Seite 46 - lausebande-10-2013

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Interview :: Seite 46
neue und spannende Entwicklung und Erfahrung.
Ich pubertiere auch gleich mit.
Können Sie Ihre Kinder eigentlich noch für das
Land- und Gartenleben begeistern?
Nein. Früher als
sie kleiner waren, sind sie gern mit in den Garten ge-
kommen. Jetzt wollen sie nur noch, dass die Eltern
irgendwohin fahren und sie ihre Ruhe haben. Das
mit dem Garten kommt aber noch. Im Grunde will
jeder Mensch seinen eigenen Garten haben, auch
die Kinder. Ich glaube, jeder Mensch ist sein eigener
Garten.
Sie kommen mit ihren Büchern übers Gärtnern und
Fischen immer mehr in die Natur, werden Sie nach
Zeiten der Russendisko in der Großstadt ruhiger?
Vielleicht war ich früher einfach viel zu sehr mit mir
selbst beschäftigt und jetzt habe ich ein Auge für das
bekommen, was um mich herum passiert. Das ist
die beste Zeit zu versuchen, die Welt da draußen zu
verstehen. Da muss man in die Natur gehen. Ohne
Natur kann man auch die Städte nicht wahrnehmen.
Aber selbst die Natur ist ja schon von Menschen-
hand gestaltet, es gibt doch keine Naturlandschaft
mehr, die nicht von Menschen beeinflusst wurde.
Jede Naturlandschaft ist eine Kulturlandschaft ge-
worden. Man kann Natur und Kultur gar nicht mehr
trennen ...
Zurück zu Ihren Geschichten: die sind wirklich aus
dem Leben gegriffen und viele handelnde Personen
können sich wieder erkennen, haben Sie da schon
einmal Ärger bekommen?
Nein, ich schreibe ja nichts Schlechtes über die
Menschen, sondern nur Gutes. Eine wichtige Rolle
in meinem aktuellen Buch spielt ja Matthias, mein
aus Cottbus zugezogener Nachbar. Der hat früher im
Cottbuser Zoo als Elefantenpfleger gearbeitet. Er hat
auch selbst Geschichten geschrieben. Ich versuche
gerade, ihn zu überreden, ein eigenes Buch daraus
zu machen. Das sind spannende Geschichten über
das, was da alles im Cottbuser Zoo los gewesen ist.
Was gefällt Ihnen denn an den Brandenburgern und
was missfällt Ihnen?
Über die Brandenburger erzählt
man auch, dass sie unfreundliche Menschen sind,
was natürlich absoluter Quatsch ist. Sie sind super-
freundlich. Sie zeigen das nur nicht jedem. Sie wol-
len Menschen mit ihrer Freundlichkeit nicht auf den
Keks gehen. Da sind sie lieber zurückhaltend und
umweltbewusst.
Müssen Sie Ihre Bücher und Ihr Live-Programm bei
all dem Persönlichen und Privaten eigentlich vorher
von Ihrer Frau freigeben lassen?
Klar, meine Frau und
meine Kinder kennen meine Geschichten und gegen
ihren Willen würde ich die auch nicht schreiben. Es
geht ja darum, auf eine spannende und abenteuerli-
che Weise die Tragödie des menschlichen Lebens zu
schildern. Sonst wäre das eine Sackgasse. Dann wei-
nen ja nur alle. Deshalb versuche ich, durchaus erns-
te Themen mit einem Lachen zu schildern.
Am 13. Dezember kommt Kaminer zur Lesung nach Cottbus – und besucht die Elefanten im Tierpark!