
physiotherapie-frenzel.de
::
Stabilisierung des Sprunggelenkes im Sport
Tipps