Seite 28 - lausebande-09-2011

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Interview :: Seite 28
same Vorstellung. Das ist trotz meiner Elternzeit
ausgerechnet in diesem Monat das erste Mal der
Fall. Da müssen wir unser Kind zum ersten Mal ab-
geben, das beschäftigt uns schon.
Weinina:
Ich will gar nicht daran denken. Das
wird uns sicher sehr schwer fallen. Wir haben zwar
schon darüber gesprochen, aber so richtig ist uns
das noch nicht klar, wie das funktionieren soll.
Sie wohnen mitten im Cottbuser Zentrum – soll es
jetzt mit Familie nicht mehr Ruhe, Natur oder Grün
sein?
Kai:
Wir ziehen jetzt um, aber wieder mitten
ins Zentrum. Da gibt es aber einen Garten und wir
ziehen in den familienfreundlichen ersten Stock.
Bislang leben wir ja wie fast alle Künstler, die ich
kenne, unter dem Dach. Das mit dem Dach ist bei
Künstlern ein Phänomen. Alle Künstler, die ich
Ist Ihnen die Umstellung vom klassischen Ballett
bzw. Theater auf Babyunterhaltung schwer gefallen?
Kai:
Das ist überhaupt kein Problem. Wenn
man vom Sinn des Lebens spricht – Künstler sind
ja auch immer auf der Suche nach Grenzen und
Probieren sich aus – dann habe ich die Antwort
gefunden. Der Sinn des Lebens ist in unserem Klei-
nen zu sehen. Das ist das Schönste, was es gibt. Ich
konnte mir das nicht vorstellen und war 100 % auf
Theater eingestellt, alles andere musste sich unter-
ordnen. Da ist zuvor auch das Privatleben auf der
Strecke geblieben. Familie ist für mich eine ganz
neue und wunderbare Erfahrung. Wenn man auf
der Bühne steht und das Publikum applaudiert,
ist das auch ein Kick und Adrenalinschub. Aber es
ist in keiner Weise mit dem Gefühl des Vaterseins
zu vergleichen. In meinem bisherigen Leben ging
nichts über das Gefühl bei der Geburt.
Sie haben sich auch die Zeit zu Hause mit dem
Kind geteilt?
Weinina:
Ich war jetzt zehn Monate zu Hause
und jetzt nutzt Kai die Zeit bis Weihnachten. Jetzt
ist der Mann dran.
Kai:
Ich freu mich sehr darauf. Ganz pausie-
ren kann ich aber nicht, weil ich in verschiedenen
großen Produktionen mitspiele. Das Theater bringt
uns aber großes Verständnis entgegen und hat
nicht so viele Produktionen auf den Spielplan ge-
setzt, in denen ich mit wirke. Ich mache bis Weih-
nachten aber keine neuen Produktionen und spare
auch den Probenstress.
Wie ist es mit dem Vater- und Muttersein – ändert
sich der Umgang mit den Rollen, die Sie auf der
Bühne spielen?
Kai:
Mit Sicherheit. Man weiß jetzt, wovon
man spricht und wie es ist, Vater zu sein. Natürlich
kann man einen Vater auch ohne diese Erfahrung
spielen, für das Unterbewusstsein ist es aber ein
Fundus, aus dem man schöpfen kann, wenn man
das Gefühl des Vaterseins selbst erlebt hat.
Weinina:
Man wird durch diese Erfahrung vor
allem reifer.
Bereitet es ihnen Probleme, dass Sie am Theater
kaum einen geregelten Tagesablauf realisieren
können?
Kai:
Bis jetzt war es seit Naels Geburt eher ru-
hig und wir hatten abends noch nie eine gemein-
Szenenfoto aus dem Ballett von Giorgio Madia
„Chopin imaginaire“ mit Weinina Weilijiang